Stupid things have good outcomes all the time

Willkommen auf dem Cut

„Ähm, hey," antworte ich, während ich merke, wie sich mein Körper anspannt. „Ich wollte fragen, ob alles in Ordnung ist?"

Ich weiß nicht warum, aber seine Frage macht mich wütend. „Meinst du, nachdem du meinen Bruder provoziert hast und es so aussehen lassen hast, als hätten wir eine wilde Nacht zusammen verbracht?" entgegne ich wütend. Die ganze Zeit über habe ich nie darüber nachgedacht, wie bescheuert JJ sich eigentlich verhalten hat. Ich habe Topper verurteilt, aber was JJ getan hat? Unglaublich.

„Ach komm, ich hab mich nur gewehrt, und es war nicht so gemeint," versucht er, sich herauszureden. Er nimmt die ganze Situation nicht ernst - aber wie auch? Er muss ja nicht in einem Haus voller Verachtung und Hohn sitzen.

„Was willst du? Mir geht's gut, bin kerngesund," sage ich, den Sarkasmus nicht verbergend.

„Okay, ich wollte nur wissen, ob es dir gut geht, und..." Er zögert. „...ob du uns vielleicht bei einer Kleinigkeit helfen könntest?"

Er weiß, dass es riskant ist, mich so etwas zu fragen, deshalb das Zögern, aber er hat es trotzdem getan. Alles in mir schreit „Ja", und trotzdem zögere ich diesmal.

Rafes Worte von vorhin schwirren in meinem Kopf. Dass ich meine Zeit nicht mit Menschen verschwenden soll, die nicht gerettet werden wollen. Hat er recht? Bin ich immer für andere da und vergesse mich dabei selbst? Finde ich JJ vielleicht deswegen so interessant?

„Bist du noch dran?" fragt JJ und reißt mich aus meinen Gedanken, die anscheinend länger gedauert haben.

„Ja... ich schätze, es kommt drauf an."

„Kannst du heute Abend zum alten Bootshaus beim Cut kommen?"
Das ist eine verdammt gute Frage.

Ich schließe kurz die Augen und fasse mir an meinen mittlerweile pochenden Schädel.
„Ja... ich bin so gegen acht da," beantworte ich die Frage und lege auf.

Ich hätte auf eine Antwort warten sollen, ich hätte freundlicher sein sollen, mehr Informationen verlangen sollen, aber ich konnte keine Sekunde länger mit ihm am Telefon sein. Mein Hirn explodiert gleich, und ich verfluche mich dafür, dass ich an dem Abend nach ihm gesehen habe.

Den restlichen Tag verbringe ich stillschweigend in meinem Zimmer, auf meinem Bett liegend. Meine Gedanken kreisen immer wieder um JJ.

Kann ich noch klar denken, wenn ich ihn zu nahe an mich heranlasse? Bilde ich mir diese Verbindung vielleicht nur ein?

Die restliche Zeit vergeht wie im Flug, und ich habe Glück, dass Topper noch nicht von seinem Surftrip zurück ist, als ich mich in mein Auto setze und mit offenem Fenster Richtung Cut fahre.

Jedes Mal, wenn ich über diese Brücke fahre, fühlt es sich an, als würde ich in ein anderes Leben eintauchen. In eine andere Welt.

Das alte Bootshaus liegt ziemlich abgelegen, und ich parke mein Auto etwas weiter entfernt, um den restlichen Weg zu laufen.
Ich will nicht mit meinem Mercedes bei ihnen aufkreuzen, ich will nicht, dass sie mich verspotten.

An der Anlegestelle sehe ich ein kleines Boot mit der Aufschrift „The Snapper". Sie sind also schon da. Dann mal los.

Unsicher bewege ich mich auf den Steg zu und sehe Kiara, John B, Sarah, JJ und Pope.
Jeder kennt sie. Wo auch immer Ärger ist, sind die fünf nicht weit entfernt.

Kiara ist die erste, die mich entdeckt, und ihr Blick verrät mir, dass sie nicht mit mir gerechnet hat.

„Was zum Teufel willst du hier?" Sie klingt verletzt, betrogen, wütend und schockiert. Keine gute Kombination.

Ihre Arme sind verschränkt, und ihr Blick durchbohrt mich verachtend.
„Na ja... JJ meinte, ihr braucht meine Hilfe."

Sie fängt an, gekünstelt zu lachen, und blickt zu den anderen vier, die gekonnt ihrem Blick ausweichen.
Anscheinend wussten alle von meinem Eintreffen. Alle außer ihr.

Interessant.