Chapter 8

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„Und, was habt ihr gestern noch so gemacht?“, fragte Joy als wir nach der Schule in einem Café in der Bristoler Innenstadt sassen. Zur Abwechslung schien die Sonne mal, was auch allmählich Zeit wurde. Es war bereits Mitte April und bis letzte Woche hatte es noch geschneit. Jetzt genossen wir das Wetter in vollen Zügen und sassen an einem Tisch, der draussen stand. Joy zückte ihre Nagelfeile und begann, an ihren ohnehin schon perfekten Nägeln herumzufeilen.

„Ich hab Fussball geguckt. Mein Vater hat mich praktisch dazu gezwungen.“ Bree seufzte und wir drei anderen verzogen mitleidig das Gesicht. Ihr Vater war ein totaler Fussball-Fanatiker und überredete Bree in der Fussball Saison gerne mal dazu, mit ihm zusammen an ein Spiel zu gehen. Wir alle konnten ihrem Leiden nachfühlen.

„Mein kleiner Bruder und ich sind schwimmen gegangen“, sagte Stacy und lächelte. Ihr Bruder war gerade mal 6 Jahre alt und Stacy war hin und weg von ihm. Ich konnte es ihr nachempfinden; er war wirklich Zucker.

„Und du, Sky?“ Alle drei sahen mich an und ich wurde rot. Die Aufmerksamkeit war mir unangenehm.

„Ähm... ich war einfach zuhause. Nichts Spannendes.“ Ich war noch nie eine gute Lügnerin gewesen, und das wussten auch die Anderen.

„Hast du was von Louis gehört?“ Joy sah mich forschend an.

„Äh.“ Schnell senkte ich den Blick und konzentrierte mich auf meine Fingernägel.

„DU HAST!“ Stacy kreischte beinahe.

„Was ist passiert?“, drängte Bree und hüpfte beinahe auf ihrem Stuhl auf und ab.

Ich fixierte die Serviette, die vor mir auf dem Tisch lag, als ich die ganze Geschichte erzählte.

„ER HAT DICH GEKÜSST?! OH MEIN GOTT!“

„Psssssssst Joy!“, schimpfte ich und sah die Leute, die sich bei Joys Ausruf entnervt umgedreht hatten, entschuldigend an.

„Sorry“, flüsterte Joy und grinste.

„Also hattest du deinen ersten Kuss?“ Stacy fiel beinahe die Kinnlade herunter. Ich nickte.

Bree grummelte. „Womit ich dann als einzige ungeküsst bleibe. Du lässt mich im Stich, Sky.“

„Tut mir leid.“

„Und... wie war es?“ Joy legte die Nagelfeile beseite und stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tisch ab. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie mich frech ansah.

Genau das war die Frage, wovor ich mich gefürchtet hatte. Ja, wie war es?

„Ähm... wie ein Kuss halt so ist.“

Joy und Stacy verdrehten gleichzeitig die Augen. „Details?!“

Ich wurde rot. „Ich will das Ganze einfach so schnell wie möglich vergessen, okay!?“

Joy zog eine Schnute. „Warum?“

Ich sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ist das jetzt eine Fangfrage?“

Joy schüttelte den Kopf und ich seufzte.

„Er hat mich... sozusagen gegen meinen Willen geküsst. Am liebsten würde ich jetzt so tun als hätte es gestern Nacht niemals gegeben.“

Bree verzog mitfühlend das Gesicht. „Naja, wenigstens hast du jetzt deinen ersten Kuss hinter dir!“

„Ich hätte ihn lieber mit jemandem gehabt, den ich liebe.“ Ich biss mir auf die Unterlippe.

„Wie hast du dich bei dem Kuss gefühlt?“

„Merkwürdig.“

Joy grinste mich an. „Hat es gekribbelt?“

StrangerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt