das Tagebuch

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Niedergeschlagen und gezeichnet von der Nacht gehe ich in unser Haus. Dass JJ und Topper so aneinandergeraten sind, wollte ich nicht, und es schmerzt mich, dass Topper so herablassend war.

Ich bin kaum zwei Sekunden im Haus, als meine Mom mich überschwänglich in die Arme schließt. „Schätzchen, wir haben uns solche Sorgen gemacht, und wie es aussieht, zu Recht! Du sollst dich doch nicht mit John B abgeben!" klagt sie und hält mich fest.

Meine Mutter mochte die Pogues noch weniger als Topper, und das muss man erst mal schaffen. Sie hat so große Angst, dass ich genauso ende wie Sarah Cameron, dass sie mich bei jeder Gelegenheit daran erinnert, was für Kriminelle diese Pogues doch sind.

Ich löse mich aus der Umarmung und versuche ihr zu erklären, was alles passiert ist. Ich weiß nicht, wieso, aber alles, was sie hört, ist, dass ich allein mit JJ in einem Bunker war. Wie dramatisch.

Bevor sie noch einen Herzinfarkt bekommt, gehe ich wortlos an ihr vorbei, die große Treppe hinauf und ins Badezimmer.

Langsam streife ich mir die Kleidung ab und lege sie behutsam auf den Boden, fast so, als ob ich die Erinnerung an den Abend nicht zerstören will. Ich steige in die große Dusche und lasse das warme Wasser auf meine Haut prasseln. Ich merke, wie sich meine Anspannung langsam unter dem Wasser auflöst und ich wieder in Einklang mit meinem Körper komme.

Ich wasche jeden Zentimeter meines Körpers und genieße es in vollen Zügen.

Nach gefühlt zwei Stunden sitze ich mit nassen Haaren und frischen Klamotten auf meinem Bett. Meine Hände streichen über die Matratze, als ich zwei laute Stimmen aus dem Zimmer nebenan wahrnehme.

Ich stehe auf und presse mein Ohr vorsichtig gegen die Wand, um meinem Bruder zu lauschen, der sich offenbar mit jemandem angeregt unterhält.

Es dauert ein paar Sekunden, bis ich erkenne, dass es Rafes Stimme ist. Rafe Cameron, Toppers bester Freund und Sarahs Bruder.

„Also, sag mir nochmal, was Laura genau zu deiner Mom gesagt hat?" will er angespannt wissen. Unglaublich, Topper hat uns belauscht...

„Sie hat meiner Mom gesagt, dass John B und JJ irgendwas Wertvolles gefunden haben, aber ich weiß nicht, was und auch nicht, wo. Wieso ist das so wichtig?"

Gute Frage, denke ich und lausche gespannt weiter.

„Wieso? Überleg doch mal! Egal was es ist, es hat bestimmt mit Denmark Tannys Tagebuch zu tun, und wenn sie herausfinden, dass ich es habe, sind wir so gut wie erledigt!" Rafes Stimme klingt panisch, aber dennoch dominant und irgendwie angsteinflößend.

Ich entferne mich von der Wand und laufe unruhig hin und her.

Denmark Tanny - der Name kommt mir bekannt vor. Ich weiß, dass er in den Geschichten der Pogues eine Rolle spielt. Geschichten über Gold und unbezahlbare Artefakte... aber das sind doch nur Geschichten. Oder?

Rafes drohende Stimme geht mir nicht aus dem Kopf. Sollte ich John B warnen? Ihm vielleicht sogar erzählen, dass Rafe dieses Tagebuch hat? Nein, das kann ich nicht machen. Das wäre Verrat. Ich bin eine Kook und sollte mich nicht einmischen.

Am besten vergesse ich die letzten Stunden einfach und kehre zurück in mein Leben - in ein Leben ohne JJ.

Wieso geht er mir nicht aus dem Kopf?

So viele Fragen, doch ich entscheide mich, heute keine davon zu beantworten, und lege mich ins Bett.

In der Sekunde, in der meine müden Knochen auf das Bett sinken, fallen meine Augen zu, und ich schlafe ein.

Stupid things have good outcomes all the timeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt