Kapitel 10

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Was sollte ich jetzt tun?



Drei Atemzüge war ich wieder an den Lippen von Ed Sheeran, diesmal komplett freiwillig. Als wir uns wieder voneinander lösten, drehte ich mich schnell um, sagte „Es tut mir leid!" und verließ, so schnell es ging, den Raum. Was war das denn?






Ed rief schon wieder an. Und ich drückte ihn schon wieder weg. Ich konnte mit niemanden reden, denn ich musste gerade die vermutlich wichtigste Entscheidung in meinem Leben treffen. Leider wusste ich genau, dass gerade alles davon abhing. Wenn meine Entscheidung auf ‚Nein' fallen würde, würde vermutlich alles so sein wie vorher, mit der Ausnahme, dass ich jemanden umgebracht hatte. Doch, wenn ich mich für diesen kleinen Zellklumpen entschied, müsste ich vermutlich mein Studium abbrechen und mein Liebesleben würde für 20 Jahre nicht dasselbe sein. Doch das Schlimmste von allem: Es war nicht nur mein Kind.



Als Ed das vierte Mal anrief, ging ich endlich dran: „Jojo...ich glaube, wir müssen reden.", sagte Ed ernst. „Kannst du vorbei kommen?" Ohne etwas zu sagen, legte ich auf. „Er wird es sowieso irgendwann erfahren. Er wohnt drei Straßen weiter." Pia war in mein Zimmer gekommen. „Aber noch nicht jetzt.", sagte ich entschlossen. „Ich werde mich selber entscheiden, er soll mich auf keinen Fall beeinflussen. Das ist mein Körper und mein Leben, das zerstört wird." „Das ist doch nicht das Ende der Welt. Besonders nicht, wenn du noch jemanden hast, der sich um das Kind kümmern kann." „Noch einen?", fragte ich und blickte hoch. „Meinst du, ich lasse dich im Stich?", fragte Pia beleidigt, grinste dann aber.



Ja, ich hatte mich entschieden. Ganz alleine. Und heute war der Termin des ersten Ultraschalls. Ich versuchte, ruhig zu atmen, aber das gelang mir nicht wirklich, denn gleich würde ich mein Kind das erste Mal sehen. Die Gynäkologin, Lilly, grinste, als sie das Bild hatte. Ihr kindliches „Aw..." erstarb, als sie sah, dass ich mich nicht freute, sondern anfing zu weinen. Dieses Ding hatte keine Zukunft. Was hatte ich ihm zu bieten? Ein abgebrochenes Studium und eine Verwandtschaft mit Ed Sheeran. Ich war jetzt schon eine schlechte Mutter. „Das wird schon, am Ende ist alles gut...", sagte Lilly. „...und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende." „HÖREN SIE SOFORT AUF, ED SHEERAN ZU ZITIEREN. DAS BRINGT MIR ÜBERHAUPT NICHTS.", schrie ich sie an. „Ich...es tut mir Leid....Moment mal, sind Sie nicht die Frau, die letztens in „The Sun" stand? Sie kennen ihn!" Verdammt nochmal. „Aber, das war ja vor drei Monaten und sie sind jetzt...", sagte Lilly mit großen Augen. „...im drittem Monat, super kombiniert.", sagte ich bissig, schnappte mir das Foto und stand auf. Das hatte ja super geklappt, jetzt ich brauchte eine neue Gynäkologin.



„...und dann meinte sie, sie würde sich voll für mich freuen und hat nach einem Autogramm von Ed gefragt!" „Emotionale Intelligenz ist wohl Kartoffel, was?", Pia schrubbte die Pfanne so brutal, dass das Metall fast abging, dann schaute sie auf die Uhr. „Fuuuck, ich komme zu spät." „Zu was?", fragte ich überrascht. „Ich treffe mich doch heute wieder mit James." James war dieser grünäugige Philosophiestudent, den Pia an der Uni kennengelernt hatte. Sie schwärmte schon seit Tagen von seinem hellbraunen Haar. („ES IST SOOO WEICH!") ich hoffte wirklich für sie, dass es mit ihm klappte, denn er schien ein echt netter Kerl zu sein. Wenigstens eine von uns sollte glücklich werden.


Where we land || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt