„Geht es dir gut?“ Bree strich mir besorgt über den Kopf und ich zog die Bettdecke bis zum Kinn hoch.
„Nicht wirklich“, hauchte ich leise und versuchte ein erneutes Zittern zu unterdrücken, das plötzlich meinen Körper durchschüttelte. Bree seufzte, ließ meine Tasche zu Boden sinken und sah mich traurig an.
„Ich glaube, ich lass dich jetzt besser allein. Kommst du damit klar?“ Sie biss sich auf die Unterlippe und sah mich nachdenklich an, als ich zitternd nickte. Bree lächelte leicht, kam zögernd einen Schritt auf mich zu und küsste meine Stirn. Ich schreckte vor der Berührung zurück und verstärkte meinen Griff um die Bettdecke.
Bree warf mir noch einen weiteren besorgten Blick zu und ging dann aus dem Zimmer. Ich starrte ihr hinterher und knabberte dabei wieder auf meiner Unterlippe herum, die mittlerweile schon offen war. Das Blut füllte meinen Mund mit einem ekligen, metallenen Geschmack und ich hörte auf damit. Stattdessen fasste ich mir an den Hals, wo die Stelle, die er geküsst hatte, leicht schmerzte. Ich hatte noch nicht gewagt, sie mir im Spiegel anzusehen - dafür war ich zu feige.
Ich rollte meine Augen nach oben und mein Blick fiel auf die schwarze Jeansjacke, die über dem Stuhl an einem Schreibtisch hing. Mir wurde sofort kalt, als ich sie so betrachtete, und ich schlug, wenn auch etwas zögernd, die Bettdecke zurück. Sie musste weg.
Ich schritt über den roten Flokati-Teppich und krallte mir die Jacke. Ihr Duft schwebte mir wieder entgegen und ich versuchte, so gut wie möglich durch den Mund zu atmen, ohne den Geruch wahrzunehmen.
Mit einer ruckartigen Bewegung öffnete ich die Schranktür und schmiss die Jacke hinein, hinterher einige Kissen, damit ich sie mir nicht immer ansehen musste, wenn ich die Tür öffnete.
Ich seufzte. Schon viel besser. Mit einem lauten Knallen warf ich die Schranktür wieder ins Schloss und ging zurück zu meinem Bett, nicht ohne vorher noch nach meinem Handy und meinen Kopfhörern zu greifen. Das Zittern wurde etwas weniger, jetzt, da die Jacke aus meinem Sichtfeld war, dennoch stieg ich zurück in mein Bett und kuschelte mich hinein.
Warum tat Louis solche Dinge? Er wollte mich doch bloß ärgern. Oder war er ernsthaft verliebt in mich?
Ich hätte mir am liebsten selbst eine verpasst, dass ich das in Betracht zog. Natürlich war er nicht verliebt in mich.
Definitiv nicht. Jemand wie er würde sich niemals in jemanden wie mich verlieben.
Und wenn schon, dachte ich wütend. Das würde nichts an meinen Gefühlen für ihn ändern. In meinen Augen war er ein krankes Arschloch der gerne Mädchen stalkte und ihnen gruselige SMS schrieb. Für mich war er kein Traumprinz, wie ich mir einen wünschte. Einen Jungen, der immer für mich da war, nett und anständig war, keine krummen Dinger machte. Jemand, mit dem ich stundenlang im Bett liegen und kuscheln konnte, ohne Sex zu haben. Jemand, dem ich Vertrauen schenken konnte und die komischsten und witzigsten Dinge unternehmen konnte. Genau so jemanden wollte ich.
Jemand der war wie ich.
Als ich so dalag und mir meine Gedanken über meinen Traummann machte, spürte ich, wie die Hitze unter der Bettdecke immer mehr stieg und ich schlug den Überwurf mit einem lauten Seufzen zurück. Die Angst, dass Louis mich gerade beobachtete, ließ mich wieder erzittern, denn das traute ich ihm definitiv zu.

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Stranger
Fanfiction»Ein Gefühl wie Liebe gibt es nicht, Sky.« © dropthathoran, 2013 Das Werk einschließlich aller Inhalte ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Reproduktion (auch auszugsweise) in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie ode...