Chapter 45

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Seit es nicht viel zu helfen schien, das, was passiert war, aus Louis herauszupressen, entschloss ich mich, ihn abzulenken und ihm später mit einem strategischen Plan seine Geheimnisse zu entlocken.

„Was willst du gucken?“

Ich hockte vor unserem Fernseher am Boden, umringt von Stapeln DVDs. Louis sass auf dem Sofa und sah mich amüsiert an.

„Komm her, sonst siehst du’s ja nicht recht“, motzte ich und Louis stand mit einem Seufzen auf. Ich wandte den Blick nicht von ihm ab, als er zu mir hinüber kam und sich mit einer geschmeidigen Bewegung hinkauerte. Seine Augen liessen meine nicht aus dem Blick, als er, ohne hinzusehen, in den Haufen DVDs griff und eine herauszog. „Die hier.“

Ich löste den Blickkontakt und sah auf das Cover hinunter. Es war ein Film, den ich noch nie gesehen hatte, und ich nickte. „Ist bestimmt gut.“

Das war er nicht.

Ich döste ein, mit Louis’ Arm um mich geschlungen, und wachte schlagartig wieder auf. So ging das einige Male, bis ich irgendwann den Kampf gegen die schweren Lider verlor und Louis’ amüsierten Blick auf mir spürte, als ich einnickte.

X

Als ich einige Zeit später wieder aufwachte, war es dunkel im Raum. Nur der Fernseher erhellte das Wohnzimmer und brachte Louis’ Augen, die starr auf den Bildschirm gerichtet waren, zum Funkeln.

Er blinzelte zweimal, und ich sah, wie eine Träne Louis’ Wange entlang rann und schliesslich auf seinen immer noch nackten Oberkörper tropfte.

Sein Arm, der immer noch um mich geschlungen war, spannte sich an, und er wischte mit seiner freien Hand energisch die Tränen weg.

„Louis?“, flüsterte ich leise und er sah sich erschrocken um.

„Oh, hey, du bist wach.“

Er tat so, als würde er sich auf den Film konzentrieren, sein Gesicht entspannte sich, jedoch nicht sein Arm. Besänftigend legte ich eine Hand auf seine Brust und runzelte die Stirn. „Ist alles okay?“

„Ja.“ Seine Stimme brach weg.

„Nein, ist es nicht. Du hast geweint.“

Louis presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. „Der Film rührt mich halt.“

Ich wandte den Kopf, um das Geschehen mitzuverfolgen. „Ja, es rührt dich ganz bestimmt“, sagte ich, als einem weiteren Mann der Kopf abgeschlagen wurde. „Louis, du kannst mit mir über alles reden. Hey“, flüsterte ich, als ich sah, wie er zu zittern begann, „lass mich dir helfen.“

„Wie willst du mir denn helfen können?“ Er schrie es beinahe. „Du kannst noch nicht mal dir selbst helfen!“

„Was soll das denn jetzt bitteschön bedeuten?“ Ich sah ihn geschockt an.

Louis biss sich auf die Unterlippe und wandte den Blick ab.

„Ich weiss nicht, was ich tun soll“, gab er leise zu. „Damon ist tot.“

„Nein ist er nicht.“ Es rutschte mir raus.

Louis hob ungläubig den Kopf und schien sich zu fragen, ob er sich verhört hatte. „Was?“

„Sorry, ich – “

Louis fuhr mir dazwischen. „Er lebt?“

„Ich habe ihn im Wald gefunden.“ Ich war im Moment ziemlich glücklich, dass Louis mein Gesicht nicht richtig sehen konnte. Die Dunkelheit kam mir zum ersten Mal wie ein Schutz vor. „Er war bewusstlos und ich habe meinen Onkel gebeten, uns abzuholen und ihn ins Krankenhaus zu bringen. Jake hat einige Polizisten losgeschickt, um denjenigen zu suchen, der Damon angeschossen hat.“ Louis zog seinen Arm von mir weg, und mein Herz rutschte mir in die Hose.

Er hasste mich.

„Wo ist Damon?“ In seiner Stimme schwang Freude mit. „Ich muss ihn sehen.“ Louis stand auf, doch ich hielt in zurück.

„Es ist“, ich warf einen schnellen Blick auf mein Handy, „beinahe drei Uhr morgens. Du kannst nicht mehr ins Krankenhaus.“

„Es gibt nichts, das ich nicht kann“, sagte er abschätzig und ich seufzte.

„Du kannst jetzt nicht zu ihm. Ich durfte es auch nicht.“

„Warum hast du mir nichts gesagt?“

„Weil“, ich druckste herum, „weil er… in einem kritischen Zustand ist. Louis, es könnte sein, dass er es nicht schafft. Ich wollte nicht, dass du ihn noch einmal verlierst“, flüsterte ich.

Louis setzte sich wieder neben mich, und stöhnte.

„Was ist?“, fragte ich, besorgt, ob er wohl Schmerzen hatte.

Louis schüttelte den Kopf. „Warum hast du es mir jetzt gesagt?“

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiss es nicht.“

„Ich finde es gut, dass du es mir gesagt hast.“

„Wieso?“

„Weil man in einer Beziehung offen miteinander reden sollte.“ Er lächelte schräg, als er mein verdutztes Gesicht sah, und ich begann zu stottern.

„Wir sind… also… du meinst… wir sind… in einer B…Beziehung?“, fragte ich und klang wie eine Dreijährige.

„Natürlich. Wenn du willst.“ Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schön Louis in diesem Augenblick aussah.

Seine Augen waren ausnahmsweise nicht von dem schwarzen Eyeliner umrahmt, und in ihnen glitzerte die Hoffnung. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen, amüsiert, als er mich ansah. Obwohl ihn noch etwas zu bedrücken schien, sah er um einiges glücklicher aus. Und sein Haar erst…

Louis räusperte sich, und ich wurde rot, als ich merkte, dass er immer noch auf meine Antwort wartete. „Ist doch offensichtlich, dass ich das will, oder“, murmelte ich.

„Gut.“

Ich lehnte mich ein bisschen vor, um ihn zu küssen, und ich konnte nicht anders, als in den Kuss hineinzulächeln.

Ich liebte ihn.

StrangerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt