Chapter 36

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„Weißt du, es wäre schon cool, wenn du auch kommen könntest.“ Ich zog eine Schnute und Louis schnaubte.

„Kannst du dir das wirklich vorstellen? Mich in einem Anzug?“

„Würde gut aussehen“, sagte ich knapp und strich den Stoff des Kleides, das ich in den Armen hielt, flach.

Louis schwieg.

Nachdem ich das Kleid bezahlt hatte und mit der grossen Tüte in der Hand und Louis an meiner Seite zur Tür lief, erspähte ich den schwarzen Mustang durch die verglaste Wand.

„Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?“ Sein schräges Lächeln liess mich für einen Moment erstarren, seine schwarz umrandeten Augen waren auf mich geheftet, als ich langsam nickte.

„Ich schätze schon.“ Ich spannte den Schirm auf und hielt in fest, damit der Wind ihn mir nicht aus der Hand riss, und wir joggten zum Auto. Als ich hinter dem Auto war und das Wasser nur so auf mich hinabtropfte,, bemerkte ich, dass der silbern glänzende Nummernhalter leer war. Hätte ich mir ja danken können.

Ich riss die Tür auf, schmiss die Tüte mit dem Kleid auf den Rücksitz und liess mich auf den schwarzen Ledersitz gleiten.

„Pass mit deinen Schuhen auf“, meinte Louis harsch, als er einen Blick auf meine triefenden Stiefel warf und ich verdrehte die Augen, bevor ich einen Fuss nach dem anderen über die Schwelle hielt und sie abschüttelte, damit das Wasser nicht die Teppiche im Auto durchsickerte.

Männer und ihre Autos.

Der Motor schnurrte auf, als Louis den Zündschlüssel drehte, und als er die Scheibenwischer eingestellt hatte, parkte er vorsichtig aus der Parklücke aus.

Als wir um eine Ecke bogen, beschlich mich plötzlich ein komisches Gefühl.

Etwas war anders. Ich sah mich um, doch die verregneten Strassen sahen so aus wie immer, wenn ein Unwetter tobte, die Bäume beugten sich im Wind und hin und wieder fegte ein heftiger Windstoss am Auto vorbei. Mir war kalt. Die Heizung war aus und meine Zähne klapperten vor Kälte.

Als schliesslich eine Mülltonne, die an der Strasse stand, umfiel und auf die Fahrbahn rollte, spannten sich meine Muskeln schmerzhaft an. Louis wich der Tonne mit einem geschickten Manöver aus und fuhr weiter, als wäre nichts gewesen. Sein Gesicht zeigte keine Regung, doch als er meinen Gesichtausdruck sah, legte er mir seine Hand auf den Oberschenkel. Die Wärme seiner Hand war beruhigend und breitete sich langsam in mir aus, von meinen Fingerspitzen aus bis in jede einzelne Pore meines Körpers.

„Du wirkst so angespannt.“ Louis schmunzelte.

„Bin ich aber nicht.“ Ich lächelte leicht. Auch wenn es bescheuert klingen mag, seine Hand auf meinem Knie beruhigte mich ein bisschen.

Da war nichts worum ich mir Sorgen machen müsste, dachte ich, bis ich in den Rückspiegel blickte und mein Herz stehen blieb. Meine Muskeln verkrampften sich, als ich den Wagen, der hinter uns herfuhr, erkannte.

Die Person hinter dem Lenkrad sah mich an, als ich meinen Hals nach hinten reckte, um mich zu versichern, ob er es war. Ich zuckte zurück, als er aufs Gas trat und die Distanz zwischen dem kleinen Audi und dem Mustang immer kleiner wurde.

Louis merkte das, löste die Hand von meinem Knie und trat das Gaspedal ganz nach unten. Doch der Wagen blieb an uns wie eine Klette.

Ich vergrub mich in meinem Sitz, mein Atem ging flach, als tausende von Gedanken durch meinen Kopf gingen.

„Wer ist es?“, fragte Louis harsch, als wir in eine Nebenstrasse einbogen und er einen Gang hochschaltete. Der Wagen ruckelte extrem, und ich schloss kurz die Augen, um die Übelkeit, die in mir hochstieg, zu unterdrücken.

StrangerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt