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Am nächsten Morgen mussten wir ein paar Szenen drehen. Ich konnte den ganzen Tag über allerdings meine Augen kaum offen halten, da der Film gestern Abend noch ziemlich lange gegangen war. Es war wirklich perfekt mit Thomas gewesen und er hatte sogar etwas geweint, auch wenn er das natürlich nie zugeben würde. Ich verstand wirklich nicht, warum Jungs in solchen Situationen so gehemmt waren. Als der Film zu Ende war, hatte ich viele Leute wegfahren sehen, die sich auch den Film angesehen hatten und sie alle waren sehr aufgelöst gewesen.

Thomas ging es auch nicht anders als mir, nach fast jeder Szene gähnte er und und rieb sich die Augen. Ich war ja noch ziemlich aufgeregt, da es mein erster Dreh war, mein erstes Mal, dass ich eine Rolle verkörperte, außer meine Theaterrolle damals in der ersten Klasse. Die durfte man aber glaube ich nicht dazuzählen.

Nach einem anstrengenden Drehtag waren wir gerade dabei, die letzte Szene für heute zu drehen und ich war schon fast am Einschlafen. Wie müde wäre ich denn erst, wenn alles für mich Routine wäre und ich kein bisschen aufgeregt wäre? Ich wäre bestimmt mitten in der Szene eingeschlafen. "So, das wars für heute, Leute! Habt ihr gut gemacht, ich wünsche euch einen schönen Feierabend. Ach ja, Thomas und Chloe: Euch würde ich raten, euch mal eine Runde aufs Ohr zu hauen, damit ihr morgen wieder fitter seid", sagte Wes Ball und klatschte in die Hände. Wir stimmten alle ein und packten unsere Sachen zusammen. Ich war ziemlich rot geworden, denn es war peinlich an seinem ersten, richtigen Drehtag darauf hingewiesen zu werden, dass man zu unkonzentriert war.

Thomas hatte einen ebenfalls hochroten Kopf und wir beide verkrümelten uns gleich in unsere Suite. "Oh Gott, Thomas, was muss Wes denn von mir denken? Ich habe heute alle meine Szenen verpatzt, das wird eine Katastrophe mit mir, ich kann das nicht." Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und schluchzte. Ich konnte das wirklich nicht. Was würden nur die ganzen Leute im Kino denken, wenn sie mich sehen werden? Dass sie sich keinen gescheiten Schauspieler leisten konnten? "Hey, Chloe, hör auf so etwas zu denken. Du bist eine gute Schauspielerin. Es tut mir leid, dass du wegen mir heute so müde bist, ich wollte dir keinen schlechten Tag bereiten, ehrlich nicht." Jetzt machte er sich selbst Vorwürfe? Warum tat Thomas das? Das war doch eine perfekte Idee von ihm gewesen, abends noch etwas Schönes gemeinsam zu unternehmen.

"Gestern war perfekt, Thomas. Das war wirklich ein wunderbarer Tag und ich wünsche mir viele solcher Tage einfach nur zu zweit, mir egal wie müde ich am nächsten Tag sein werde. Ich liebe dich und möchte auf immer und ewig mit dir zusammen sein." Thomas nahm meine Hand in seine, wischte mir ein paar Tränen weg und zog mich zur Tür. "Was hast du vor?", fragte ich ihn. "Etwas unternehmen. Mit dir! Vergiss einfach, was Wes gesagt hat, er weiß, dass es nur einmalig war und es ist nicht böse gemeint. Glaub mir." Ich lächelte schon wieder etwas und folgte ihm aus der Suite.

*****

Wir liefen in den nahegelegenen Park. Es dämmerte schon allmählich und ich musste langsam meine Jacke zumachen. "Ist dir kalt?", fragte Thomas und ich nickte. In der nächsten Sekunde wurde es mir auf einmal viel wärmer, ich warf einen Blick auf meine Schulter und sah Thomas' Jacke, die auf meinen Schulten lag. Er hatte sie sich wirklich ausgezogen und mir umgelegt. Das war wirklich so mega süß von ihm. Ich bekam so ein Kribbeln im Bauch und die Röte schoss mir ins Gesicht. "Thomas, dir ist doch bestimmt kalt." Doch er verneinte. "Ich habe mir einen dicken Pulli angezogen, also keine Sorge, Hauptsache dir ist warm." Ich legte meinen Arm um seinen Nacken und zog ihn zu mir.

Er nahm mein Gesicht in seine Hände, die eiskalt waren. Ich wusste doch, dass ihm kalt war und er nur so tat. Ich versuchte mich aus seiner Jacke zu schälen, um sie ihm wieder umzulegen, doch er hielt meine Hände fest. "Thomas, du erkältest dich ohne Jacke, wirklich ...." Er beendete meinen Wortschwall, indem er seine Lippen auf meine legte. Sein Gesicht war warm, sehr warm, bestimmt genau so wie meines. Halb laufend, halb küssend watschelten wir ein paar Meter den Weg des Parkes entlang, bis wir eine Bank erreichten, auf der wir uns niederließen. Ich vergaß völlig die Zeit um mich, all die Leute, das Wasser des kleinen Sees oder das Gequake der Enten, alles war in einer anderen Welt. In meiner Welt, die gerade in meinem Fokus war, gab es nur uns beide und diesen Augenblick. Thomas strich mir mit seinen Fingerspitzen über den Rücken und obwohl mir nun warm war, bekam ich eine Gänsehaut.

Es war wirklich alles einfach perfekt. Wir liebten uns und der Augenblick gehörte uns. Ich war wirklich der glücklichste Mensch auf diesem Planeten.

Thomas drückte mir eine kleine Packung in die Hand. "Was ist das?", fragte ich ihn leicht verwirrt. "Brot. Für die Enten." Ich öffnete die Tüte und hielt ein paar Scheiben Brot in der Hand, was die Enten sofort bemerkten. Sie kamen auf uns zugewatschelt und schnatterten, bis ich ihnen den ersten kleinen Brotkrümel hinwarf. Gierig machen sie sich darüber her und ich musste lächeln. Das war wirklich putzig. Thomas nahm sich aus meiner Hand eine Scheibe Brot und zerkleinerte sie in kleine Stücke, die er wieder in die Tüte stopfte. So machten wir es auch bei den anderen Scheiben, bis in der Tüte Brotkrümel waren, die wir nun verfüttern konnten. Die Enten hatten sich mittlerweile um uns versammelt und bettelten um neues Brot.

Thomas verschränkte seine Finger mit meinen und mit der anderen warfen wir das Brot nach den Enten. Die nächsten Minuten saßen wir einfach nur entspannt da und fütterten die Enten. Es war so entspannend und ich war wunschlos glücklich. So sollte wirklich ein perfektes Leben aussehen. Mein perfektes Leben. Mit Thomas Brodie-Sangster.

London Boy (Thomas Sangster FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt