Gewitter

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Das laute Donnern reißt mich aus meinem Schlaf. Noch immer liege ich in JJs Armen, mit meinem Kopf auf seiner Brust. „Es ist nur ein Gewitter,“ murmelt er leise und streicht mir sanft über den Arm.

Ich habe Gewitter schon immer gehasst. Als ich noch ein kleines Kind war, habe ich mich bei jedem Gewitter zu Topper ins Bett geschlichen. Er war immer für mich da und wusste genau, wie er mich ablenken oder beruhigen konnte.

Er fehlt mir schrecklich. Und ich wünschte, ich könnte mit meiner Mom reden, aber sie will mich ja nicht mal sehen.

Erneut blitzt es draußen, gefolgt von einem lauten Donner, der sogar JJ zusammenzucken lässt. Ich versuche, mich auf das beruhigende Geräusch des Regens zu konzentrieren, der auf das Dach prasselt, doch es hilft nichts.

Unruhig liege ich da und starre an die Wand, als ich leise Stimmen von draußen höre.
„Nur für eine Nacht, Sarah. Die Bleibe, in der ich war, ist ’ne echte Schrottbude. Ich will nur diese eine Nacht hier sein,“ höre ich Rafe, der verzweifelt versucht, mit Sarah zu reden.

„Es tut mir leid, aber es geht nicht,“ erwidert sie mit ehrlicher Verzweiflung, und ich weiß, dass sie ihm helfen will.

Vorsichtig löse ich mich von JJ, der wieder tief und fest schläft, und küsse ihn sanft auf die Wange, ehe ich nach draußen in den Flur gehe.

„Oh… hey, Laura,“ sagt Rafe, sichtlich überrascht, mich hier zu sehen. Ich lächle ihn leicht an und greife nach meiner Jacke. „Ich weiß, wo du übernachten kannst,“ sage ich zu ihm und lege meine Hand beruhigend auf Sarahs Schulter.

Fragend blickt Rafe zwischen Sarah und mir hin und her. Er ist komplett durchnässt und auch leicht außer Atem. Er ist also zu Fuß hier, weswegen ich meine Autoschlüssel nehme und zur Tür gehe.

„Sie hat einen Plan,“ versichert Sarah ihm und umarmt ihn kurz, ehe sie wieder in ihr Schlafzimmer geht.

Noch nicht wirklich überzeugt, folgt er mir durch den Regen zu meinem Auto.
„Wo… wo bringst du mich hin?“

„Weißt du noch das alte Gästehaus auf Figure Eight?“ Er nickt leicht lächelnd. „Ja, da haben Topper und ich uns mal betrunken.“ Die Erinnerung bringt ihn kurz zum Lächeln, doch es verschwindet genauso schnell, wie es gekommen ist.

„Genau, und ich habe noch die Schlüssel. Also bringe ich dich dort hin.“

Für den Rest der Fahrt schweigen wir und fahren durch den Regen nach Figure Eight. Das letzte Mal war ich hier vor fünf Tagen, als ich versucht habe, meiner Mom alles zu erklären.

Ich biege in eine kleine Seitenstraße ein und parke vor dem großzügigen Gästehaus. Rafe bedankt sich leise, als ich die große weiße Tür aufschließe und ihn ins Wohnzimmer begleite.

„Ich vermisse ihn,“ sagt er, während er aus den großen Fenstern direkt aufs Meer blickt. „Ja… ich ihn auch,“ erwidere ich und stelle mich neben ihn.

„Du wohnst also jetzt bei John B?“ will er wissen und setzt sich auf eines der Sofas.
„Ja… na ja, bis meine Mom sich beruhigt hat. Sie gibt mir die Schuld an alldem.“

Ich setze mich neben ihn, darauf bedacht, etwas Distanz zu wahren. Irgendetwas an ihm macht mich nervös. Die Art, wie er spricht, wie er einen ansieht, als wüsste er immer genau, was man denkt.

Er strahlt so eine Macht aus, und ich weiß nicht, ob ich das gut oder schlecht finde. „Ich mache dich nervös, oder?“ fragt er mit einem charmanten Lächeln.

Hab ich's doch gesagt.

Ich beiße mir auf die Unterlippe und versuche, seinem Blick auszuweichen. „Nein, es ist nur so viel passiert, dass ich nicht weiß, was ich über dich denken soll.“

„Du könntest ja das Gute in mir sehen, so wie bei JJ?“ In seiner Stimme schwingen Eifersucht und Hohn mit. Die beiden werden sich wohl nie akzeptieren.

Stupid things have good outcomes all the timeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt