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Der schöne Abend war leider in dem Moment vorbei, als Thomas' Handy klingelte. Ich wusste zwar nicht, wer an der anderen Leitung war, doch es musste dringend sein, da sie alle beim Abendessen waren. Thomas ignorierte sein Handy anfangs vollkommen, doch es nervte richtig, wie es da zuckend auf dem Tisch lag.

"Ich glaube, du solltest lieber drangehen", meinte ich und streckte es ihm entgegen. Auf dem Display sah ich den Namen Kaya. Er murrte kurz, ging dann allerdings doch dran. "Was gibt's, Kaya?" Ich hörte Kaya einiges murmeln und Thomas stimmte ihr mit einem 'hmm' zu. Als er aufgelegt hatte, rief er schnell den Kellner zu sich, um zu bezahlen. Anschließend verließen wir blitzschnell das Restaurant und schnappten und gleich das nächste Taxi.

Erst als wir in ihm saßen, hatten wir Zeit zu verschnaufen und Thomas konnte mir von seinem Gespräch mit Kaya erzählen. "Kaya hat erzählt, dass die anderen bemerkt haben, dass wir nicht mehr da waren. Wir müssen nun schleunigst zurück zum Hotel. Ach übrigens: Kaya hat den anderen erzählt, dass du dir den Magen verdorben hast und deswegen aus dem Hotel gerannt bist. Nicht wundern, wenn dich also danach jemand fragt!", verkündete er grinsend und legte einen Arm um mich.

"Alles klar", murmelte ich und lehnte mich an seine Brust und schloss meine Augen. Die nächsten Minuten vergingen wie im Fluge und ich konzentrierte mich nur auf ihn.

*****

Ich hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte und vernahm Kichern vor der Tür. Kaya und ... Candice. Schlagartig war meine Laune wieder im Keller. "Ja, bis morgen. Tschaui!", hörte ich Candice quietschen. Kaya schloss die Tür lächelnd hinter sich. "Da ist ja unsere kleine Ausreißerin", kicherte sie und schloss mich in eine Umarmung. Ich versuchte die Tatsache auszublenden, dass sie sich gerade mit Candice amüsiert hatte. "Kaya, wir müssen reden!", sprach ich die Worte aus, die mir zwar unangenehm waren, aber trotzdem ausgesprochen werden mussten. "Okay", murmelte sie und setzte sich auf das Bett. Ich, erstaunt darüber, dass sie sich so leicht bereit erklärt hatte, setzte mich langsam neben sie. "Geht es um Candice?", stöhnte sie auf.

In der nächsten Stunde erzählte ich ihr alles ganz ausführlich, die ganze Geschichte von Anfang an, in der Hoffnung, dass sie es dann verstehen würde. "Oh, Mann!", ächzte sie, als ich geendet hatte. "Und ich dachte, sie wäre echt nett." Ich seufzte erleichtert auf. Sie glaubte mir. "Das hat sie gemacht, um dich gegen mich aufzuhetzen, das ist typisch für sie! Und sie hat es fast geschafft!" Ich lehnte mich an unserem Bett zurück und stopfte mir mein Küssen in den Rücken, um es mir gemütlich zu machen.

Kaya schwieg für die nächsten Sekunden und ich dachte erst, dass das Gespräch doch umsonst gewesen wäre, als sie sich auf einmal zu mir vorbeugte und mich fest unarmte. Sie drückte mich so fest, dass ich kaum Luft bekam. "Es tut mir so leid, Chloe. Ich habe mich wirklich von ihr manipulieren lassen! Gott, ich bin so eine schlechte Freundin!", schluchzte sie. Warum weint sie jetzt? Beruhigend strich ihr über den Rücken, denn natürlich war es auch nicht mein Ziel gewesen, sie zum Weinen zu bringen! "Hey, alles ist ok, Kaya!", versuchte ich sie zu beruhigen.

Kaya löste sich aus meiner Umarmung und ließ sich auf die Matratze kullern, um sich dort wie ein Häufchen Elend zusammenzurollen. "Ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen", wimmerte sie vor sich hin. Jetzt übertreibt sie aber. "Mensch Kaya, wir haben es uns doch geschworen- beste Freunde, oder nicht?" Und kitzelte sie, bis sie anfing zu kichern und sich zu winden. Endlich lächelte sie wieder ein wenig, dadurch hob sich meine Stimmung auch augenblicklich.

*****

"Macht bitte auf! Kaya! Chloe!", drang eine Stimme von vor der Tür in unsere Suite. Verwirrt blickte ich zu Kaya, doch sie rollte nur mit den Augen. "Mal sehen, was Dylan jetzt hat", ächzte sie und hievte sich aus dem Bett hoch, um anschließend zur Tür zu schlurfen. Im Türrahmen sah ich einen völlig zerzausten Dylan stehen, mit einer Tasche in der Hand. "Was ist los?", fragte ich ihn und gab ihm ein Zeichen, dass er eintreten sollte. Dylan nickte mir dankend zu und stellte seine Tasche auf dem Boden ab.

Nachdem er sich auf dem Sofa niedergelassen hatte, registrierte ich erst, wie mitgenommen er aussah. "Dylan, was ist los?", fragte Kaya ihn besorgt und legte ihm ihre rechte Hand auf die Schulter. Dylans Schulter sackten nach unten und er starrte in die Weite. "Ich habe Zoff mit Thomas gehabt. Über diese Candice. Er hat mir die ganze Geschichte erzählt, doch als ich ihm gesagt habe, dass ich sie nach wie vor mag, ist er ausgerastet, ich hatte das Gefühl, als wollte er mir an die Gurgel gehen. Da hab ich schnell meine Siebensachen gepackt und bin zu euch rübergeflitzt!"

Kaya und mir war klar, dass wir ihn nicht wieder zurück zu Thomas schicken konnten, also beschlossen wir, ihn heute Nacht hier übernachten zu lassen. Was natürlich bedeutet, dass einer von uns zu Thomas musste. Da gab es keine Probleme bei der Einigung: Ich freute mich für Kaya, dass sie eine Nacht mit Dylan in einem Zimmer verbringen durfte. Ihr Gesicht war jetzt schon gerötet, ich war schon gespannt darauf, was sie mir morgen erzählen würde.

Also verabschiedete ich mich nun von den beiden und huschte herüber zu Thomas' Suite, an die ich sogleich anklopfte. "Hast du es dir jetzt überlegt, Dylan? Falls nein, kannst du gleich draußen bleiben!", drang Thomas' verärgerte Stimme aus der Suite. "Nicht ganz Dylan", merkte ich an und kurz danach vernahm ich das Geräusch des Schlüssels im Schloss und anschließend stand Thomas mir gegenüber. Er blickte mich verwirrt an und ich erklärte ihm schnell die Lage.

"Dann komm herein", lächelte er und machte mit seinem Arm eine einladende Geste. Ich errötete und betrat seine Suite. Sie sah wirklich so aus, wie die von Kaya und mir, sie war nur ein 'klitzekleinesbisschen' unordentlicher. Ich schaufelte mir den Weg zum Bett frei und ließ mich auf Dylans Bettseite nieder.

Verträumt schloss ich die Augen. Ich wollte mit Thomas nicht über den Streit mit Dylan sprechen, so würden wir beide nur schlechte Laune bekommen. Da sie Freunde waren, war ich mir sicher, dass sich die Sache auch wieder einrenken würde.

Auf einmal spürte ich, wie sich die Seite des Betts rechts neben mir senkte und ich blickte Thomas in seine haselnussbraunen Augen. Ich wollte etwas sagen, doch er legte mir seinen Finger auf die Lippen.

Und dann küsste er mich.

London Boy (Thomas Sangster FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt