Kapitel 17

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„Jojo?" Ed stand mit weit aufgerissenen Augen im Zimmer. Ich konnte nicht antworten. Die Worte kamen nicht aus meinem Mund, während es aus meinem Handy brüllte. Ed hob es vorsichtig vom Boden auf. Als er merkte, dass Marc dran war, fragte er, was mit mir los sei. „Das soll sie dir selber sagen.", hörte ich meinen Bruder sagen. Danach legte er auf. Musste er mir immer in den Rücken fallen? Ängstlich sah ich in diese wunderschönen blauen Augen. Er war verwirrt, das sah man ihm sehr deutlich an. „Marc hat es meinen Eltern erzählt.", sagte ich schließlich langsam, mit zusammen gepressten Zähnen. Doch mein Freund sah mich nicht erschrocken, sondern aufgeregt an. „Was haben sie gesagt?" Und wieder einmal fragte ich mich, warum man als Musiker bloß so leicht an Drogen rankam. „Sie wollen, dass wir kommen. Nach Köln." Selbst das schien ihn nicht zu schocken, er grinste nur noch breiter. „Und wann? Wir könnten schon morgen früh..."  „Stopp, stopp!", sagte ich laut. „Wir fliegen nicht nach Köln. Du...du kennst meine Familie nicht." „Aber deswegen fliegen wir doch! Ich will sie kennenlernen." Ich seufzte. „Ed, du bist absolut nicht der Typ, den meine Eltern toll finden. Vor allem nicht, wenn sie wissen, dass ich schwanger bin." Endlich hörte er auf zu grinsen.

„Aber, ich muss sie doch kennenlernen!" „Ja, vielleicht hast du Recht." Wir diskutierten jetzt schon seit einer Stunde. Ich war mit meinen Nerven am Ende. „Warum gehen wir dann nicht?" Ich sollte es ihm wirklich sagen. „Hör zu. Meine Eltern mischen sich in alles ein, wo es nur geht. Sie sind total sauer auf mich, dass ich ihnen nichts erzählt habe. Schon von Anfang an, haben sie über alles bestimmt. Das ist der Grund, warum ich mit 18 ausgezogen bin und in London studieren wollte. Das hat ihnen überhaupt nicht gefallen, da sie mit Marc dauernd Kontakt haben, obwohl der jetzt schon seine eigene Familie hat. Wir...", ich holte tief Luft. „...wir haben seit gut einem Jahr keinen Kontakt mehr." Diese Reaktion hatte ich erwartet und war darauf vorbereitet, in Eds offenen Mund zu starren.

„Ich buche jetzt diesen Flug." „Nein." „Doch. Ich will meine Schwiegereltern kennenlernen." „Es sind NICHT deine Schwiegereltern." Es war schwierig ruhig zu bleiben, Ed hatte schließlich die Website der British Airways offen. Es war kompletter Wahnsinn, er wollte einfach so morgen nach Köln fliegen und zu meinen Eltern gehen und sagen: „Hey, ich bin berühmter Sänger, die ganze Welt kennt mich, ich nehme manchmal Drogen und meine beiden Arme sind komplett tätowiert. Ach ja, außerdem bin ich der Vater eures Enkels." Ich schüttelte den Kopf, meine Eltern würden mit meiner lesbischen Geliebten vermutlich besser klar kommen. Vermutlich würde mein Vater ihm den Kopf abreißen, wenn nicht schlimmeres. Naja, vielleicht würden sie aber auch nur doof gucken. „Ed, bevor du irgendetwas buchst, rufe ich erst einmal zu Hause an...", ich schaffte es nicht, dass meine Stimme stark klang, denn ich hatte Angst. „Ich mache das." Ich sah ihn mit vor Schreck geweiteten Augen an. „Willst du dabei sein?", fragte Ed eiskalt, als er schon auf den grünen Hörer drückte. „WOHER HAST DU DIE NUMMER?", schrie ich ihn an, doch er bedeutete mir, zu Schweigen, denn mein Vater war bereits ran gegangen. Scheiße.

„Guten Abend, Herr Stein! Edward Sheeran hier. Es tut mir Leid, sie zu dieser späten Stunde noch zu stören, bei Ihnen ist es ja noch später als im verregneten England." Beide lachten und ich war baff. Das hätte ich ihm nie zugetraut. „Ich rufe wegen Josephine an, sie haben schon länger nichts mehr voneinander gehört und als Marc dann mit dieser Nachricht um die Ecke kamen, waren sie sicher genau so überrascht wie ich." Oder wie ich. „Nun, es geht darum, wann wir denn mal vorbei schauen könnten." Mein Vater sagte irgendwas und Ed nickte. „Ja, nein, wir gehen in ein Hotel, wir möchten schließlich keine Umstände machen...nein...ich kann Ihnen versichern, dass mich 3 Nächte in einem Hotel zu bezahlen, nicht umbringt...ja...wir könnten Dienstag kommen...das macht nichts...ja...wir freuen uns auch...Bis dann...Ihnen auch einen schönen Abend." Dann legte er auf.

„Oh mein Gott.", mehr konnte ich nicht dazu sagen. „Was?" „Du hast es geschafft, meinen Vater um den Finger zu wickeln. Du bist der perfekte Schwiegersohn." „Soll mir das was sagen?", er grinste mich spitzbübisch an. „Halt die Klappe.", sagte ich und küsste ihn einfach nur.

Where we land || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt