Stranger

Chapter 30

Als ich am nächsten Tag wieder zur Schule ging, war ich müde.

Das Adrenalin vom letzten Abend hatte mich so wachgerüttelt, das ich unmöglicherweise schlafen konnte, und die unerträgliche Hitze, die sich in meinem Zimmer aufstaute, machte es mir auch nicht gerade leichter, einzuschlafen.

So kam es, dass ich am nächsten Morgen nach vollen 2 Stunden Dämmerschlaf aufstand und zur Schule ging.

In Mathe nickte ich kurz weg, was mir einen Rüffel vom Lehrer einbrachte, doch es war mir egal. Meine Freundinnen warfen mir beunruhigte Blicke zu, doch ich tat sie mit einem Lächeln ab.

Als wir dann in Englisch ein leises Klopfen an der Tür vernahmen und die pinkhaarige Ashley eintrat, die einige Tage gefehlt hatte, sank meine Laune noch einmal gewaltig.

Ihr hochnäsiger Blick blieb an mir hängen als sie auf ihren High Heels an mir vorbeischritt und sich an den Tisch hinter mir setzte. Die Art, wie sie mich anstarrte, machte mich so aggressiv dass ich sie am liebsten an ihrem Nasenring gepackt und durch die Gänge geschleift hätte.

Ich schwöre, ich bin normalerweise nicht gewalttätig, aber Schlafmangel + Stress mit Louis + nervige Exfreundin bringen mich nicht gerade in Hochstimmung.

Ich hätte nicht gedacht, dass Ashley noch nervtötender sein konnte. Bis ich nach Sport mit ihr alleine in der Kabine war.

„Stimmt es?“, fragte sie mit klingelnder Stimme und ich wandte ihr den Blick zu.

Sie zog sich ihr T-Shirt über den Kopf und sah mich herausfordernd an.

„Ob was stimmt?“

„Dass Louis im Knast war.“ Sie schüttelte ihre Sporthose aus und warf sie in die Louis Vuitton Tasche, die an der Garderobe hing.

„Warum fragst du ihn nicht selbst?“, murmelte ich und legte mein Sport T-Shirt zusammen. Sah ich aus wie eine Tratschtante?

Sie hüstelte. „Nun, seit der Sache mit meinem Bruder habe ich nicht mehr mit ihm gesprochen.“

„Mh“, machte ich und dachte an Keith und wie er ausgesehen hatte, nachdem Louis ihn verprügelt hatte. Er hatte es für mich getan. Ich schluckte und verdrängte den Gedanken wieder.

„Weißt du, eigentlich ist er so gar nicht dein Typ.“

„Ach wirklich? Woher willst du das wissen?“

Ashley stand in ihrem Victoria’s Secret BH da und spielte mit ihrer Bluse herum. Ihre Figur liess mich vor Neid fast platzen, und ich dachte daran, wie ich wohl in dieser Wäsche aussehen würde.

Ein Bild von einem Gorilla in Victoria’s Secret Unterwäsche schob sich vor mein inneres Auge und ich schüttelte den Kopf, um es loszuwerden.

„Nun ja… Louis ist nicht der Typ von Freund, der dir Blumen bringt. Weißt du… die Beziehung kann schon ziemlich körperlich werden… aber ich nehme an das weißt du ja schon“, sagte sie fröhlich und zog sich endlich etwas über.

Ich versuchte nicht rotzuwerden. Ja, ich hatte es vermutet. Doch so konkret am eigenen Leib erfahren? Nope. Als ich Ashleys perfekte Figur so ansah, konnte ich nicht umhin als mir die Beiden vorzustellen. Mein Selbstbewusstsein sank wieder ein bisschen.

Ich machte ein Pokerface und zuckte mit den Schultern. Und schon plapperte Ashley weiter.

„Du scheinst mir ein Mädchen zu sein, das auf seinen Traumprinz wartet. Aber glaub mir, Louis ist nicht dein Prinz. Er wird die Beziehung beenden nachdem er dich flachgelegt hat.

Glaub mir, normalerweise steht er nicht auf Weiber wie dich."

Ich schluckte. Autsch. Unsensible Schlampe.