Kapitel 47

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Wenn sich Geschichten wiederholen, bedeutet das dann, dass man beim ersten Mal nichts dazugelernt hat, oder, dass das Schicksal einen verarschen will? Ich war mir da nicht so sicher, tendierte aber zu Letzteres. Denn die Verwirrung die mich überkam, als ich aufwachte, ließ sich nicht beschreiben. Hatte ich nicht eben noch Wehen gehabt? War ich eben nicht noch kurz davor gewesen, Mutter zu werden? Plötzlich merkte ich, dass ich intubiert war. Sofort fing ich an, zu würgen. Verdammt nochmal, was war passiert? Wie durch einen Schleier sah ich, wie Menschen in weiß gekleidet, zu mir stürmten, doch ich wurde wieder ohnmächtig, bevor sie da waren. 




We could fly to Berlin, Tokyo or Jamaica
We can go where you want
Say the word and I'll take ya
But I'd rather stay on the sofa
On the sofa, with you...



Sie summte etwas. Es war ganz sicher sie. Ich richtete mich in dem unbequemen Stuhl auf, welcher neben ihrem Bett stand. Da das Summen nicht aufhörte, stand ich auf, um mein Ohr an ihr Gesicht zu halten. Sofort fing ich an zu grinsen. Wenn das mal kein Zeichen für Gehirnaktivität war, dann wusste ich es auch nicht. 


Als Ich wieder die Augen aufmachte, war mein Atemweg wieder frei. Das nächste, was ich bemerkte, waren flauschige Haare, die mich an der Nase kitzelten. Ich wollte etwas sagen, doch aus meinem Rachen kam nur ein kehliges Geräusch. Das reichte offensichtlich, um Ed aufzuwecken. Er wandte sein Gesicht mir zu, grinste und sagte: „Hey." Er sah schrecklich aus. Seine Augenringe hingen über das halbe Gesicht und er war unrasiert. Ich lächelte trotzdem zurück, bis ich einen Hustenanfall bekam. „Ich hole dir ein Glas Wasser, bin gleich wieder da." Anscheinend konnte er Gedanken lesen, mein Hals war durch den Intubationsschlauch unglaublich trocken.


„Was ist passiert?", war das erste, was ich fragte, nachdem ich meine Stimme wiedergefunden hatte. Natürlich. Doch bevor Ed, der neben mir saß und meinem Gesicht gefährlich nahe war, antworten konnte, betrat Dr. Bird den Raum. Ja, an sie konnte ich mich noch erinnern. Das war aber auch so ziemlich das einzige. „Hallo, ich bin sehr froh, Sie wieder zu sehen.", lächelte sie müde. „Wir mussten sie etwa 15 Stunden operieren." Oh fuck. „Als sie eingeliefert wurden, schien alles normal, doch dann fielen die Werte und als wir Sie aufgemacht haben, mussten wir feststellen, dass ihre Gebärmutter gerissen war. Das hat das Kind gefährdet, also haben wir es entbunden." „Wie geht es ihr?", unterbrach ich sofort. „Ihr geht es toll, sie ist so wunderschön.", sagt Ed. „Dann muss ich sie sehen. Wo ist sie?", ich verfiel in Panik, lag meine Tochter etwa irgendwo alleine? Was, wenn doch etwas falsch gelaufen war? „Auf der Säuglingsstation, ihr Freund ist die ganze Zeit zwischen ihnen und dem Baby gependelt." Ich atmete erleichtert auf. „Jedenfalls, als wir Ihre Tochter entbunden hatten, bluteten Sie sehr stark.", Dr. Bird erklärte weiter und meine Stimmung fiel wieder. „Ihr Herz ist ein Mal stehen geblieben, doch wir schafften es durch eine Uterusexstirpation die Blutungen zu stillen." 


Ich sah zu Ed, der sehr verwirrt aussah. Leider wusste ich, was das bedeutete: Ich würde keine Kinder mehr bekommen können. Eine kleine Träne schaffte es aus meinem Augenwinkel, die ich sofort wegwischte. „Es tut mir Leid.", sagte die Ärztin leise. Ich räusperte mich und sah sie an. „Wie lange muss ich hier bleiben?" „Auf Grund der schweren OP würde ich sagen, dass sie in höchstens einer Woche nach Hause dürfen. Ach ja: Die Sicherheitsvorkehrungen werden so lange noch erhöht bleiben, wie Sie drei hier sind." Damit verabschiedete sie sich und verließ den Raum.



Where we land || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt