Liebe

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Mit Tränen in den Augen gehe ich in das Zimmer, in dem wir eben noch so liebevoll zueinander waren, und setze mich auf die Matratze.

„Was sollte das?“ fragt JJ frustriert und betritt das Zimmer, ehe er die Tür hinter sich schließt.

„Was bin ich für dich, hm?“ frage ich direkt und blicke ihn an. Verwirrt sieht er mich an, kämpft darum, die richtigen Worte zu finden.

„Bin ich auch nur eine Kook?“ bohre ich nach und wische mir die Tränen weg.

„Nein, d-das ist doch Unsinn! Du bist keine Kook!“ verteidigt er sich, doch es stimmt nicht. Ich bin eine Kook.

„Ach ja? Was bin ich dann? Denn eine Pogue bin ich auch nicht,“ sage ich voller Wut. „Ich bin eine Kook, und ich sollte mich nicht ständig schlecht deswegen fühlen. Mein Bruder, der sein Leben für dich verloren hat, war auch ein Kook, JJ… und ja, Rafe ist auch ein Kook! Aber das sollte doch langsam keine Rolle mehr spielen.“

Meine Worte überschlagen sich vor Wut, und ich lege mein Gesicht in meine Hände, ehe ich los schluchze. Ich hasse es, vor ihm zu weinen. Ich hasse es, dass er diese Macht über mich hat.

Zaghaft kniet er sich vor mich hin und nimmt meine Hände in seine. „Du weißt, dass du für mich viel mehr bist als irgendein Titel… und dass dein Bruder mir das Leben gerettet hat, werde ich ihm nie vergessen. Aber Rafe… Rafe hat einfach zu viele Fehler gemacht.“

„Ach, und du nicht?“ unterbreche ich ihn harsch. „Du hast auch Fehler gemacht. Ich kenne die Geschichten über die Prügeleien und alles. Wie würdest du dich fühlen, wenn ich dich nur danach beurteilen würde?“

„Das ist nicht fair,“ sagt er leise und lässt meine Hände los.

„Es ist nicht fair, dass ich mich jeden Tag aufs Neue beweisen muss, nachdem ich alles für euch getan habe, alles für dich getan habe,“ fahre ich sanfter fort. Ich will ihm nicht wehtun; ich will doch nur, dass er mich versteht.

„Ich habe dich nie darum gebeten, Laura! Ich habe dich nicht gebeten, mir am Strand zu helfen!“ Er spielt auf unsere erste Begegnung an, als ich ihn verwundet am Strand gefunden habe, nachdem sein Dad ihn verprügelt hatte.

Natürlich hat er mich nicht darum gebeten, aber ich habe es getan. Für ihn.

„Was hätte ich denn sonst tun sollen?“

Er lacht auf. Es ist sein gemeines, hämisches Lachen, das er immer dann einsetzt, wenn er etwas Verletzendes sagen will.

„Du hättest dich nicht einmischen sollen. Dann wäre das alles nicht passiert.“

Und da sind sie – die verletzenden Worte, die er mir immer dann an den Kopf wirft, wenn er selbst mit sich zu kämpfen hat. Er stößt mich weg, will, dass ich gehe und ihn darin bestätige, dass er es nicht wert ist, geliebt zu werden. Aber das werde ich nicht tun.

Ich schlucke den Schmerz hinunter und ziehe ihn grob zu mir, ehe ich meine Lippen auf seine presse. Sofort erwidert er den Kuss und drängt mich gegen die Wand. Es ist so viel mehr als nur ein Kuss. Er spiegelt den Schmerz, die Angst, die Wut und die Trauer wider, die wir beide mit uns herumtragen.

„Ich liebe dich so sehr,“ keucht er zwischen den Küssen und zieht sanft an meinen Haaren, was mir ein leises Stöhnen entlockt.

„Ich liebe dich auch,“ flüstere ich, ehe ich ihn sanft zur Matratze stoße.

Genau jetzt, genau hier, fühlt es sich einfach richtig an. Und so geben wir uns dem Moment hin.


Stupid things have good outcomes all the timeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt