Freundschaftsanfrage

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Als Amely das Schokofondue auf den Tisch stellt, bin ich eigentlich schon pappsatt. Jedoch passt Schokolade irgendwie immer rein. Das geht auch noch, wenn ich eigentlich schon bis obenhin voll bin. Es geht nichts über diese braune, leckere Verführung, außer vielleicht eine Seele. Ich finde meinen Spruch, den ich vor ein paar Jahrhunderten bei einem netten Dinner von mir gegeben habe und der seitdem in aller Munde ist, noch immer mehr als zutreffend:

"Save the earth! It's the only planet that has chocolate."

Eigentlich hätte ich ja die Kohle für all diese dämlichen Postkarten und Bücher bekommen sollen, in denen sie mich nun zitieren. Aber naja. Das wäre wohl dann doch etwas zu auffällig gewesen.

"Ich hoffe du magst Zartbitterschokolade. Wenn nicht, ich habe auch noch Vollmilch und weiße Schokolade da."

Mit einer wegwerfenden Handbewegung tue ich ihre Bedenken ab, bevor Amely auch schon wieder in der Küche verschwindet, um das geschnittene Obst zu holen:

"Schokolade ist Schokolade. Ich esse jede Sorte."

"Das ist gut. So geht es mir nämlich auch. Nichts geht über Schokolade. Ab und zu ziehe ich die Gesellschaft einer Tafel Schokolade auch der von Menschen vor. Schokolade fragt nämlich nicht, sie versteht", kommt es aus der Küche zurück.

Ich lächle in mich hinein und verstehe gut, was sie mir damit sagen will. Mir geht es nämlich ähnlich.

"Ja, ich würde mein Leben auch lieber mit einer Tafel Schokolade teilen, als mit einem Menschen. Ich bin nicht gerade der zugängliche Typ", gestehe ich. Keine Ahnung warum. In der Anwesenheit von Amely bin ich einfach immer so verdammt ehrlich. Es ist wie ein Zwang. Ich kann sie einfach nicht anlügen, ohne dass ich es bereue.

"Das ist mir ja noch gar nicht aufgefallen", merkt das kleine Rumpelstilzchen ironisch an und setzt sich mir gegenüber, "aber ich glaube genau deshalb genieße ich deine Anwesenheit auch so sehr. Es ist eine nette Abwechslung."

"Das kann ich nur zurückgeben. Mir geht es ähnlich."

Etwas verlegen senkt Amely daraufhin den Blick, was im Grunde genommen eigentlich sogar ganz niedlich aussieht. Ihre rosigen Wangen und die Freude über ein so winziges Kompliment sind wirklich süß. Die meisten Frauen freuen sich ja nicht einmal mehr darüber, wenn man ihnen sagt, wie schön sie sind. Dann heißt es immer:

"Nein, ich habe viel zu breite Oberschenkel."

"Auf keinen Fall, meine Nase ist zu groß."

"Nie im Leben! Schau doch! Mein Gesicht ist zu oval."

"Neeeeein! Ich bin zu dick."

oder aber

"Ich weiß, das sagt mir jeder."

Es ist selten, jemanden zu treffen, der sich über so eine Kleinigkeit noch freuen kann.

Ich kann das genervte Aufstöhnen meiner inneren Stimme bei diesen Überlegungen geradezu hören, ignoriere es jedoch gefliesten. Im Moment will ich einfach nur fröhlich sein und die Zeit genießen, so absurd das auch klingen mag. Vor ein paar Stunden hatte ich noch keine Lust auf das Treffen mit ihr und nun will ich am liebsten für immer hier bleiben. Es ist irgendwie befreiend auf jemanden zu treffen, der einen versteht und sei es auch nur in einem einzigen Punkt.

▪ ▪ ▪

Wir schaufeln uns die Schokolade in den Mund, bis wir beide stöhnend auf unseren Stühlen sitzen und nicht mehr können.

"Noch einen Bissen mehr und du kannst meine Überreste von der Wand kratzen."

Ich schaue auf Amelys etwas gequälte Miene und nicke zustimmend:

Faceless - Ewige Verdammnis Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt