Kapitel 23

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Nachdem wir unser Gepäck angeholt hatten, meiner war der einzige giftgrüne Koffer und Ed hatte alles in seinen Gitarrenkoffer gepackt, sprach Ed irgendeinen Sicherheitsmann an, ob er uns einen Hinterausgang zeigen konnte. „Jojo? Der versteht mich nicht.", rief er mir hilflos zu. Ich seufzte und übernahm das Gespräch. Natürlich war es mir unangenehm, dem Typen zu verklickern, wie berühmt Ed war und dass wir nicht einfach so rumlaufen konnten. Zehn Minuten später saßen wir in einen Taxi in Richtung unseres Hotels. Ich fand es ehrlich gesagt ziemlich schade, dass wir nicht den normalen Ausgang hatten nehmen können, aber Ed hatte mir erzählt, dass er gestern ‚aus Versehen' etwas getweetet hat. Also wussten jetzt fast alle, dass wir in Köln waren. Ganz toll. Je näher wir der Innenstadt kamen, desto stärker zitterten meine Hände. Ed bemerkte das und nahm sie in seine. Ich lächelte ihm verstohlen zu, bis der Taxifahrer sich plötzlich meldete. „Jo, wir sin' da. 30 Euro bitte und viel Spaß in Kölle." Ed hatte wahrscheinlich nur den Teil mit den 30 Euro mitbekommen, denn er kramte jetzt verzweifelt in seinem Portemonnaie. Grinsend half ich ihm mit der unbekannten Währung. 



Natürlich wusste das Hotel Bescheid und leiteten uns jetzt direkt in so etwas wie einen Empfangsraum. Es sah so aus, als ob wir hier im Weißen Haus waren und der Präsident hier wichtige Politiker auf einen Tee einladen würde. Ich fing an zu grinsen, als mir Champagner angeboten wurde. Gerade wollte ich mich bedienen, doch Ed hielt mich direkt davon ab. „Bist du verrückt?" „Was? Nein? Ich will doch nur...oh...du hast Recht", sagte ich dann, etwas betroffen, dass ich es vergessen hatte und stellte das Glas wieder zurück. „Du bist echt unglaublich.", seufzte Ed und wollte mich küssen, doch genau in diesem Moment kam ein Mann rein, der so aussah, als würde ihm der Laden hier gehören. Nachdem er sich als Hotel-Manager vorgestellt, sich nach unserem Wohlbefinden erkundigt hatte, schlug er vor, uns nun unser Zimmer zu zeigen. Ich wurde wieder nervös, denn ich erwartete, dass Ed mal wieder übertrieben hatte. Ich würde nicht in eine Suite übernachten, nur über meine Leiche.



Das Hotel war schon ziemlich gut ausgestattet, man kam keine 5 Meter weit, ohne gegen irgendeinen Deko-Artikel zu laufen. Hauptfarbe: Blattgold. Vor der richtigen Tür angekommen, öffnete er die Tür und gab Ed direkt die beiden Schlüsselkarten. „Ich hoffe, es stimmt alles und wenn nicht, können Sie sich einfach direkt an mich wenden. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.", er zwinkerte, übergab uns die Koffer und schloss die Tür hinter sich. Unglaublich erleichtert, dass das Zimmer ganz normal aussah, auf jeden Fall für ein Hotel dieser Art. „Ich wollte eigentlich die Suite, aber die war schon...." „Oh Mann, jetzt hast du dich wieder unbeliebt gemacht.", sagte ich lachend. Seinen verwirrten Gesichtsausdruck beantwortete ich mit: „Ich hasse es, unnötig Geld auszugeben. Wir werden hier doch eh nur schlafen." Er nickte nur leicht. Dann fragte er: „Wollen wir dann los?" „Zu meinen Eltern?" „Ja." Ich atmete hörbar aus. „Mhm...okay." Bevor wir losgingen, kämmte ich mir nochmal schnell die Haare, der Flug hatte meine Frisur dezent zerstört.



Die Taxifahrt dauerte nur fünf Minuten, wir hätten auch laufen können, aber Ed hatte vor dem Hotel ein paar Mädchen entdeckt, die aussahen, als ob sie gerade ihren Lieblingssänger stalken würden. In solchen Momenten fiel mir immer auf, wie stark Ed doch war, dass er sowas seit Jahren aushielt. Wir hielten vor unserer ehemaligen Wohnung, wo meine Eltern, laut Marc, immer noch wohnten. Es kamen extrem viele Erinnerungen in mir hoch, als wir ausstiegen und vor der Tür standen. Wie ich hier, mit 15, meinen ersten Freund hier geküsst hatte oder wie ich mit 18 durch diese Tür abgehauen war, nach Amerika. Ich wusste noch genau, warum ich seitdem nicht zurückgekehrt war. Doch jetzt warf ich mal wieder alle Vorsätze über Bord und tauchte schwanger hier auf? Ich hatte einen neuen Tiefpunkt erreicht.


Where we land || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt