Ein lautes Klopfen an meiner Tür weckte mich an diesem Morgen auf, ich zog die Bettdecke bis zum Kinn hoch, grummelte und drehte mich wieder zur Seite.
„Aufstehen.“
Ich streckte mich noch einmal, vergrub mein Gesicht im Kopfkissen und sah empört hoch, als mir die Decke weggerissen wurde.
„Hey!“
„Steh auf, sonst kommst du zu spät.“ Mein Vater schmiss die Decke in die Zimmerecke und verschwand kurz darauf durch die Tür. Genervt rieb ich mir die Augen, warf mir eine Kuscheljacke über und folgte ihm nach unten.
Das Frühstück stand bereits auf dem Tisch, als ich mich setzte und nach der Milch griff.
Ich ass stillschweigend meine Cornflakes, während mein Vater mir gegenübersass und die Zeitung durchblätterte.
Immer wieder spürte ich seinen Blick auf mir, bis es mir zu viel wurde. Ich hob entnervt den Kopf und blickte ihn an. „Was?“
„Ich finde es nicht richtig, was du getan hast.“
Ich senkte den Blick wieder, meine ganze Konzentration war nun auf den silbern glänzenden Löffel in meiner rechten Hand gerichtet. „Ich bin wütend auf ihn, okay?“
„Deswegen hättest du trotzdem mit an den Flughafen kommen können.“
Ich verdrehte die Augen und ass weiter.
„Du bist so anders geworden. Früher hättest du das nie getan.“ Ich wusste, dass er damit Recht hatte, und doch tat ich seine Bemerkung mit einem Schulternzucken ab. Was hätte ich denn schon anderes machen sollen?
„Wie läufts bei dir eigentlich so in der Schule?“
Wieder zuckte ich mit den Schultern. „Ganz gut.“
Ein leichtes Kribbeln in meiner Magengegend wies mich daraufhin, dass ich lügte, und das stimmte.
Ich wusste genau, dass es nicht ganz gut lief.
Nein, es lief scheisse.
Aber das würden sie ja frühestens in einem Monat herausfinden, wenn ich mein Zeugnis bekommen würde.
Ich leerte die Schüssel mit einem Zug und stand auf. Nichts wie weg hier.
X
Wenn man bedachte, dass Louis meine zahlreichen Anrufe und Sprachnachrichten eiskalt ignoriert hatte, hielt ich mich gegen aussen ziemlich gut. Ich lächelte, erzählte jedem, der es wissen wollte, dass es mir gut ging und liess mir von dem Kummer nichts anmerken, der sich in meiner Magengrube breit machte. Ein komisches Gefühl in meinem Bauch sagte mir, dass ich mir Sorgen um Louis machen sollte, doch mein Kopf sagte mir, dass er nur mit meinen Gefühlen spielen wollte, was definitiv besser zu ihm passen würde.
„Salut“, sagte Bree gut gelaunt, als ich meine Tasche neben ihr auf dem Tisch hinstellte und mich hinsetzte.
„Hi“, lächelte ich, packte meine Sachen aus und setzte mich hin. „Na, was gibt’s?“
In dem Moment packte sie mich so fest am Unterarm, dass ich erschrocken zusammenzuckte, und schüttelte mich regelrecht.
„Sky, stell dir vor was ich diesen Sommer mache.“
„Sag’s mir“, grinste ich und legte eine Hand auf ihre, die immer noch meinen Arm durchschüttelte, und sie hörte augenblicklich auf.
Mit einem Grinsen auf dem Gesicht beugte sie sich vor, ihre braunen Haare kitzelten mich, als sie über meinen Arm streiften. „Ich fliege nach Paris.“
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Stranger
Fanfiction»Ein Gefühl wie Liebe gibt es nicht, Sky.« © dropthathoran, 2013 Das Werk einschließlich aller Inhalte ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Reproduktion (auch auszugsweise) in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie ode...