Ablehnung

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„Und was machen wir jetzt?“ Kiaras Stimme holt uns alle in die Realität zurück. Schnell löse ich mich von JJ und blicke in die Runde.

„Ich weiß es nicht,“ sagt Sara leise und legt ihren Kopf auf John Bs Schulter, der sich an sie schmiegt.

„Ich habe es so satt,“ murmelt Pope, steht auf und läuft wütend in Richtung Haus. „Pope, warte!“ Ich versuche, ihn aufzuhalten und zu beruhigen, aber meine Worte scheinen genau das Gegenteil zu bewirken.

Er dreht sich harsch um. „Weißt du was? Du solltest gehen! Wir brauchen dich hier nicht mehr! Ich hab euch Kooks so unglaublich satt. Ihr nehmt euch einfach immer, was uns gehört! Und jetzt? Jetzt soll ich mit Rafe das Relikt meiner Vorfahren suchen? Nein.“ Er ballt die Fäuste, und Tränen steigen ihm in die Augen.

„Ich hab diese ständigen Demütigungen satt. Soll er es sich doch holen – wir können ihm sowieso nicht trauen!“

Mit diesen Worten lässt er uns alle stehen, packt sein Fahrrad und verschwindet in Richtung Wald.

Er hat recht. Rafe kann man nicht trauen, und jetzt hat er durch diese Aktion die Oberhand gewonnen. Ich setze mich auf die Treppe vor dem Haus und blicke in die verzweifelten Gesichter der anderen, bleibe mit meinen Blicken bei JJ hängen.

Auch ihm stehen Tränen in den Augen, aber anders als Pope kann er es nicht zulassen. Es tut mir so leid, was Pope und die anderen jetzt durchmachen, aber ich weiß einfach nicht, was ich dagegen tun soll.

„Pope hat recht,“ sagt JJ leise. „Die Sache ist gelaufen, die Kooks gewinnen, und wir verlieren.“

„Wie immer,“ fügt Kiara hinzu und setzt sich an den Tisch.

Ich weiß nicht, was ich sagen soll, ob ich bleiben oder gehen soll. Popes Worte haben mich verletzt. Bin ich schuld an all dem? Habe ich Öl ins Feuer gegossen?

„Es muss doch eine Möglichkeit geben,“ sage ich, werde aber sofort von John B unterbrochen.

„Ich denke, du solltest gehen.“ Seine Stimme ist kühl und voller Verachtung. Ich schlucke schwer. Damit hätte ich nicht gerechnet. „John B, hör auf,“ versucht Sara, ihn zu besänftigen, aber der Schaden ist angerichtet.

Ich blicke zu JJ, in der Hoffnung, dass er mir zur Seite steht, dass er John B wie Sara umstimmen will, aber er weicht meinem Blick aus, und ich kann nicht anders, als ihn direkt anzusprechen.

„JJ,“ sage ich leise, flehend, verzweifelt, doch er pflichtet John B mit einem einfachen „Er hat recht“ bei.

Nach allem, was passiert ist, hätte er mir doch helfen müssen. Oder es zumindest versuchen sollen. Doch JJ steht zu seinem besten Freund.

Tränen steigen mir in die Augen, aber ich versuche, dagegen anzukämpfen. Ich will nicht weinen – nicht hier, nicht vor den anderen.

Ich nehme meine Tasche und gehe mit schnellen Schritten zu meinem Auto. Ich höre im Hintergrund noch Saras tadelnde Worte an John B, aber der Schaden ist angerichtet.

Mit zitternden Händen öffne ich die Tür meines Wagens und steige ein. Ich starte den Motor und fahre nach Hause – dorthin, wo ich hingehöre.

Die Tränen, die ich nicht mehr zurückhalten kann, trüben meine Sicht, und ich wische sie mir zitternd aus den Augen. Es ist, wie Topper gesagt hat: Am Ende haben sie mich nur benutzt.

Zu Hause angekommen, sitze ich noch eine Weile im Wagen. Ich muss mich beruhigen; mit verheulten Augen kann ich nicht ins Haus. Ich würde die vielen Fragen nicht ertragen.

Ich atme drei-, viermal tief ein und aus und zwinge mich, nun endlich ins Haus zu gehen. Vielleicht habe ich Glück, und es ist niemand da?

Mit immer noch zitternden Händen öffne ich die Tür und will direkt nach oben in mein Zimmer gehen, als auf einmal Rafe aus der Küche kommt. „Hey,“ ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus.

„Hey.“ Ich versuche, cool zu wirken, aber ich glaube kaum, dass ich es schaffe. „Ist alles okay?“

Seine Besorgnis verwirrt mich. Was hat er vor? Weiß er, dass ich bei den Pogues war?

„Ja, sicher, ich bin nur müde,“ sage ich und setze ein falsches Lächeln auf.

Er lehnt sich lässig in den Türrahmen und mustert mich von oben bis unten, was mir einen Schauer über den Rücken jagt.

„Okay. Na ja, du weißt, dass du immer mit mir reden kannst, oder?“

Was er sagt, klingt aufrichtig, authentisch, und wenn ich ihn nicht besser kennen würde, würde ich mich ihm sofort anvertrauen. Ich habe niemanden, mit dem ich reden kann, niemanden, der verstehen würde, was ich fühle. Es wäre schön, wenn er dieser jemand sein könnte – aber das ist er nicht.

Oder etwa doch?

Ich schüttele den Gedanken ab und nicke nur, ehe ich mich umdrehe und nach oben in mein Zimmer gehe. Verzweifelt lasse ich mich auf mein Bett fallen und starre an die Decke.

Die letzten Tage waren so anstrengend, haben mich emotional so gefordert, dass ich, ohne es zu merken, einfach in den Schlaf drifte.

Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen habe, aber es ist bereits dunkel draußen, als mein Handy klingelt und mich aus dem Schlaf reißt.

Hastig taste ich nach meiner Tasche, die ich auf den Boden geworfen habe, und nehme den Anruf entgegen.

„Hallo?“ Meine Stimme klingt verschlafen.

„Hey, ich bin’s … JJ. Kannst du vielleicht kurz rauskommen?“

Stupid things have good outcomes all the timeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt