Kapitel 29

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Nachdem ich Marc weggeschickt hatte, suchte ich erst einmal mein Handy, denn müde war ich garantiert nicht. Als ich es gefunden und den W-LAN Code von einer Krankenschwester erpresst hatte, checkte ich Instagram. Meine Seite konnte sich vor Genesungswünschen von Ed-Fans nicht mehr retten. Sie hatten es rausgefunden. Aus Spaß suchte ich im Internet nach entsprechenden Artikeln. Fünf Minuten später konnte ich erleichtert aufatmen. Sie wussten nicht, was mit mir passiert war. Trotzdem beschloss ich, ein Bild hochzuladen, denn ich wollte nicht, dass sich jemand unnötig Sorgen um mich machte. Ich postete ein Bild von meinen, von der Decke verdeckten Beine. „Chillin' in the hospital.", schrieb ich zynisch dazu und wartete auf erste Reaktionen. Nachdem die ersten Kommentare durchgerauscht waren, schloss ich die App wieder und schaute auf die Uhr. Marc ließ sich aber Zeit. Hoffentlich war ihm nichts passiert, das würde gerade noch fehlen. Weil ich sonst nichts zu tun hatte, startete ich meine Spotify-Playlist mit ein paar von Eds Songs. Ich würde es ihm niemals ins Gesicht sagen, aber ich liebte seine Musik eigentlich abgöttisch. Zu ‚Give Me Love' (das Lied wühlte gewisse Erinnerungen auf) sank ich immer weiter in eine tiefe Entspannung.



Ein plötzlicher Reiz überforderte mein Gehirn. Es dauerte einen Moment, bis ich das Gefühl auf meinen Lippen als einen Kuss einordnen konnte. Und noch etwas länger, bis ich realisierte, wer mich küsste und, dass ich wohl eingeschlafen war. Ed löste sich von mir, nur um seine Arme um mich zu schlingen. „Es tut mir so leid.", wisperte er in mein Ohr, während er mich fest an seine Brust drückte. Das war ja mal eine Begrüßung. „Alles", ich versuchte, seine Umklammerung zu lösen. „ist in Ordnung. Uns geht es gut." Als ich endlich sein Gesicht sah, bemerkte ich, dass er geweint hatte. Offenbar mehrmals. „Ich war trotzdem nicht da. Ihr seid fast gestorben...oh Gott.", sagte er schwach und ließ sich in einen Stuhl neben meinem Bett gleiten. „Sch...", ich beugte mich vor, ignorierte den leichten Schmerz in meinem Bauch und tätschelte kurz seinen Kopf. „Wir sind nicht tot. Dachtest du etwas, dass du mich so schnell loswirst?", scherzte ich, sah aber sofort, dass Ed das tatsächlich ernst meinte. „Edward", er sah auf, als ich seinen ganzen Namen aussprach. „ich bin erst vor einer Stunde aus der Narkose aufgewacht. Es hätte rein gar nichts genützt, wenn du hier die ganze Nacht gesessen hättest. Außerdem hat das Mark schon gemacht." Ich machte eine kurze Pause. „Okay?" „Okay." Ich grinste, nachdem ich die Situation so gut gemeistert hatte.



„Hey! Hör auf damit." Ed hatte schon wieder ein Foto von mir gemacht. Es waren ein paar Stunden vergangen und er hatte eigentlich jetzt vor, zurück ins Hotel zu fahren. Dazu hatte ich ihn, nach unserer Versöhnung, überredet, denn er hatte vorgehabt, hier zu pennen. Doch anstatt das zu tun, versuchte er die ganze Zeit, Bilder von mir irgendwo hochzuladen. „Aber die machen sich schon alle Sorgen." „Ich hab doch schon längst ein Lebenszeichen gesendet. Jetzt nerv nicht und geh zurück zum Hotel.", sagte ich lachend, obwohl mir gerade gar nicht dazu zu Mute war. Ed hatte eine komische Wirkung auf mich. Doch er schien endlich zu kapieren, dass ich alleine sein wollte, also stand er schwerfällig auf. Mein Freund beugte sich zu mir vor und löste ein Feuerwerk auf meinen Lippen aus. Ich sagte ja, komische Wirkung.



Nachdem er endlich abgehauen war, rief ich Alexander auf Skype an. „Hi.", er sah irgendwie verpennt aus. „Hi.", grinste ich in die Kamera, schließlich hatte ich mehr als genug Schlaf gehabt. „Wo bist du?", fragte er verwirrt, denn er konnte sich denken, dass dieses stylische Nachthemd nicht mir gehörte. „Im Krankenhaus. Wie war die Uni?", sagte ich schnell, um ihn abzulenken. Er sah mich skeptisch an, bis er von der Vorlesung erzählte.



Als er fertig mit den langweiligen Erklärung war, sagte er: „Und jetzt nochmal ernsthaft, warum bist du im Krankenhaus? Ich dachte wir wären Freunde." Okay, bei dem letzten Satz und seinem Blick wäre ich fast dahingeschmolzen. „Ich..." Wie zur Hölle sollte ich das richtig formulieren? „Ich fange am besten von vorne an." Seine Aufmerksamkeit hatte ich schon mal. „Also, als ich noch in Deutschland war, hab ich so einen Kerl getroffen. Irgendwie sind wir uns dann näher gekommen.", ich hustete. „Und als ich dann in London eingezogen bin, habe ich ihn dann wiedergetroffen." Warum zur Hölle sah Alex traurig aus? Das ignorierend fuhr ich fort: „Daraus ist aber irgendwie nichts mehr geworden, aber ein paar Monate später, habe ich herausgefunden, dass ich schwanger bin." Ein sehr wütendes Gesicht starrte mich aus meinem iPad an.



Vielleicht hätten wir das vorher abklären sollen.


Where we land || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt