Ed PoV:
Wir waren doch auf der Ziellinie gewesen. Warum musste es am Ende doch noch schiefgehen?
Schon wieder saß ich in einem kahlen Zimmer und hatte keine Ahnung, ob meine Familie überleben würde. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und fragte mich, wie ich hier her gekommen war. Das einzige, was ich wusste, war, dass ich die Frau am Empfang angeschrien hatte und wie ein Irrer durch das Krankenhaus gerannt war. Offensichtlich hatte man mir einen Extra-Raum zum Warten gegeben, so dass ich nicht Opfer der Paparazzi wurde, die vor dem Krankenhaus rumlungerten. Pia hatte mir gesagt, dass die Wehen schon in der Stadt angefangen hatten. Warum, zum Teufel, hatte sie schon wieder geschwiegen? Hatte sie vergessen, was das letzte Mal passiert war?
„Mr Sheeran?" „Ja?", ich blickte in das Gesicht einer Ärztin. Sie hatte einen OP-Kittel an, der voll mit Blut war. „Wie geht es ihr?", fragte ich sofort. „Wir operieren noch. Die Gebärmutterwand ihrer Freundin ist gerissen, was ein großes Risiko für sie und das Kind ist.", sie machte eine Pause. „Wir haben es dennoch geschafft, das Baby zu entbinden. Ihre Tochter ist wohlauf und wird gerade gewogen und gemessen." Ich atmete erleichtert auf. „Gott sei Dank. Aber was ist mit ihr?" Meine Anspannung war noch nicht ganz vorbei. Schließlich hatte sie noch nichts dazu gesagt. Der Gesichtsausdruck der Ärztin wechselte von freundlich zu ernst. „Wie schon gesagt, die Operation läuft noch. Ich muss Ihnen leider sagen, dass es schlecht aussieht."
Auf das Gesicht meiner Tochter tropften immer mehr Tränen. Ich war auf der Baby-Station und hielt sie fest in meinen Armen. Sie war so wunderschön. 47 Zentimeter und 2800 Gramm pure Niedlichkeit. Ich könnte der glücklichste Mensch auf der Welt sein, doch ich war es nicht. Die Liebe meines Lebens lag offen auf einem Tisch und Ärzte versuchten, ihre Blutungen zu stillen. Meine Hände fingen stark an zu zittern, wenn ich daran dachte, was werden würde, wenn sie starb. Würde ich in der Lage sein, dieses kleine Bündel großzuziehen? Oder würde ich kläglich scheitern? Ich bekam Angst, dass sie mir aus den Armen fiel, also legte ich sie zurück in den Plastikkasten, der sie warm hielt, und ließ mich auf die hellrosa Couch sinken. Das war alles zu viel. Ich starrte die Wand gegenüber an und spürte, wie sich wieder ein Tränenfilm auf meinen Augen bildete. Durch diesen Schleier konnte ich die Person, die auf einmal vor mir stand nicht erkennen. Also blinzelte ich ein paar Mal. „Stuart?" „Ich wollte nur dem frisch gebackenen Papa gratulieren.", er machte Anstalten, mich zu umarmen. „Sie wissen nicht, ob Jojo es schafft." Ich wischte mir das Gesicht mit meinem Pullover trocken. Stuart formte nur ein O mit seinem Mund und setzte sich neben mich. Nach einer Weile fragte er: „Habt ihr schon über einen Namen nachgedacht?" „Nein, das wollten wir nach der Geburt entscheiden.", sagte ich trocken. Stu nickte und ich schaute weiter die Tapete an.
Es gab keine Worte, die meine Gefühle gerade beschreiben konnten. Gar keine. Ich fühlte mich einfach nur leer und ausdruckslos. Es waren bestimmt zwei Stunden vergangen, Stuart war wieder weg und ich saß alleine hier. Nicht ganz alleine. Meine Hände hatten sich wieder beruhigt und ich hielt meine Tochter wieder in den Armen. Sie hatte noch gar nicht geschrien, sondern schlief ganz ruhig. Ich beobachtete, wie sich ihre winzige Brust hob und senkte, weil ich Angst davor hatte, dass ihr Herz auch aufhören würde zu schlagen. Sie war so klein und zerbrechlich, fast so, als wäre sie noch nicht bereit gewesen, die Welt zu betreten. Aber laut den Ärzten fehlte ihr absolut nichts. Was, wenn sie sich irrten? Langsam schüttelte ich den Kopf und nahm zum ersten Mal diesem Raum wahr. Überall standen kleine Betten und Brutkästen; aber niemand außer mir war hier. Vermutlich hatte mein V.I.P-Status Schuld daran. Dabei hätte ich jetzt wirklich gerne jemanden, der gerade vielleicht auch in einer ähnlichen Situation war. Ich seufzte einmal auf. Auf einmal fing das Baby in meinen Armen an zu schreien. Völlig überfordert und panisch sah ich mich nach Hilfe um.
Fünf Minuten später war alles wieder ruhig. Eine Schwester hatte mir gezeigt, wie ich meine Tochter mit einer Flasche füttern musste und mir eine mit warmer Milch gegeben. Eigentlich sollte sie jetzt keine Künstliche trinken, doch es gab keine andere Möglichkeit. Leise summte ich ein Lied vor mich hin. „Mr Sheeran?" Ich zuckte kurz zusammen, wiegte jedoch, als ich sah, dass es nur eine Ärztin war, das Kind wieder ruhig in meinen Armen. „Ich wollte Sie nur über den Stand der Operation aufklären." Sie trat näher. „Ihre Frau hat wirklich sehr viel Blut verloren und unglaubliches Glück gehabt, dass sie noch lebt." Mir fiel ein Gesteinsbrocken vom Herzen. Sie lebte! „Jedoch müssen wir sie in den nächsten 24 Stunden sehr genau beobachten, es ist noch nicht gesagt, ob ihre Freundin überleben wird."
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Where we land || Ed Sheeran
FanfictionRote Haare und blaue Augen, die mich komplett verzaubert hatten.✚ Niemals hätte ich gedacht, so starke Gefühle, in so kurzer Zeit, für eine Person zu entwickeln. Verdammt nochmal.✚ Ich musste gerade, die vermutlich wichtigsten, Entscheidungen in me...