ein neuer Verbündeter

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Rasch verlassen wir das Museum durch den Hinterausgang und treten in die kühle Luft hinaus. Die Stimmung ist angespannt. Zwar haben wir den Familienstammbaum von Denmark Tanny gefunden, was uns sicher weiterbringt, aber Rafe und Limbrey sind ebenfalls in Charleston. Die Zeit läuft also gegen uns.

Ich hole mein Handy hervor und reiche es Pope. „Hier, ich habe Fotos vom Stammbaum gemacht“, sage ich, bemüht, Zuversicht in die Gruppe zu bringen. Aber es gelingt mir nicht.

Angespannt scrollt Pope durch die Bilder und versucht, sie zu entschlüsseln.

Ein Stück weiter weg unterhalten sich John B und Sarah angeregt, offenbar in einem Disput. Auch Kiara und JJ haben das bemerkt. „Wahrscheinlich will Sarah, dass wir Rafe ins Boot holen“, sagt Kiara in einem abfälligen Ton, der langsam schwer zu ertragen ist.

„Ja, und das wäre keine schlechte Idee!“, wage ich zu sagen. Mir ist es egal, ob daraus eine Diskussion entsteht – ich habe die ständigen Sticheleien satt.

„War ja klar, dass du das so siehst“, erwidert sie mit unverhohlener Verachtung.

„Okay, was ist dein Problem?“ frage ich sie direkt. John B und Sarah stoßen zu uns und merken sofort, dass etwas nicht stimmt. „Laura, komm schon“, sagt JJ und legt seine Hand auf meine Schulter.

„Genau das ist mein Problem!“ faucht Kiara und zeigt auf JJ und mich. „Du kommst hierher, stellst alles auf den Kopf, mischst dich in alles ein und tust so, als ob du auf unserer Seite wärst!“

In ihren Worten stecken Wut und Verzweiflung, und ich verstehe es. Ich verstehe es wirklich. Aber was ist mit meiner Wut und meiner Verzweiflung?

Ich habe so viel aufgegeben und riskiert – und trotzdem bin ich die Böse. Sarah, die über Kiaras Worte ebenso entsetzt ist wie ich, mischt sich ein.

„Sie hat uns geholfen, Kiara! Was muss sie denn noch tun, damit du sie endlich akzeptierst?“ Auch in ihrer Stimme liegt Verzweiflung.

„Geholfen? Sie will Rafe ins Boot holen!“ Kiaras Stimme wird schrill und laut.

„Und genau das sollten wir tun“, sagt Pope, und seine Worte lassen uns alle verstummen. „Ich habe eine Ahnung, wo der Schatz sein könnte, aber wir brauchen mehr Zeit. Und Rafe könnte uns diese Zeit verschaffen.“

„Ja, das kann ich“, meldet sich eine schmerzverzerrte Stimme hinter uns.

Sofort drehen wir uns um. „Oh mein Gott, Rafe!“, sagt Sarah besorgt und sieht auf die blutende Wunde an seinem Oberarm. Ein tiefer Schnitt zieht sich über seinen Oberarm und blutet heftig.

John B greift schnell nach Sarahs Hand, um sie daran zu hindern, zu ihm zu gehen. Er misstraut ihm – und ich verstehe es. Auch Pope ist hin- und hergerissen. Obwohl er mir und Sarah zugestimmt hat, ist es schwer für ihn, Rafe nach allem, was passiert ist, gegenüberzutreten.

Hat Limbrey ihm das angetan? Hat er sich gewehrt? Tausend Fragen schießen mir durch den Kopf, und meine Hände beginnen zu zittern. Ich spüre, wie JJ sanft nach meiner Hand greift, und sehe zu ihm. Sofort entspannt sich mein Körper, und ich bin ihm für diese kleine Geste dankbar.

Es gibt noch so viel zwischen uns zu klären, und der Kuss von gestern Abend geht mir nicht aus dem Kopf. Aber ich weiß, dass das jetzt nicht Priorität hat, und bin froh, dass er das genauso sieht.

„Ich weiß, ihr habt keinen Grund, mir zu vertrauen“, sagt Rafe unter Schmerzen, „aber ich kenne Limbreys Männer und weiß, was sie alles über den Schatz wissen. Ich will nur das verdammte Grabtuch – das Relikt ist mir egal.“

Kiara, sichtlich überfordert von all dem, wischt sich die Tränen aus den Augenwinkeln und verschränkt die Arme um sich selbst.

Ich löse meine Hand aus JJs, gehe vorsichtig zu ihr hinüber und lege eine Hand auf ihren Rücken. „Es tut mir leid“, sage ich leise und blicke dann zu Rafe.

„Ich weiß, wo wir hingehen können, um uns ungestört einen Plan zu überlegen“, sagt Rafe und sieht dabei Sarah an. „Das alte Anwesen von Rose. Weißt du noch?“

Stupid things have good outcomes all the timeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt