Chapter 54

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Sky’s P.O.V.

Die Katakomben waren nicht so schlimm wie erwartet.

Jared war ein kluger Junge; er erzählte uns alles über Paris. Naja, nicht alles, aber jedenfalls einen grossen Teil davon.

Er wies uns darauf hin, dass die Schädel in den Katakomben aus Gräbern stammten, die geräumt werden mussten, um Platz für frisch Verstorbene zu schaffen, was mich faszinierte und gruselte zugleich.

Ich war glücklich, als wir endlich wieder hinaus ins Sonnenlicht traten und Jared uns fragte, ob wir ein Eis wollten.

Also besuchten wir eine kleine, hübsche französische Eisdiele in einem eher ruhigeren und abgelegeneren Teil der Stadt.

Jared bestand darauf, Brees Eisbecher zu zahlen, und bot mir an, meinen ebenfalls zu übernehmen, doch ich lehnte dankend ab; ich wollte, dass Bree sich als etwas Besonderes fühlte. Und das tat sie.

Hin und wieder fühlte ich mich, als hätte sie über meine Anwesenheit vergessen, und diese Zeit nutzte ich, um an meinen Freund zu denken.

Ihn Freund zu nennen zauberte mir immer wieder aufs Neue ein Lächeln ins Gesicht, und ich nahm gedankenverloren die Kette mit dem Ring in die Hand, als ich an Louis dachte.

Drehte den Ring um sich, so dass das Sonnenlicht darin reflektiert wurde und versank in meinen eigenen Gedanken.

„Das ist eine hübsche Halskette.“

Ich sah auf um zu sehen, wie Jared den Ring betrachtete, und ich liess ihn zurückfallen.

„Ja, nicht wahr. Hat mir mein Bruder geschenkt“, log ich und machte mich über mein Eis her.

„Ich habe auch einen Bruder.“

„Ach wirklich?“ Bree hing wortwörtlich an Jareds Lippen, und ich blendete die Turteltäubchen aus.

Nach guten zwei Stunden entschlossen wir uns, ins Hotel zurückzukehren.

 „Er ist Skorpion als Sternzeichen. Meinst du, dass wir zusammenpassen?“, brabbelte meine beste Freundin und ich hob die Augenbrauen.

„Ja, sicher, Steinbock und Skorpion sind füreinander geschaffen.“

„Warum bist du so abweisend?“, fragte Bree und joggte auf dem Weg zum Abendessen neben mir her.

„Sorry, ich bin einfach müde.“ Und das war nicht einmal gelogen. Ich war so kaputt, dass ich gleich duschen gegangen war vor dem Abendessen und das Gelaber von Bree einfach an mir vorbeigehen liess.

„Ist die Halskette wirklich von deinem Bruder?“, fragte Bree schliesslich als wir an unserem Tisch sassen und die Speisekarten studierten.

Ich nickte, ohne rot zu werden. „Was nimmst du?“

„Darf ich die mal angucken?“

Ihre Hand umschloss den Ring und wendete ihn in ihrer Hand umher.

„Ich glaub’ ich nehm… diesen Eintopf da.“

„Da hat’s Muscheln drin“, erwiderte Bree abwesend und drehte den Ring im Kreis. „Wieso steht da L.T. eingraviert?“

„Öh.“ Ich nahm ihr den Ring aus der Hand und liess ihn unter mein Shirt gleiten, „keine Ahnung. Ist vielleicht eine Marke“, log ich erneut und war froh, dass Bree locker liess.

Louis’ P.O.V.

 

„… siebenundneunzig. Achtundneunzig. Neunundneunzig. Hundert.“ Ich liess mich zu Boden fallen, der Schweiss schien aus jeder einzelnen Pore meines Körpers zu fliessen, doch nach gefühlten 10 Sekunden Ausruhens stand ich auf und ging quer durch den Raum, um nach den Gewichten zu greifen.

In dem Moment flog die Tür auf.

„Na, du Sexgott.“ Damon zwinkerte mir zu während er auf seinen Krücken durch den Trainingsraum humpelte und sich dort auf einem Stuhl niederliess.

„Na, du Krüppel.“ Ich packte die Gewichte und steckte sie auf die Langhantel.

„Du schwitzt ja wie ein Tier.“

Ich schüttelte grinsend den Kopf, legte mich hin und stemmte das Gewicht in die Höhe. Mein Haar war durchnässt, doch ich hatte noch lange nicht vor, aufzuhören. Die Wut auf Hunter trieb mich voran. Der wachsende Schmerz in meinen Armen, die Muskelfasern, die rissen, nur um noch stärker nachzuwachsen, waren nichts gegen denn Hass, den ich auf diesen Kerl verspürte.

„Guter Song.“

Er hatte Recht. Die dumpfen Bässe spornten mich umso mehr an, weiterzumachen.

Ich verdrehte die Augen, stemmte die Gewichte ein letztes Mal hoch und richtete mich dann auf, um mir mit einem Tuch die Stirn abzuwischen und es mir dann um den Hals zu legen.

Obwohl ich kein Shirt trug schwitzte ich gewaltig und Damon sah mich amüsiert an.

„Trainierst du Bauchmuskeln an?“

Ich spannte meine Bauchmuskeln an und Damons Augen weiteten sich. „Okay, ja, das hast du nicht mehr nötig wie’s aussieht.“

Ich lächelte schwach, dann griff ich nach meiner Wasserflasche und nahm einen kräftigen Schluck.

„Du bist jetzt schon seit wir gestern angekommen sind pausenlos am trainieren. Wozu soll das gut sein?“

„Ich will ihm in den Arsch treten.“

„Na, das ist ja nicht gerade sehr nett.“

„Er wollte dich umbringen, schon vergessen?“

„Will es immer noch“, korrigierte mich Damon und schauderte.

„Die Ratte ist tot wenn ich ihn das nächste Mal sehe.“ In meiner Stimme schwang etwas mit, das den schalkhaften Ton aus Damons Stimme vertrieb.

„Du hattest auch schon bessere Ideen.“

„Was soll ich denn sonst tun, Damon?“ Meine Stimme wurde lauter, ohne dass ich es beabsichtigte, und das Wasser spritzte aus der Pet-Flasche als ich sie auf den Tisch knallte.

„Er ist hinter dir und mir her, und ich schwör dir dass die anderen nicht auf unserer Seite stehen.“

Mit den anderen meinte ich Keith, Brian und alle Dealer, die mit Hunter unter einer Decke steckten.

Nicht nur Damon und ich waren in Gefahr. Auch Sky war es wenn Hunter dahinterkam, dass ich sie nicht abgeschossen hatte, wie ich es mit jeder anderen sofort getan hätte.

Aber nicht mit Sky.

Mir war bewusst, dass sie nur wegen mir in dieser Situation war. Wegen mir schwebte sie in Gefahr, und ich hasste mich dafür.

Damon sah mich ruhig an, und ich schüttelte den Kopf. „Ich geh’ duschen.“

StrangerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt