Batdog-Fight

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"Sehen wir uns später noch? Kommst du zur Arbeit?", lächle ich das kleine Rumpelstilzchen an und versuche so viel Begeisterung wie möglich in meine Stimme zu legen.

Amely schaut etwas unsicher zu Nicolas hinüber und scheint angestrengt zu überlegen, wie sie mir entkommen kann. Es erweckt beinahe den Anschein, als würde sie am liebsten schreiend vor mir davonrennen. Wahrscheinlich sucht sie gerade verzweifelt nach Ausreden, um mich heute nicht noch einmal sehen zu müssen, stimmt dann jedoch resigniert zu, als sie merkt, dass sie nun keine mehr parat hat:

"Ja. Ich denke schon. Jesse wird mich sicherlich schon sehr vermissen. Außerdem muss ich nach dem Rechten sehen. Der Arme tut mir sowieso leid. Schließlich muss er deine Anwesenheit schon seit einer halben Ewigkeit ertragen."

Ich unterdrücke ein gequältes Aufseufzen. Hört das denn nie auf? Muss diese dämliche Bitch mich ständig daran erinnern, dass sie mich verabscheut? Das habe ich mittlerweile kapiert. Und um ehrlich zu sein beruht das auf Gegenseitigkeit. Wenn ich nur nicht ihr Vertrauen gewinnen müsste, um sie verspeisen zu können. Scheiße!

"Danke für die Blumen. Aber im Gegensatz zu dir weiß er meine Gesellschaft mittlerweile tatsächlich zu schätzen. Du wirst es zwar nicht glauben, aber allmählich beginnt er mich zu mögen", gebe ich süffisant grinsend zurück. Ich lasse mich doch nicht von dieser Zicke blöd von der Seite anmachen. Wo kommen wir denn da hin?

"Das bezweifle ich nun wirklich. Mein Jesse gibt sich nicht mit Versagern, wie dir, ab", protestiert Amely heftig. Ihre Haltung ist auf einmal sehr angespannt. Ihre grünen Augen verengen sich zu zwei schmalen Schlitzen und sie beißt die Zähne fest zusammen, als ginge es darum einen Stein zu zermalmen.

"Tja. Da kennst du deinen Liebling aber sehr schlecht. Ich darf mich sogar in seinem Zwinger aufhalten und es stört ihn nicht. Na? Was sagst du dazu? Wie es aussieht, musst du deinen Kleinen bald teilen", streue ich Salz in die offene Wunde.

Ich weiß genau, wie ich meinem Gegenüber eins auswischen kann. Darin bin ich gut. Und das kleine Rumpelstilzchen übertreibt es gerade wirklich. Da kann ich einfach nicht freundlich und gelassen bleiben. Mir doch scheiß egal, ob ich es damit nur noch schlimmer mache. Sie hat es verdammt nochmal absolut verdient. Es ist unglaublich, wie sie es schafft mich im einen Moment einfach nur zu belustigen und im Nächsten rasend vor Wut zu machen.

"Ich werde Jesse niemals teilen müssen. Und vor allem nicht mit so einem Arsch, wie dir", faucht sie bissig und rauft sich die Haare.

"Oh, da hat aber jemand Angst die Wette zu verlieren, was? Also um ehrlich zu sein, spiele ich tatsächlich mit dem Gedanken Batdog zu kaufen. Aber weil du es bist, gestatte ich dir sogar ihn dann ab und zu bei mir besuchen zu kommen", stichle ich weiter. So schnell gebe ich garantiert nicht klein bei.

"Batdog? Batdog! Dein ernst? Du schaust glaub ich zu viele, schlechte Filme. Wie alt bist du? Elf? Na das werden wir ja noch sehen, ob du Jesse bekommst. Er ist viel zu gut für dich", knurrt sie mich abfällig an und erinnert mich damit mehr an Batdog, als je zuvor. Ich merke, wie es langsam in ihr zu kochen beginnt. Das gefällt mir durchaus. So ist sie ja richtig schnuckelig. Eine kleine, lächerlich wütende Furie. Zum schreien komisch.

"Ach, du kannst dich ja später gerne selbst davon überzeugen. Und vor allem habe ich ja noch eine Woche Zeit. Da musst du dich wohl bald von deinem Süßen verabschieden, Schätzchen", lasse ich mir die Worte genüsslich auf der Zunge zergehen. Tut das gut ihr endlich auch mal richtig eins auswischen zu können.

"Hör auf so mit ihr zu reden! Du hast hier gar nichts zu melden", greift da ihr Wachhund ein, der mich schon die ganze Zeit über missmutig beäugt hat. Sie hat wohl ein Faible für gestörte Wesen.

"Ach ja? Und was geht dich das an? Das ist eine Sache zwischen Amely und mir", erwidere ich gelassen und überheblich zugleich und ziehe abschätzig eine Augenbraue in die Höhe.

"Ich bin ihr bester Freund und ganz ehrlich, so redet man nicht mit einer Frau", versucht er mich doch tatsächlich empört zu belehren. Dieser Schwächling will mich belehren? Mich? Der hat sie ja wohl auch nicht mehr alle.

"Sag du mir nicht, wie ich mich zu verhalten habe, du Möchtegernbeschützer. Spiel dich hier nicht so auf. Ich glaube Amely kann das ganz gut selbst klären oder nicht? Ich denke sie ist alt genug", lache ich spöttisch auf und blicke zu dem kleinen Rumpelstilzchen hinüber, das etwas hilflos neben uns steht.

"Ich zeige dir gleich, wer sich hier aufspielt...", kommt es drohend von diesem hirnlosen Idioten. Ich balle meine Hände fest zu Fäusten. Wenn dieser Depp nicht aufpasst, werde ich ihm hier und jetzt so richtig die Fresse polieren. Und dann kann man seine Überreste später vom Asphalt kratzen, das schwöre ich.

"Hört jetzt auf damit! Beide! Das ist sowas von kindisch! Was soll der Mist?", fährt das kleine Rumpelstilzchen dazwischen und ihre Augen taktieren uns mahnend. Sie hat ihre Hände fest in die Hüften gestemmt und schüttelt tadelnd den Kopf. Auf einmal scheint sie über sich hinaus zu wachsen. Wieder einmal frage ich mich, wie eine so kleine Person so eine Ausstrahlung haben kann.

Ihre wütend blitzenden, grünen Augen ziehen mich in ihren Bann und halten mich gefangen. Dieses Giftgrün, das mich an einen tiefen Regenwald erinnert, fasziniert mich irgendwie... seltsamerweise. Je weiter es von den Pupillen entfernt liegt, desto dunkler wird die Farbe. Noch nie zuvor habe ich so etwas gesehen. Bei keinem Menschen und auch bei keinem Dämon. Etwas verwirrt stelle ich in diesem Moment fest, dass ihre Augen auch nicht gleichmäßig grün, sondern seltsam gemustert sind. Da gibt es zusätzlich helle, goldene Sprenkel und dunklebraune Flecken. Wie kann man nur so hässlich sein und dann doch wieder so... besonders? Das kapiere ich nicht. Um ehrlich zu sein, verstehe ich das kleine Rumpelstilzchen im Allgemeinen von vorne bis hinten nicht. Sie ist ein einziges Rätsel für mich. Und ich mochte Rätsel schon immer.

"Habe ich etwas im Gesicht hängen oder warum glotzt du so dämlich?", schnaubt das kleine Rumpelstilzchen verächtlich auf und legt den Kopf etwas schief.

"Äh... nein. Ich habe mir gerade nur ausgemalt, wie ich Batdog mit nach Hause nehme", erwidere ich in heller Vorfreude. Ich glaube, dass ich dieses Vorhaben tatsächlich in die Tat umsetzen werde. Allein, um das kleine Rumpelstilzchen zu ärgern.

"Das werden wir ja noch sehen. Aber jetzt müssen wir erst einmal weiter. Nicolas und ich haben noch einiges zu erledigen. Bis dann", entschuldigt sich das kleine Rumpelstilzchen schnell. Auf einmal scheint sie es sehr eilig zu haben. Sie will einfach nur noch weg von hier und so viel Abstand wie möglich zwischen uns bringen.

"Dann bis später. War nett mit euch zu plaudern", grinse ich breit und drehe mich einfach um. Ich habe schließlich auch noch einiges zu tun. Mein Döner erwartet mich dort drüben sicherlich bereits sehnsüchtig, um endlich von mir gegessen zu werden. Und den will ich auf keinen Fall länger warten lassen.

Faceless - Ewige Verdammnis Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt