Kapitel 39

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Unsicher schloss ich die Tür auf. Das Licht im Wohnzimmer brannte auf jeden Fall schon mal nicht. Ich hatte gedacht, Ed sei zu Hause. Normalerweise hing er bis spätabends mit seinem Macbook im Sofa und aß Schokolade. Meistens gab er mir nicht mal was ab. Aber naja, heute jedenfalls saß hier niemand. Ich wollte mein Gepäck nach oben bringen, doch bevor ich die Treppe ganz genommen hatte, nahm ich plötzlich Geräusche aus dem Schlafzimmer wahr. Ein Gefühl überkam mich, dass nichts mit dem in der Bahn vergleichbar war. Die Tatsache, dass ich eine lachende Frauenstimme hörte, machte mir pure Angst. Ed konnte doch nicht...Oder? Er konnte sehr wohl. Schließlich war ich nur eine fette Schwangere, was brachte ich ihm schon noch, außer Probleme? Aufhören mit den Selbstzweifeln. Erstmal die Situation klären. Es gibt keinen Grund zur Aufregung, sagte ich mir selbst.


Leise und unbemerkt räumte ich meine Tasche in mein Zimmer. Dann stand ich vor der Schlafzimmertür. Dreimal atmete ich tief durch und wappnete mich innerlich vor dem, was ich gleich sehen würde. Ich stieß die Tür auf. Auf dem Bett saßen Ed und eine Frau, die höchstens 25 war. Vertraut berührte sie ihn am Arm, bis sie mich bemerkte. „Ich dachte, du kommst erst morgen.", sagte Ed kalt und sah mich nicht mal an. Nette Begrüßung. Ich lächelte gekünstelt. „Tja, Pech gehabt. Wenn ich gewusst hätte, dass du vorhattest, mich zu betrügen, dann wäre ich auch später gekommen. Ich dachte, dass du deine ‚Pause' anders verbringst." Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn ich bei Pia gepennt hätte. „Wovon redest du?" Weil ich sonst angefangen hätte, zu weinen, stürmte ich unvermittelt aus dem Raum. 


Ich versuchte meinen Tränen Einhalt zu gebieten, schließlich war er das nicht wert, wenn er mich wirklich betrogen hatte. Schwer atmend saß ich jetzt auf dem Sofa. Um mich zu beruhigen streichelte ich meinen Bauch. Ich hörte auf einmal laute Stimmen von oben und dann stürmte diese bescheuerte Frau von eben an mir vorbei. Hatte Ed sie rausgeworfen? Das war das einzige gewesen, was ich mir jetzt von ihm gewünscht hätte. Als ich merkte, dass er die Treppe herunter kam, wischte ich mir schnell die Tränen weg, die es doch aus meinem Auge geschafft hatten. Kein Zeichen der Schwäche, aber eins der Selbstunsicherheit. 


„Ich weiß, wie das eben ausgesehen haben muss." Aha, jetzt kam eine Erklärung. Das sollte er mal ruhig versuchen. Ich hatte da langsam keinen Bock mehr drauf. „Sie ist einfach...Ich keine Ahnung, was sie von mir wollte. Ich wollte nur Gesellschaft, das musst du mir glauben. Ich würde dich niemals betrügen, dafür liebe ich dich viel zu sehr." Die magischen drei Worte. Aber die brachten ihm jetzt gar nichts, „Und das soll ich dir jetzt einfach so glauben?" Natürlich glaubte ich ihm. Schließlich blieb mir nichts anderes übrig. Er starrte mich nur noch an. Plötzlich umarmte ich ihn schluchzend. Verdammte Hormone. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht.", murmelte ich in seine Schulter und drückte ihn so fest an mich, wie es eben ging. „Ich hätte dich nicht alleine lassen sollen.", flüsterte er und erwiderte die Umarmung stürmisch. 


„Ernsthaft jetzt, wer war das eben?", fragte ich, 30 Minuten später, den Mund voller Fajitas, die Ed eben gezaubert hatte. „Ehrlich gesagt, habe ich wirklich keine Ahnung. Sie ist irgendeine Freundin von Ellie und war auch auf der Preisverleihung. Auf einmal hat sie mir eben geschrieben, dass sie auch in London ist und vorbei kommen will." „Und darauf bist du eingegangen? Ernsthaft jetzt, ich hätte mehr von dir erwartet.", lachte ich. Ed kratzte sich schuldbewusst im Nacken. „Ich wusste nicht, ob du wiederkommst. Ich weiß nicht mal, was ich mit einer ‚Pause' gemeint habe. Oder was du gedacht hast." Ich musste erst mal hart schlucken, bevor ich antworten konnte. „Ich hab dich erst nicht ernst genommen, weil ich das nicht erwartet hatte. Aber dann dachte ich, dass du mich verlassen hast. Du hast dieses Bild mit Stevens Freundin gepostet. Ich hatte keine Ahnung, was ich davon halten sollte und war verletzt. Außerdem haben die Medien..." „Versprich mir eins: Vertrau niemals den Medien. Die Leute verdienen ihr Geld mit dem Verstreuen von Gerüchten. Sie wissen nichts. Und das Bild mit seiner Freundin ist ewig alt. Ich weiß nicht mal, warum ich das hochgeladen habe. Hör mir zu." Meine Augen suchten seine. „Es war so unglaublich dumm von mir, dich für deine Vergangenheit zu verurteilen. Du hast dich verändert, wie jeder das tut. Ich werde nie wieder daran zweifeln, dass du mich liebst." Ich hatte es nie ausgesprochen, doch als er es sagte, wusste ich, dass es hundertprozentig stimmte. 



Ich liebte Ed Sheeran.



Where we land || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt