My Brothers best Friend

Verlaufen

Nach einer gefühlten Ewigkeit hielt der Zug an. Wir machten einen Zwischenstopp um das Gleis zu wechseln.
Die letzte Stunde rutschte ich schon auf meinen Platz hin und her, da ich dringend für kleine Prinzessinnen musste. Auf die Toilette in Zug wollte ich allerdings nicht gehen. Das war mir echt zu unhygienisch.

Als der Zug zum stehen kam und die Leute ihre Plätze verließen, stieß ich Henry an um mir den Weg frei zu machen. Ich nahm meine Tasche und lief schnurstracks zum nächsten WC.

Dort angekommen musste ich mich ans Ende der Schlange stellen. *ich hasse Bahnhöfe. Zu viele Menschen und zu wenig Toiletten*
Als ich an der Reihe war, kramte ich 50 Cent aus Meinem Portemonnaie. Es war eins dieser blöden Toiletten bei denen man nur mit Geld durch das Drehkreuz kam.

Die Kabine die noch frei war, hatte keine Möglichkeit zum abschließen mehr. Es stank fürchterlich und auf dem nassen Boden lag Toilettenpapier. Nur von Anblick wurde mir schlecht.
Ich nahm mir etwas mehr Toilettenpapier und legte damit den Rand aus bevor ich mich setzte.
*hoffentlich hole ich mir kein Herpes. Wie ekelhaft. Wofür zahle ich bitte wenn's hier so aussieht!?*

Als ich die Toiletten verlies und mir die Hände gewaschen hatte, stand ich dort. Mitten im Bahnhof und hatte die Orientierung verloren.
*scheiße ich werde den Weg nie wieder zurück*

Ich lief los und versuchte den Weg zurück zu konstruieren. Langsam bekam ich Muffensausen.
Ich hatte nicht viel Zeit. Glücklicherweise fand ich das Gleis tatsächlich wieder. Ich erkannte die alte Dame die dort vorhin auch schon ihre Zeitung gelesen hatte.
Als ich mich im Kreis drehte sah ich niemanden. Die ganze Gruppe war schon zum neuen Gleis gegangen. Scheinbar war niemanden aufgefallen, dass ich weg war. Der Gedanke daran, dass niemand an mich dachte schmerzte.
*was mache ich jetzt nur?*
Mir fiel direkt wieder ein, dass ich Henrys und Dianas Nummer hatte.
Gerade als ich mein Handy zücken wollte, rief jemand meinen Namen.
„Ariana!" rief eine dunkle Stimme.
Ich erkannte die Stimme sofort. Adam.

Ich drehte mich um und sah wie er hektisch auf mich zu steuerte. Sein Blick ernst und dennoch erleichtert.
Er packte mich bei meinen Schultern und sah mir direkt in die Augen.
„Verdammt wo warst du? Ich habe dich überall gesucht. Du warst auf einmal nicht mehr da" er atmete schwer aus.

Seine Augen hypnotisierten mich. Ich verlor mich einen Moment in seinen goldenen Augen mit den braunen Sprinklern.
Er stand mir wieder so nah, wie an dem heißen Sommertag in meinem Bett. Mein Blick wanderte zu seinen schönen Lippen. Sie waren einen Spalt geöffnet.

Er rüttelte mich „Hallo?".
Ich kam wieder zur Besinnung und atmete wieder, da ich ihn unbemerkt anhielt.
Ich sah schnell auf den Boden.
„Ich war auf dem Klo" antwortete ich.
„Und da sagst du niemanden Bescheid?"
Ich wurde rot. „Entschuldigung...Ich musste so dringend" gestand ich.

Er nahm seine Hände von meinen Schultern.
„Sollten wir nicht los?" fragte ich ihn.
Adam schüttelte den Kopf. Ich sah ihn fragend an. „Die anderen sind schon los...wir nehmen den Zug danach". Er fuhr sich gestresst mit der Hand durch seine braunen Wellen.
„Es tut mir leid..." stammelte ich.
„Hauptsache du bist wieder da" sagte er erleichtert und streichelte meinen Kopf.
Seine Geste machte mir Gänsehaut.

Wir gingen zusammen zum anderen Gleis und setzten uns nebeneinander auf die kalte Bank. Mein Knie berührte seinen Oberschenkel. Er strahlte eine angenehme Wärme aus.
„Der nächste Zug kommt in 10 Minuten" sagte er.
Ich nickte.

Mein Handy vibrierte in meiner Hosentasche.
Ich holte es hervor und entsperrte es.
Eine Nachricht von Henry.
>Ari hier ist Henry. Wo bist du?<
Adam schielte auf mein Display. Ich sah zu ihm. Er verdrehte genervt die Augen. „Was ist?" fragte ich ihn.
„Stehst du auf den Kerl?" Seine Stimme ging eine Oktave höher.
*was geht ihn das bitte an?*
„Nein und ich wüsste nicht was dich das angeht" zische ich.
„Er steht aber offensichtlich auf dich" sagte er leise.
„Wie kommst du darauf?"