Kapitel 25

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Wir waren den Krallen meiner Eltern entkommen und befanden uns gerade in einem Einkaufszentrum. Ed schien ernsthaft genervt zu sein, aber ich hatte ihm versprochen, danach in ein Restaurant zu gehen. Meine Füße taten jetzt nämlich auch schon weh. Plötzlich zog mich Ed in ein Geschäft, das Kleider verkaufte. „Was...?", fragte ich verwirrt, doch Ed hielt mir den Mund zu und bugsierte mich in eine Umkleide. „Da vorne waren ein paar Leute aus meiner Zielgruppe.", sagte er dann. „Kannst du nicht irgendwas anprobieren, damit ich sitzen bleiben kann?" Ich verdrehte grinsend die Augen, doch folgte seiner Bitte. Noch würden mir die Sachen hier passen, deswegen suchte ich drei zufällige Kleidungsstücke raus, die ich mir wahrscheinlich niemals kaufen würde können. Na egal, schließlich waren wir nur hier zum Zeit totschlagen.



Das erste Kleid war schrecklich. Absolut. Da waren wir uns, zur Abwechslung mal, einig. Der Schnitt war grässlich, aber am schlimmsten war die Farbe. Safrangelb. Würg. Naja, ich hatte es genau deswegen ausgesucht. Schließlich wollte ich auf keinen Fall, dass mir etwas hier gefiel. Ich wollte es direkt wieder ausziehen, doch Ed deutete plötzlich auf das Stück Stoff, der uns von dem Rest des Ladens trennte. „Kann ich Ihnen helfen...oh...tut mir leid." Eine Verkäuferin mit rotem Gesicht starrte uns kurz an und schlug den Vorhang wieder zu. Ich sah Ed an und wir prusteten los, während er mir half, das Kleid auszuziehen.



Das nächste war auch nicht viel besser, obwohl die Farbe, lila, eigentlich ganz passabel war. Doch es fiel an mir herab wie ein Kartoffelsack. „Hast du dir nur hässliche Sachen rausgesucht?", fragte Ed lachend. Ich stemmte die Hände die Hüften und sagte: „Ich wollte hier nicht hin. Du hast mich gezwungen." „Nach dem Kleid", er deutete auf das letzte Teil, was ich rausgesucht hatte, „gehen wir. Versprochen." Ich verdrehte nur die Augen und folgte seiner Anweisung. 



Ich hatte mich komplett vertan. Das cremefarbene Kleid war alles andere als hässlich. Ehrlich gesagt hatte ich noch nie so etwas angehabt. Noch nicht einmal das auf Marcs Hochzeit war so toll gewesen. „Wow. Ich wusste nicht, dass du noch wunderschöner werden kannst.", lächelte Ed. „Ich auch nicht.", sagte ich trocken und machte mich schnell daran, es wieder an. „Das lässt du schön bleiben.", sagte Ed auf einmal und hielt meine Hände fest. Verwirrt drehte ich mich zu ihm um. „Du wirst das nie wieder ausziehen." „Ja klar. Jetzt lass mich los.", sagte genervt. „Na gut, aber das kaufen wir." Oh nein. „Wir?Sehe ich so aus, als hätte ich", ich sah auf das Preisschild. „1500 Euro?" „Nein, aber ich." „Die wirst du auch schön behalten." Ich befreite mich endlich aus dem Teil, zog meine normalen Sachen wieder an und schnappte mir die drei Kleider. Plötzlich durchzog ein stechender Schmerz meinen Unterleib. Mein Gesicht verzog sich. „Alles okay?", fragte Ed besorgt. „Ja, klar. Komm, wir gehen.", sagte ich und lächelte die Schmerzen weg. Was zur Hölle war los mit mir?



Ed hatte es, zum Glück, aufgegeben, mir das Kleid zu kaufen und deswegen saßen wir endlich in einem italienischen Restaurant, wo wir mit dem Taxi hingefahren waren. Es sah zwar nicht besonders billig aus, aber mir war es lieber, Geld für gutes Essen auszugeben, als für irgendwelche Kleidung. Außerdem hatte es ein Fotografie-Verbot. Der Schmerz von eben war zwar wieder gekommen, aber ich hatte, unbemerkt von Ed (er war von Fans abgelenkt gewesen), eine Tablette genommen. Jetzt ging es mir eigentlich super, doch es wurde noch besser, als meine Bestellung endlich kam. Gierig starrte ich auf die Pizza Mozzarella, bis Ed mich auslachte. „Hey! Nur weil ich sie mehr liebe als dich, musst du nicht gleich beleidigt sein.", feixte ich. Mein Freund nahm nur kopfschüttelnd einen Schluck von seiner Cola. Es war eigentlich unglaublich nett von ihm, dass er auch keinen Alkohol trank. Aber das würde ich ihm schließlich niemals sagen. 



Die Pizza war unglaublich gut und ich fragte mich, warum ich noch nie vorher hier gewesen war. Schließlich hatte Ed es von TripAdvisor. Alles war super. Keine Paparazzi, keine nervigen Fans. Naja, außer, dass ich keinen Wein oder sowas hatte. Also würde ich die Situation nicht als ‚perfekt' bezeichnen. Außerdem schien die Tablette langsam aufhören zu wirken. Ich unterbrach also Eds Monolog über Musiklabels. „Ich gehe mal kurz zur Toilette.", sagte ich leise und stand auf. Das hätte ich lieber nicht machen sollen, denn jetzt tat es doppelt so stark weh, wie eben, als ich noch gesessen hatte. Schnell drehte ich mich um und flüchtete aufs Damen-Klo. 



In dem, wirklich sehr hübschen, Badezimmer war niemand, also konnte ich in Ruhe mich auf einen Toilettensitz setzen und meine Tabletten raussuchen. Fluchend stellte ich fest, dass ich kein Wasser zum runterspülen hatte. Also musste ich die Tür nochmal entriegeln um zum Waschbecken zu gelangen, doch bevor ich dort ankam, fielen die Packung und ich auf den Boden.


Where we land || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt