Kapitel 34

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Hilfe kam nie, wenn man sie wirklich brauchte.



Ich war so geschockt, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte. Mein Freund hatte mich offensichtlich bemerkt, doch bevor er seinem Gesprächspartner etwas mitteilen konnte, war ich weg. Mein Blickfeld war verschleiert von Angsttränen, die mir in die Augen schossen, während mein Puls ins Unermessliche stieg. Wo sollte ich bloß hin flüchten, damit er mich nicht bemerkte?


Knapp eine Minute später, saß ich auf der Damen-Toilette und versuchte, den Tränen keinen Lauf zu lassen. Ich war unkontrolliert am Zittern, obwohl es alles andere als kalt war. Geistesabwesend streichelte ich meinen Bauch, der sich deutlich unter meinem Kleid abzeichnete. Ich spürte einen kleinen Tritt und das legte plötzlich einen Schalter irgendwo in meinem Kopf um. Ich würde jetzt daraus gehen, selbst wenn ich vor diesem Moment Angst hatte und auch immer Angst gehabt hatte. Vielleicht war er auch gar nicht mehr da, vielleicht hatte er sich schon verpisst, sowie immer, wenn es unangenehm gewesen war. Im Spiegel checkte ich ganz kurz meine Haare, bis die Tür von außen aufgestoßen wurde. „Alles okay bei dir?" Es war Taylor. War sie schon fertig mit dem ein schleimen bei den wichtigen Leuten? Zum Glück hatte ich nicht geweint, trotzdem hörte sie sich besorgt an. „Ed meinte, du wärst ganz schnell weggelaufen." „Meine Blase ist in letzter Zeit ein bisschen zusammen gedrückt.", sagte ich und lachte gekünstelt. Sie schien das zu bemerken, sagte aber nichts, sondern legte nur ihre Hand auf meine Schulter. „Er will dir jemanden vorstellen, glaube ich." „Ich weiß." Ich sah ihr nicht in die Augen, sondern starrte die Wand an. Nachdem ich mich bei ihr bedankt hatte, schlich ich auf den Gang und lief fast in einen Kellner mit Getränken rein. Ich grinste unschuldig und bahnte mich weiter, bis ich Ed und IHN dort stehen sah. Ab in den Kampf.


IHN komplett ignorierend lief ich, betont fröhlich auf meinen Freund zu und schlang die Arme um ihn. Überrascht küsste er mich kurz, schließlich war er diese Art nicht von mir gewohnt. „Hi. Was machst du so?", sagte ich und hätte mich im nächsten Moment selber ohrfeigen können. Verwirrt starrte er mich an, schließlich konnte ich nicht so tun, als wäre es nicht offensichtlich, dass er sich bis eben unterhalten hatte. „Jojo, meinst du echt, ich würde mich nicht mehr daran erinnern, nur weil du mich ignorierst?" Kalt wandte ich mich ihm zu. Mein Plan war natürlich nicht aufgegangen. Naja, was hatte ich auch erwartet? So dumm war er auch nicht. „Nein, Steven, ich dachte nur, du möchtest dich nicht mehr an mich erinnern.", sagte ich mit eisiger Stimme. Steven lachte spöttisch, während Ed nur zwischen uns hin und her guckte. „Ihr kennt euch?", fragte er dann. „Können wir das vielleicht unter vier Augen klären?" „Natürlich. Wenn ich darf.", sagte Steven mit einem Blick auf Ed. Ich verdrehte nur innerlich die Augen.

„Was machst du hier?" „Das kann ich dich wohl eher fragen." Wir waren draußen in irgendeinem Hinterhof, Mülltonnen standen um uns rum. Niemand würde auf die Idee kommen, hier her zu kommen. „Ich bin mit Edward zusammen." Jetzt sah mich nur an, bis er kalt sagte: „Es ist unglaublich, dass du das in nur zwei Jahren noch einmal hinbekommen hast." Ich schluckte. Wohl wahr, es war unglaublich. „Ein Wort zu ihm und du bist geliefert." „Was willst du denn mit mir machen?" Er nahm mich nicht ernst. Arschloch. „Können wir uns nicht wie Erwachsenen verhalten? Nur weil ich dir dein kleines Herz gebrochen habe, heißt nicht, dass du mir diese Beziehung zerstören musst. Vor allem nicht in diesem Zustand.", ich zeigte auf meinen schwangeren Bauch. „Ach, ist das deine neue Nummer? Ist es überhaupt von ihm?" Ich war unglaublich froh, dass wir weit weg von allen, draußen standen. So konnte ich ihn ohne Probleme ohrfeigen. Er starrte mich entgeistert an und hielt sich das Kinn.


Ich hätte wissen müssen, dass sich Steven nicht verändert hätte und das Folgende vorausahnen können.



Where we land || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt