Pausenplausch

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ARIANA POV

Ich saß in der Pause mit Diana auf dem Schulhof. Wir unterhielten uns über die letzten Klausuren und eben auch über Mary. Ich erzählte ihr, dass ich unseren Kontakt in der letzten Zeit leider ein wenig schleifen lassen hatte und dass mir das auch sehr leid tat. Um so glücklicher machte es mich von Diana zu hören, dass sie sich bald wieder mit Mary verabredete und dass die beiden Abends des Öfteren telefonierten.

Ich war ein wenig stutzig, dass Mary es mir nicht selbst sagte aber da ich mich selbst nicht gemeldet hatte, konnte ich es ihr nicht krumm nehmen.

Diana strahlte förmlich als sie von Mary erzählte. Es freute mich so für die beiden. Vielleicht erzählte Mary mir auch noch nichts, weil sie es selbst erst einmal abwarten musste und schauen wie sie mit ihren neu entdeckten Gefühlen umzugehen hatte.

„Und hast du jemanden kennen gelernt?" fragte Diana mich plötzlich.
Wir saßen auf einer steinernen Tischtennisplatte, die etwas versteckt auf dem Schulhof unter einem großen Baum stand.
Ich schaukelte mit den Beinen und wusste nicht so recht wie ich darauf antworten sollte.
Eigentlich hatten Adam und ich geklärt, dass wir zusammen waren aber das konnte ich schließlich niemandem erzählen.

Ich zögerte ein wenig bis ich antwortete „nein nicht wirklich."
Wenn es niemanden gäbe, würde sie auch  nicht weiter nachhaken.

„Sorry, ich dachte nur...Du wirkst heute etwas nachdenklich" gestand Diana und platzierte ihre Tasche unter ihrem Kopf, damit sie sich auf den Rücken legen konnte.
Ich tat es ihr gleich.

Die Platte war kalt aber ich legte meine Jacke unter mich und meine Tasche ebenso unter meinen Kopf.
Ich sah hinauf in den Himmel. Direkt über uns ragte eine große Birke in die Höhe. Die Vögel zwitscherten fröhlich und im Hintergrund tobte der klassische Lärm. Viel Gelächter, viel Geschrei und jede Menge Schritte.

„Ja an meinem Geburtstag ist viel passiert" antwortete ich.
Ich dachte zurück an die Ansprache meiner Tante, Marcos kindischem Verhalten und Adams dubiose Nachrichten.

Diana sah zu mir „was ist denn passiert?"
Kurz überlegte ich, ob ich ihr davon erzählen sollte aber ich wüsste nicht, wie ich es so verpacken konnte, dass sie keine weiteren Fragen stellen würde.
Ich entschied mich für die Kurzfassung.

„Ach meine Mom hat getrauert wegen meinen Großeltern, mein Bruder hat sich mit seinem besten Freund angelegt und meine Tante war wie immer verrückt."
Ich schenkte ihr ein sanftes Lächeln und hoffte, dass sie sich mit der Antwort zufrieden geben würde.

„Darf ich fragen was mit deinen Großeltern passiert ist?"
Offensichtlich dachte Diana, ihnen wäre etwas zugestoßen oder sie wären verstorben. Klar, so hörte es sich auch gerade an.
Ich schüttelte den Kopf „nein nein denen geht's gut, keine Sorge. Sie haben einfach den Kontakt zu uns abgebrochen und das nimmt meine Mom sehr mit."
Diana nickte.
Plötzlich drehte sie sich zu mir um „Moment...war der Freund deines Bruders nicht Herr Garcia? Er war doch einmal auf seiner Party."

Ich hatte schon ganz vergessen, dass ich Diana auf der Party damals das erste mal begegnet war. Natürlich erkannte sie Adam wieder.

Es abzustreiten machte eh keinen Sinn.
„Ehm ja tatsächlich sind sie befreundet" gestand ich.
„Dann kennt ihr beide euch auch?" schlussfolgerte sie und blickte mich nun an.
So langsam wurde mir mulmig bei unserem Gespräch.

Ich nickte „ja, schon seit ich klein bin."
Meine Stimme wurde automatisch etwas leiser.
Vorsichtig sah ich mich um. Niemand sollte von unserer Bekanntschaft wissen.
Ich musste darauf hoffen, dass Diana es nicht weiter erzählen würde. Die Leute würden denken, dass er mich absichtlich besser benotet als die anderen und das wollte ich nicht.
„Aber pshht" zischte ich und hielt mir den Finger vor die Lippen.
Auch Diana schaute sich behutsam um. „Ahh ich verstehe" flüsterte sie.

„Ich hab gehört, dass er sich auf der Klassenfahrt für dich eingesetzt hat, wegen Henry" sie senkte ihre Stimme. Ich nickte zustimmend.
„Voll süß, wie er sich um dich kümmert" gestand sie und grinste schief. Ich konnte eben so ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Ja das rechnete ich ihm auch hoch an.
Dank Adam musste ich Henrys Gesicht eine Zeit lang nicht sehen.

„Nicht nur das" sagte ich und lehnte mich zu ihr rüber um ihr ins Ohr zu flüstern. Diana sah mich erwartungsvoll an.
„Als ich am Bahnhof verloren gegangen bin, kam er um nach mir zu suchen und er hätte sich fast mit einem Typen geprügelt, der mich dumm angemacht hat"
Direkt als ich meine Worte ausgesprochen hatte, bereute ich sie sofort. Ich hätte die Klappe halten müssen denn diese Information war definitiv zu viel. Sie würde es falsch bzw richtig interpretieren.
Ich konnte nichts weiter tun als sie anzusehen und auf eine Reaktion zu warten, die nicht all zu lange auf sich warten lies.

Diana hielt sich die Hand vor den Mund und quiekte in sie hinein. Ruckartig haute ich ihr leicht gegen das Bein, damit sie damit aufhörte.
„Wie süß ist das denn bitte? Also entweder sieht er in dir seine kleine Schwester oooder..."
Sie verstummte plötzlich und ihr Blick war hinter mich gerichtet. Diana wurde blass.
Wieso redete sie nicht weiter?

Ich drehte mich um und sah in Adams ernstes Gesicht.

Mist.

Er räusperte sich deutlich.
„Oh Herr Garcia" stammelte ich unbeholfen. Hatte er alles mit angehört?

„Frau Harrington, kann ich Sie kurz sprechen?" Sein Ton war harsch.

Ich schluckte.
Mit einem Ruck rutschte ich von der Tischtennisplatte und schulterte meine Tasche.
„Wir sehen uns" sagte Diana noch ehe ich ihr zu winkte und ihr den Rücken zuwandte.

Ohne ein weiteres Wort zu wechseln lief ich Adam hinter her. Er hatte seine Sporttasche über seine Schulter geworfen und seine Haare waren noch etwas zerzaust. Er musste gerade eine Sportstunde unterrichtet haben.
Als ich so hinter ihm her trottete, konnte ich seinen Duft einfangen. Er roch keines Wegs nach Schweiß, sondern nach seinem After Shave. Es roch frisch und angenehm.

„Wo gehen wir hin?" fragte ich und versuchte mit ihm mitzuhalten. Seine langen Beine trugen ihn schneller voran als mich meine. Während er einen Schritt machte, machte ich zwei.

Er gab mir keine Antwort.
Wir waren im Schulgebäude aber da ich mich nur auf seinen schönen Rücken konzentrierte, hatte ich die Orientierung verloren. In diesem Teil des Gebäudes war ich wohl noch nie.

Sein Schweigen nervte mich langsam.
Als es dann plötzlich läutete und die Pause um war, blieb ich sofort stehen.
„Ich muss los. Die Pause ist rum" sagte ich selbstbewusst. Gerade als ich mich umdrehte, da von ihm keine Reaktion kam, packte er mich und zog mich in einen dunklen Raum.

Er lies die Tür hinter uns ins Schloss fallen.
Alles war dunkel. Ich sah nichts außer schwarz.
Mit einem Klick betätigte Adam das Licht. Von der Decke baumelte eine einzige Glühbirne, die hin und her schwang.

Jetzt sah ich nur noch dunkle Augen.
Augen die mich am liebsten fressen würden.
Wieder schluckte ich schwer. War er sauer auf mich oder konnte ich etwas anderes in seinem Blick deuten?

My Brothers best Friend Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt