Where we land || Ed Sheeran

Kapitel 24

Entschlossen klingelte ich. Als sich nach zehn Sekunden niemand meldete, sagte ich schnell: „Es scheint niemand da zu sein, lass es uns doch einfach morgen nochmal..." Doch eine männliche Stimme meldete sich: „Wir sind da. Schön, dass du es auch mal wieder bist." Ich drehte mich wieder um und sah direkt in das Gesicht meines Vaters. Meine Mutter stand neben ihm. Sie hatten sich gar nicht verändert und das machte mir dezent Angst. „Oh mein Gott. Du bist es wirklich!", quietschte sie auf einmal und umarmte mich stürmisch. Eigentlich wollte ich mich von ihr losmachen, aber ich war so überrascht, dass ich mich nicht richtig bewegen konnte. Aus dem Augenwinkel sah ich Ed, der meinem Vater die Hand schüttelte. Ich klopfte ihr kurz auf den Rücken, um ihr zu verstehen zu geben, dass die Umarmung lange genug gedauert hatte. Ich konnte ihr nicht wirklich ins Gesicht sehen, ahnte aber, dass sie Tränen in den Augen hatte, und ging deshalb auf meinen Vater zu um ihn ebenfalls in die Arme zu schließen. Irgendwie fühlte sich das gut an. Hatte ich dieses Gefühl vermisst? „Wollen wir reingehen? Ich habe Kuchen gebacken.", sagte meine Mutter und ich war erstaunt, dass ihre Stimme so klar klang. 

Es sah alles noch so vertraut aus, die Kommode hatte immer die vielen Macken, die ich damals mit 15 reingemacht hatte. Am meisten verblüffte mich, dass dort immer noch Bilder von mir und Marc standen. Schließlich hatte es sich immer so angefühlt, als ob ich aus dieser Familie ausgestoßen worden war. „Wir konnten sie nicht wegschmeißen." Mit offenem Mund drehte ich mich zu meinem Vater um. Mum und Ed waren schon in die Küche gegangen, während sie ihn volllaberte, er verstand vermutlich kein einziges Wort. Ich räusperte mich und folgte ihnen. „Ähm...Mom...Ed kommt aus England..." „Oh...okay. Wollt ihr euch nicht hinsetzen?" „Ja." Die Situation war mir extrem unangenehm, vor allem, weil ich Ed vermutlich noch alles übersetzen musste. Mein Vater war der einzige, der einigermaßen Englisch sprechen konnte. Aber ich war einigermaßen froh über die Tatsache, dass noch niemand verletzt oder angeschrien wurde. Außerdem gab es Kuchen.

„Wie läuft die Uni?" „Super." „Wo wohnst du?" „Zusammen mit Pia, in London." „Ihr seid noch gar nicht zusammen gezogen? Wie lange seid ihr überhaupt schon zusammen?" Lügen oder nicht? „Seit sechs Monaten." Ed sah mich komisch von der Seite an. Ich versetzte ihm unter dem Tisch einen Tritt gegen sein Schienbein. „Aber du bist schon im dritten Monat?" „Ja.", sagte ich genervt. Ich hatte zwar gewusst, dass das jetzt ein Verhör werden würde, doch schön war es wirklich nicht. „War das geplant?" „Sieht es so aus?" „Ich stelle hier die Fragen." Ich lachte auf. Natürlich. 

Ich durfte nicht ausrasten, deswegen krallte ich mir Eds Hand. „Mit was verdienen Sie denn ihr Geld?" Mein Vater war dran Ed zu löchern. Zum Glück auf Englisch. „Ich...ich mache Musik." „Aha. Und Sie denken, dass das ausreichen wird, eine Familie zu enähren?" „Er wird es zwar nicht zugeben, aber er ist sehr erfolgreich.", sagte ich schnell und fing an, meinen Kuchen herunter zu schlingen, schließlich hatte ich seit dem ekelhaften Frühstück im Flugzeug nichts gegessen. Ed grinste. „Es ist trotzdem kein richtiger Beruf." „Wenn ihr mal das Radio einschalten würdet, würdet ihr wissen, wie erfolgreich Ed ist.", sagte ich mit vollem Mund. Dad starrte mich an. „Das heißt, wenn ich jetzt bei Google Ed Sheeran eingebe, würde ich etwas finden?", seine Stimme wurde spöttisch. „Vermutlich reicht sein Vorname aus." Meine Stimme war kühl, aber ich musste mir das Lachen verkneifen. Das ging auf die Kosten meines Freundes, denn ihm war das ganze sichtlich peinlich. Ich würde mir heute Abend wohl noch was anhören müssen. Doch das Gesicht meines Vaters war es hundertmal wert. 

„Susanne, der war sogar beim Grammy nominiert.", sagte er, nach 5 Minuten Internetrecherche, schwach. Jetzt gab es kein Halten mehr, die Anspannung fiel von uns ab und Ed und ich lachten uns halbtot.