Kapitel 3

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Wir waren wieder auf dem Rückweg nach Hause, ich hatte Anna alles über meinen Einsatz erzählt, mit Ausnahme des Kusses und der merkwürdigen Unterhaltung. „Ich kann einfach nicht glauben, dass du das machen durftest. Hast du wenigstens ein Foto für mich gemacht?" „Ich hätte lieber die Mädchen ins Krankenhaus gefahren, nachdem ich ihm Schmerzmittel gegeben habe, wurde er ziemlich komisch.", sagte ich. Anna seufzte. „Du bist aber auch immer so verklemmt." Vielleicht hatte sie damit Recht.


Als sie mich bei meiner Wohnung absetzte, rief sie mir noch zu: „Wir müssen uns nochmal treffen, bevor du weggehst!" „Ja, ich schreibe dir.", sagte ich halbherzig und schloss die Tür auf. Alles war still und dunkel, Pia war wahrscheinlich schon am Schlafen. Ich ging ins Bad und befreite mich aus der Einsatzkleidung, auf der ein bisschen Blut von einem Mädchen war. Das Oberteil und die Hose landeten in der Wäsche und ich im Bett. Zum Einschlafen, wollte ich mir noch ein bisschen Musik anhören. Spotify schlug mir „Ed Sheeran: +" vor. Warum zur Hölle nennt der sein Album ‚+'? Egal, ich startete die Playlist und schlief schon nach dem 3. Lied ein.



In den nächsten Wochen war ich überwiegend mit Packen und Nachdenken beschäftigt, denn heute würden wir nach London ziehen. Die sperrigen Sachen waren bereits auf der Insel, heute würden Pia, ich und der Rest an Kleinkram nachkommen. Ich war unendlich glücklich, dass sie auch an meiner Uni einen Platz gefunden hatte. Das entsprach zwar leider nicht dem Plan, nach Miami zu ziehen, aber London war doch mindestens genauso schön. 



Als wir am Flughafen angekommen waren, wuchteten wir unsere Kisten und Koffer aus dem Mietwagen und steuerten auf den Check-In Schalter zu. Als endlich alles geklärt war, die Kisten aufgegeben wurden und wir beide einen Starbucks Kaffee hatten, konnten wir endlich relaxen. Unser Flug würde in einer halben Stunde gehen und so lange schlenderten wir noch durch die Geschäfte. Ich hatte ihr auch nicht von meiner ‚Begegnung' mit Ed Sheeran erzählt, was ich auch nicht bereute, wahrscheinlich hatte er den ganzen Abend komplett vergessen.



„Letzter Aufruf für den Lufthansa Flug nach London." „Fuck! Pia, los komm! Welches Gate war das nochmal?" Doch die Computerstimme aus den Lautsprechern antwortete mir und so rannten wir zum Gate 45 (!). Ich ignorierte die bösen Blicke der Mitarbeiter, die unsere Tickets kontrollierten und betrat schließlich das Flugzeug. Ich atmete noch einmal tief durch. Das war mein Weg in ein neues Leben, weg von der Stadt in NRW und ab in die Hauptstadt des Vereinigten Königreiches. 



Knapp 2 Stunden später, nachdem wir von den britischen Sicherheitsbehörden als Nicht-Terroristen befunden worden waren, standen wir vor dem Flughafen. Unsere Kisten wurden schon abgeholt und zu unserer Wohnung gebracht. Wir nahmen uns ein Taxi. Ich war zwar schon öfter in London gewesen, das letzte Mal bei der Wohnungs- und Uni-Suche, aber diese Stadt beeindruckte mich immer wieder. Als wir endlich in der (ziemlich noblen) Wohngegend ankamen, verfiel ich schon wieder ins Staunen. Der Vermieter hatte nicht gelogen, als er sagte, dass das Haus noch ein bisschen verschönert wird. Unsere Wohnung war jetzt in einem von diesen Häusern die mit total epischen Motiven angemalt waren. In diesem Fall war es Farn, dass sich leicht im Wind wiegte. „Oh mein Gott.", murmelte Pia, während wir die Tür aufschlossen. Die Kisten standen im Treppenhaus.



In den nächsten Tagen lebten wir uns super ein und unternahmen bereits einige Stadtouren. Pia war heute krank, deswegen musste ich heute alleine los und für heute Abend einkaufen. Wir hatten vor, heute Pizza zu machen. Als ich aus der Tür kam, sah ich auf dem Bürgersteig einen suspekt wirkenden Mann mit Kapuze und Sonnenbrille. Ich wollte mich gerade an ihm vorbei drängen, als er mich festhielt. „Lassen Sie mich los!", rief ich panisch und versuchte mich loszureißen.


Where we land || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt