Kapitel 41

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„Okay, also der Grund, warum ihr alle hier seid, ist..." „Alkohol!", brüllte ein Besoffener Kommilitone von James rein. Einige lachten und klatschten, wandten sich dann aber wieder der Rednerin zu. „Außerdem haben wir euch eine Sache zu sagen: Wir...wir haben ein Haus gekauft!", sagte Pia und schaute James, der neben ihr stand, lächelnd an. Eine kurze Pause, dann rasteten die meisten aus und warf den beiden Glückwünsche entgegen. Ich verdrehte grinsend die Augen, während ich das gleiche tat. Krass, dass es anscheinend so ernst zwischen den Beiden war. Aber Pia hatte immer schon das Leben in einer Mietwohnung gehasst.


Die Party war dann doch noch richtig witzig und hat Spaß gemacht, obwohl wir niemanden kannten. Aber irgendwann um 1:30 Uhr hatte ich keine Lust mehr, schräg von der Seite angerülpst zu werden, also schnappte ich mir Ed, hinterließ der ziemlich überforderten Pia einen Zettel auf dem Küchentisch und verschwand. 


„Lass uns morgen mal zu diesem einen Haus fahren, dass wir beide so toll fanden. Ich meine, wir sollten uns langsam mal beeilen.", murmelte Ed, während ich mich ins Bett schmiss. Er las gerade die Zeitung und sah, mit seiner schwarzen Brille, sehr erwachsen aus. „Warum? Nur weil Pia und James..." „Und weil du im siebten Monat bist." „Wir hatten uns doch darauf geeinigt, dass wir erst einmal hier wohnen bleiben.", sagte ich verwirrt. Bis wir in ein neues Haus eingezogen waren, ist das Baby schon längst geboren. „Ja, aber wenn wir Eltern sind, werden wir wohl noch weniger Zeit haben. Deswegen will ich so schnell wie möglich etwas finden. Es ist doch nur ein Haus, Honey." Ich starrte ihn mit offenen Mund an. „Nur ein Haus?" „Ich könnte uns auch noch drei weitere Häuser kaufen.", sagte er, schulterzuckend. „Idiot.", murrte ich, während ich mich an ihn kuschelte. Es war alles andere als kalt, jetzt im Juli, aber trotzdem hatte ich irgendwie das Bedürfnis danach. Augenverdrehend legte er die Zeitung weg und den Arm um mich. „Ich liebe dich trotzdem.", nuschelte ich in seine Schulter, bis ich schließlich einschlief. 


Als ich aufwachte, lag Ed nicht mehr neben mir. Seufzend richtete ich mich auf und warf einen Blick auf mein Handy, welches nachts immer neben mir auf dem Nachttisch lag. Unwichtiger Kram und noch mehr unwichtiger Kram stapelte sich in meinen E-Mails. Gab es eine Person, die mehr Spam bekam als ich? Vermutlich nicht. „Honey, kommst du? Frühstück ist fertig." Grinsend verdrehte ich die Augen und legte mein Handy wieder weg. Er hatte den letzten Satz gerade ernsthaft auf Deutsch gesagt. 


Ed stand in der Küche und versuchte angestrengt Pfannkuchen auf zwei Teller zu verteilen. „Was ist denn mit dir los?", fragte ich lachend und gab ihm einen kurzen Kuss. Er antwortete nicht, da er es nicht schaffte, den Sirup zu öffnen. Als es schlussendlich doch klappte, sagte er: „Was meinst du?" „Hast du spontan einen Deutsch-Kurs besucht oder ist Google dein Freund und Helfer?" Ich schnappte mir meinen Teller und eine Gabel und setzte mich an die Theke. „Wer weiß.", murmelte er, schon wieder nicht in seiner Muttersprache. „Woher die plötzliche Motivation?", meine Frage war schlecht verständlich, da mein Mund voll mit köstlichen Pfannkuchen war. „Du sprichst schließlich auch meine Sprache. Das ist doch nur fair." Ich verschluckte mich fast. „Ich lerne Englisch aber, seit ich 10 Jahre alt bin. Außerdem kannst du das nicht vergleichen." „Du willst mir erzählen, Deutsch wäre anspruchsvoller als Englisch?", sagte er angriffslustig und funkelte mich mit seinen blauen Augen an. „Vielleicht.", murmelte ich, etwas eingeschüchtert. „Das kannst du ja heute Abend meinen Eltern erzählen." Offensichtlich wollte er mich ermorden, denn schon wieder erstickte ich fast. „Willst du mich verarschen?" „Nein." Er aß ganz gechillt weiter und trank seinen blöden Latte Macchiato. „Wir fahren heute, nach der Hausbesichtigung, nach Framlingham." „Und dein Chauffeur hat Bock an einem Samstag dahin zu fahren?", fragte ich skeptisch. „Nein, wir nehmen den Zug. Dürfte nicht länger als drei Stunden dauern, keine Angst." „Und warum, wenn ich fragen darf?", leicht angepisst war ich schon, denn er hatte mir nichts gesagt. „Meine Eltern wollen dich, vor der Geburt, auf jeden Fall, kennenlernen. Mom nervt mich schon seit ich es ihr gesagt habe." Lächelnd verdrehte ich die Augen. 


„Und das hier ist das Schlafzimmer. Die Möbel neu, ich hoffe, sie sind damit zufrieden?" Der Makler musste gar nichts mehr sagen. Ich war hin und weg von diesem Haus. Die Lage war perfekt, für ein Kind. Die Schule und der Kindergarten waren nicht weit und es gab nicht viel Verkehr. Trotzdem kam man ohne Probleme zur barrierefreien U-Bahn. Es war wirklich modern eingerichtet und verfügte über einen riesigen Garten mit Terrasse. Die Küche war ebenfalls neu und hatte tolle Hochglanzmöbel. In meinem Kopf tauchten Bilder und Szenen auf, wie wir hier zusammen mit unserer Tochter kochten. Wie wir im Garten spielten. 


„Lass es uns kaufen."


Where we land || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt