Obwohl wir uns nur wenige Sekunden lang in die Augen sahen, kam es mir vor wie Stunden. Schliesslich sah ich, wie Louis sich von Ashley löste und die Maschine mit einem Kick seiner Füsse zum Laufen brachte. Sein Bizeps spannte sich an, als er die Bremse hielt und das Motorrad laut aufbrummte, als er Gas gab und das Hinterrad sich zu drehen begann.
Der Hinterteil des Motorrads schlingerte leicht umher und der Pneu hinterliess einen schwarzen Streifen am Boden, als Louis die Maschine an Ort und Stelle festhielt.
Ashley kicherte und Louis grinste ihr selbstgefällig zu, bevor er mich noch einmal ansah und mir zuzwinkerte.
„Was für ein Ekelpaket“, murmelte Stacy und ordnete die Blätter, die sie im Arm hielt.
Joy sah sie ungläubig an. „Ekelpaket?! Der Typ ist Sex auf Beinen. Schnapp ihn dir, Sky“, sagte sie und wackelte mit den Augenbrauen.
Ich wusste nicht, was ich daraufhin antworten sollte und runzelte die Stirn.
„Ehrlich gesagt denke ich, dass sie ihn schon an der Angel hat“, meinte Bree und grinste.
„Was?“ Ich lief rot an. „Warum?“
Joy und Bree begannen gleichzeitig zu lachen und kriegten sich fast nicht mehr ein. Ich wartete geduldig, bis sie sich beruhigt hatten, und sah sie dann fragend an.
„Du bist so unschuldig, dass es fast schon süss ist. Siehst du denn nicht, wie er dich anguckt?“, lachte Joy und deutete auf ihn.
Natürlich sah ich das. Louis' blaugrüne Augen verschlangen mich geradezu in diesem Augenblick, während seine Kumpels auf ihn einredeten und Ashley an ihren Nägeln herumfeilte. Louis hörte abwesend zu und murmelte hin und wieder etwas, ohne den Blick von mir abzuwenden. Ich räusperte mich und sah wieder Joy an.
„Doch.“
„Und?“
Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiss es nicht. Gehen wir?“
Die anderen nickten und ich ging, ohne einen Blick zurück, zur Bushaltestelle.
♦
Als ich zu Hause ankam, merkte ich sofort, dass etwas anders war als sonst. Es war unheimlich ruhig.
„Mam?“, fragte ich leise.
Plötzlich hörte ich ein Klirren aus der Küche und zuckte zusammen.
„Wir sind hier, Schatz.“ Mams Stimme brach weg und sie schniefte. Besorgt ging ich zu ihr in die Küche.
„Mam?“, fragte ich erneut, als ich sie am Küchentisch sitzen sah, eine Box Taschentücher vor sich und mein Vater ihr gegenüber.
Sie zwang sich zu lächeln. „Wie war die Schule?“
Ich runzelte die Stirn. „Gut. Wo ist Mike?“
Diesmal war es Dad, der antwortete. „Packen.“
Da machte es Klick bei mir. „Er hat es euch also ... erzählt?“
Mam stiegen wieder Tränen in die Augen und sie tupfte sich sorgfältig die salzigen Spuren auf ihren Wangen mit einem Taschentuch weg.
„Du hast es also gewusst?“, fragte Dad und sah mich forschend an.
Ich riss geschockt die Augen auf. „Ja, Dad, aber noch nicht lange... er sollte es euch selbst erzählen“, murmelte ich hastig und sah weg.
„Ich verstehe dich, Schatz.“

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Stranger
Fanfiction»Ein Gefühl wie Liebe gibt es nicht, Sky.« © dropthathoran, 2013 Das Werk einschließlich aller Inhalte ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Reproduktion (auch auszugsweise) in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie ode...