Kapitel 2

1.8K 71 14
                                    

Als ich auf der Bühne ankam, hatten sich die Background-Sänger bereits über den Sänger gebeugt. „Ihr müsst mir helfen, ihn von der Bühne in das Nebenzimmer zu bringen!", schrie ich ihnen, über den Schlagzeuger, der immer noch nicht kapiert hatte, dass etwas passiert war, zu. Sie gehorchten und gemeinsam brachten wir den Bewusstlosen von der Bühne.



Im Nebenzimmer angekommen, checkte ich erst einmal seine Vital-Funktionen und schickte dann die Sänger wieder weg, um die Fans zu beruhigen. „Was ist passiert?" Ich hörte eine leise Stimme aus dem roten Haargewirr und dann versuchte er sich aus der stabilen Seitenlage zu befreien. „Anscheinend ist ihr Kreislauf zusammen gebrochen, ihr Blutdruck ist im Keller.", sagte ich sachlich. Er richtete sich auf. „Haben Sie irgendwelche Krankheiten und nehmen Sie Medikamente?", fragte ich ihn. „Nein und nein.", er schien immer noch ziemlich verwirrt zu sein. Ich fuhr ungehindert mit der Diagnostik fort. „Wann haben Sie das letzte Mal etwas getrunken oder gegessen?" „Oh scheiße, heute Morgen.", sagte er schuldbewusst.



Ich stand sofort auf und gab ihm ein Glas Wasser. „Trinken Sie das, wenn es Ihnen dann nicht besser geht, ruf ich einen Krankenwagen." „Das geht nicht, ich kann meine Fans nicht so sitzen lassen.", sagte er bestimmt. Ich seufzte. „In diesem Fall sollten Sie lieber an sich denken." „Wie heißen Sie?", er schien mich nicht gehört zu haben. „Ihre Lage ist wirklich ernst.", antwortete ich nur. „Wir können uns doch duzen, oder?" Ich schüttelte grinsend den Kopf. „Ich heiße Jojo, aber ich muss jetzt leider deinen Blutzucker messen." Es fühlte sich komisch an, einfach so jemanden zu duzen und das hier war nicht irgendjemand. 



„Dein Kreislauf ist wirklich im Arsch, du solltest das Konzert abbrechen." „Nur wenn du noch hier bleibst.", sagte er grinsend. Der hatte vielleicht Nerven. „Das geht leider nicht, ich muss mich um die ganzen Fangirls kümmern, die jetzt alle in Ohnmacht fallen. Und du solltest in irgendein Hotel und dich ausruhen.", erklärte ich so, als hätte ich den anzüglichen Unterton in seiner Stimme nicht gehört. „Du kannst ja mitkommen." Ich bereute es jetzt, ihm Beruhigungsmittel gegeben zu haben. Diese hatten gewisse Nebenwirkungen. „Okay, du trinkst jetzt einfach so viel wie möglich und ich gehe wieder nach draußen, um das ganze abzubrechen. Er machte den Eindruck, als ob er mir folgen wollte, aber ich sagte schnell: „Wenn du gleich wieder auf dem Boden liegen willst, dann komm ruhig mit." Ich wollte gerade die Tür aufmachen, als sie von außen aufgestoßen wurde und mir hart gegen die Nase schlug.



Sein Manager kam in den Raum gestürzt, während ich mir fluchend die Nase hielt. Sie blutete stark. „Ed, was ist los? Soll ich es beenden?", fragte der Mann auch sofort los. Ich holte aus meiner Hosentasche ein Taschentuch und hielt es mir unter die Nase, während ich mich zu den beiden Männern umdrehte. „Jojo sagt, das wäre die beste Möglichkeit." „Wer zur Hölle ist Jojo?" Ed zeigte auf mich. „Sein Kreislauf ist im Keller. Er wird wahrscheinlich erst morgen wieder fit sein.", nuschelte ich hinter der Hand hervor. „Ist alles in Ordnung?", fragte Ed besorgt und ich nickte. Was passierte hier eigentlich gerade? „Okay, dann geh ich da jetzt raus und Sie", der Manager zeigte auf mich. „weichen ihm nicht von der Seite." Na toll.



„Was machst du beruflich?" Seit knapp 10 Minuten fragte Ed mich schon aus. Meine Nase war inzwischen wieder heil. „Das hier.", sagte ich trocken. „Außerdem fange in 3 Monaten mit meinem Medizin-Studium in London an." „Und wie lange machst du das schon?" Ich stöhnte. „Wir kennen uns nicht mal, und ich hasse Small-Talk." „Wir können uns ja kernlernen.", sagte er grinsend. „Warum solltest du das wollen?" „Weil ich dich sehr interessant finde, außerdem bist du sehr hübsch." Ganz kurz verlor ich mich in seinen blau-grauen Augen. Schaute dann aber ganz schnell weg, ich würde mich nicht nochmal in jemanden verknallen, der unerreichbar ist. Das war letztes Mal ganz schön schief gegangen. Doch plötzlich fühlte ich warme Lippen auf meinen und obwohl alles in meinem Kopf sagte, dass ich ihn wegstoßen sollte, erwiderte ich seinen Kuss.



Die Tür ging krachend auf, und wir lösten uns ganz schnell voneinander. Einer der Background-Sänger sah uns entgeistert an, doch Ed gebot ihm zu schweigen. Ich stand schnell auf, nahm meinen Rucksack und wollte ganz schnell verschwinden, doch sein Manger hielt mich draußen auf. „Ist wieder alles okay?", fragte er verwirrt. „Nein, also, ja...ähm...er muss einfach viel trinken und etwas essen und sich ausruhen.", sagte ich stotternd. Er nickte und fügte noch hinzu: „Danke." Ich nickte und machte mich schnell aus dem Staub.

Where we land || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt