Chapter 15

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„Danke für den schönen Abend.“ Wir standen vor dem Kino, und ich zog meine Jacke noch ein bisschen mehr zu, weil jetzt ein kühler Wind ging.

„Kein Problem“, sagte ich und lächelte. „Hat Spass gemacht.“ Das war nicht ganz die Wahrheit. Zwar war es richtig schön im Kino gewesen. Wir fütterten einander Popcorn, lachten, redeten, und einmal hielt er sogar meine Hand. Es wäre der beste Abend meines Lebens gewesen, wenn da nicht Louis gewesen wäre, der während der ganzen Zeit in meinem Kopf herumgegeistert war.

Caleb grinste und kam einen Schritt näher. Seine Hände legten sich an meine Hüften, als er sprach. „Sollten wir mal wiederholen.“

Ich nickte zögerlich und sah, wie Caleb sich vorbeugte. Er lächelte, und ich spürte seinen warmen Atem im Gesicht. „Ich mag dich echt sehr gerne, Sky“, meinte er.

Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss, und antwortete stotternd. „I... ich dich auch.“

Er zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ehrlich?“

Ich nickte und lachte leise. Mein ganzer Körper zitterte vor Spannung, als sich sein Gesicht meinem näherte. Er beugte sich genau so langsam vor, dass ich noch Zeit gehabt hätte, um mich wegzuwenden, doch ich tat es nicht. Tausende Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich die Augen schloss und unsere Lippen aufeinandertrafen. Der Kuss war genauso, wie ich mir meinen ersten Kuss gewünscht hätte: sanft, nicht drängend, romantisch. Ich lächelte in den Kuss hinein, als sich Louis wieder in meine Gedanken schlich. Ich konnte nicht anders, als die Beiden zu vergleichen. Anders als Louis roch Caleb nicht nach Rauch, sondern nach Popcorn und Pfefferminze. Louis Lippen waren samtig weich, während Calebs Lippen etwas praller waren. Er drängte mich nicht zum Kuss, ich tat es freiwillig, weil ich in ihn verl... ich meine, verknallt war.

Ein Gefühl wie Liebe gibt es nicht, Sky. Sowas habe ich noch nie gespürt. Die Worte hallten in meinem Kopf wider. Das Mitleid für Louis stieg wieder in mir hoch. Sagte er so etwas, weil er noch nie Liebe erfahren hatte? Was war in seiner Vergangenheit passiert, dass er so eine Einstellung hatte? Ich musste es herausfinden. Jetzt.

Zögernd löste ich mich von Caleb und lächelte ihn an.

„Ist was?“, fragte er besorgt und runzelte die Stirn.

„Nein. Mir ist nur eingefallen, dass ich nach Hause muss. Tut mir leid“, fügte ich hinzu, umarmte ihn noch kurz und ging die Treppen hinunter.

„Sky?“ Ich drehte mich um und sah ihn fragend an.

„Ich kann dich auch fahren.“ Er hob seine Autoschlüssel in die Höhe, doch ich schüttelte den Kopf.

„Nein, danke, ich gehe zu Fuss.“ Ich liess ein strahlendes Lächeln sehen und ging dann über die Strasse. Ich war alleine, als ich durch den Park ging. Das Klackern meiner Absätze hallte wider, und ich begann leise zu fluchen, als ich spürte, dass es zu nieseln begann.

Ich zog meine Jacke noch ein bisschen mehr zu und senkte den Kopf, als ich geradeaus ging. Als ich an einer Kreuzung ankam, blieb ich verunsichert stehen. War es wirklich eine gute Idee?

Geh nach Hause, flüsterte eine Stimme in meinem Kopf, doch die Neugier siegte.

Ich bog anstatt rechts links ab und ging den laternenerleuchteten Weg entlang.

Meine Beine zitterten vor Kälte, als ich der Wegbeschreibung von Louis folgte. Ich ging so schnell wie möglich, und weil ich fror, schlang ich die Arme um mich.

Nach etwa zwanzig Minuten bog ich in eine zwielichtig aussehende Strasse ein, und beschleunigte meine Schritte noch ein wenig, als ich bemerkte, dass ich jetzt nicht mehr alleine war. Hin und wieder, als ich um eine Ecke sah, konnte ich Kapuzengestalten erkennen, welche in Rauchschwaden gehüllt waren und mich aus glitzernden Augen anstarrten. Ich hätte mich wohl besser nicht so angezogen, dachte ich, als ich an mir heruntersah und zog das Kleid ein wenig herunter, da es mir hochgerutscht war.

StrangerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt