Das Brummen meines Schädels und ein schmerzhaftes Stechen in meiner Brust ist das Erste, was ich wahrnehme, bevor ich eine klebrige Flüssigkeit an meinen Fingern spüre. Verstört blinzle ich ins helle Sonnenlicht. Wo bin ich hier? Garantiert nicht in meinem Haus.
Das Bett, in dem ich liege, hat eine rosarote Decke mit farblich dazu passenden Kissen. Die Schränke sind alle in einem sterilen Weiß gehalten, ebenso wie die große Kommode neben der Tür. An der Wand befinden sich riesige Spiegel und Wandtattoos in Form von rosa Schmetterlingen, die den Raum noch mehr besudeln, wenn das überhaupt möglich ist.
"Außer du bist über Nacht schwul geworden. Wer weiß? Dir ist zurzeit alles zuzutrauen", stichelt eine leise, hämische Stimme in meinem Kopf. Klar! Ich schaue an mir hinab und sehe, was da an meinen Fingern so geklebt hat. Es ist eine rote, beinahe völlig getrocknete Flüssigkeit. Blut. Verwirrt über diesen Fund runzle ich die Stirn. Was zur Hölle soll das denn jetzt? Und wo kommt es her?
Ich schaue an mir hinab und da erkenne ich es. Ach du heilige Scheiße! Ein großes Küchenmesser steckt in meiner Brust. Jetzt verstehe ich auch, woher dieses komische Stechen gekommen ist. Und ich habe schon angenommen, ich hätte zu viel getrunken und mir wäre deshalb etwas schlecht. Auf Alkohol habe ich das letzte Mal vor fünfhundert Jahren gekotzt. Da wäre es seltsam gewesen, wenn es ausgerechnet heute wieder passiert wäre.
Ich betrachte den Schaft des Messers erneut. Es muss ein ziemlich Teures gewesen sein, zumindest kenne ich den Markennamen irgendwoher. Gut nur, dass ich wegen so einer kleinen Verletzung nicht gleich umkomme. Es wundert mich bloß, dass ich mit diesem großen Messer in der Brust überhaupt habe schlafen können. Das muss wohl am Alkohol gelegen haben. Auf jeden Fall habe ich geschlafen, wie ein Stein.
Mit einem Ruck ziehe ich mir die Klinge aus der Brust, was einen protestierenden, kurzen Schmerz durch meinen Körper jagen lässt. Ich stöhne auf und beobachte, wie die Wunde sofort nach dem Herausziehen wieder verheilt. Nur etwas Blut bleibt zurück, das ich genervt an der Decke abwische. Die Frage, die sich mir nun stellt, ist bloß, wie dieses verdammte Ding überhaupt da hingekommen ist. Es kann schließlich schlecht von selbst in meine Brust geflogen sein.
"Vielleicht wolltest du dich ja selbst umbringen und hast es nicht hinbekommen, du Versager", kommt mir eine Idee, auf die ich nicht weiter eingehe. Das erscheint mir einfach zu hirnrissig.
Ich stehe auf und steige nur in Boxershorts und T-Shirt bekleidet aus dem Bett. Daraus schließe ich, dass ich gestern Abend nach dem Barbesuch bei einer Frau gelandet bin, die wohl irgendwie beschlossen hat, mich killen zu wollen. Warum auch immer.
"Außer du bist doch schwul und bei einem Typen", schießt es mir durch den Kopf. Ich verdrehe nur die Augen und gehe zur Tür, wo meine restlichen Klamotten auf einem Haufen liegen. Dabei fällt mein Blick in den Spiegel. Meine Augen sehen ganz schön übernächtigt aus, das Blau wirkt seltsam matt und mein T-Shirt, das in Fetzen an mir hängt, sieht aus, als hätte man ein Schwein darauf geschlachtet. Grandiose Kombination. Ich habe auch schon einmal besser ausgesehen.
Mit wenig Begeisterung klaube ich meine Hose und meine Socken zusammen und ziehe diese an. Anschließend suche ich noch nach einem brauchbaren T-Shirt, was ich schließlich tatsächlich finde. Es ist schlicht grau und etwas zu klein, aber besser, als nichts. Damit kann ich mich nun auch endlich der Erkundung meines derzeitigen Aufenthaltsortes widmen.
Meine Füße verursachen ein eigentümliches, knarrendes Geräusch auf dem hölzernen Dielenboden. Ein bisschen erinnert es mich an den Beginn eines Horrorfilms. Darüber muss ich kurz schmunzeln. Die Meisten von diesen einfallslosen Filmen habe ich schon immer total lächerlich gefunden. Sie laufen doch sowieso immer auf das Gleiche hinaus. Mit der Zeit ist das eine ausgelutschte Sache geworden und trotzdem beschließen jedes Jahr tausende Regisseure auf's Neue solche Filme zu produzieren. Gähn!
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Faceless - Ewige Verdammnis
FantasyEin Verlangen, das dein Leben beherrscht. Ein Treffen, das dein Leben verändert. Ein Ende, das ein Anfang ist. ~ ~ ~ Thomas ist ein Dämon. Oder zumindest nennt er sich selbst so. Eigentlich gibt es keine genaue Bezeichnung für das, was er ist. Ande...