Heiße-Schokolade-Battle

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Nach der kleinen Führung durch mein Haus, die dem kleinen Rumpelstilzchen sichtlich gefallen hat, sind wir wieder in der Küche angelangt. Amely macht es sich sogleich wie selbstverständlich auf einem Hocker an der Küchenzeile bequem, wobei sie vor Begeisterung noch immer übersprudelt. So habe ich sie noch nie zuvor erlebt. Ohne Punkt und Komma schwärmt sie gerade von meiner Krimisammlung, die zugegebenermaßen sehr beeindruckend ist, aber trotzdem. Wie es aussieht, scheinen wir heute alle beide etwas neben der Spur zu sein. Wobei das ja auch irgendwie verständlich ist, nach dem ganzen Stress und der Sorge um Batdog. Da haben wir doch tatsächlich einmal etwas gemeinsam. Unglaublich, aber wahr. Nur dass ich ruhiger werde, wenn etwas nicht mit mir stimmt. Sie dagegen redet wie ein Wasserfall.

"Heiße Schokolade?", unterbreche ich kurz etwas belustigt ihren Redefluss und hole zwei Tassen aus dem Schrank hervor. Auf der einen steht:

"Ein Tag ohne mich ist möglich, aber wer will das schon?"

Und auf der anderen:

"Ich bin ein ASSI. Absolut schön, sexy und intelligent."

Ich muss gestehen, dass ich gerne Tassen mit ausgefallenen Aufschriften sammle. Und die hier sind da noch die Harmloseren. Amely zieht als Reaktion darauf jedoch nur kritisch eine Augenbraue in die Höhe und lässt das Ganze unkommentiert so stehen:

"Ja, natürlich will ich. Das war schließlich unsere Abmachung. Deshalb bin ich ja hier. Oder denkst du ich tue mir das hier freiwillig an, wenn ich nicht die Aussicht auf etwas so Leckers, wie eine heiße Schokolade hätte?"

Das kleine Rumpelstilzchen grinst mich schief von der Seite an, wobei sich wie immer Grübchen in ihren Wangen bilden. Sie sollte eindeutig öfter lächeln, dann würde sie wenigstens nicht ganz so steif und verbissen wirken. Das wäre zumindest ein Anfang.

"Dann mach dich auf etwas gefasst! Ich bin Meister im Heiße Schokolade machen", gebe ich großspurig von mir und wende mich einem kleinen Topf zu, in dem ich eine Tafel To'ak Schokolade über einem Wasserbad schmelze, bevor ich diese in die Milch rühre.

Das unverkennbare, leicht süßliche Schokoladenaroma liegt bereits in der Luft, was mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Diese Schokolade ist einfach die Beste, die es auf dem Markt zu kaufen gibt. Eine Tafel kostet zwar um die zweihundertzwanzig Euro, aber das ist es mir allemal wert. Für was hat man denn viel Geld, wenn man es nicht ausgibt? Und zudem ist diese einzigartige Schokolade geradezu ein Fest für die Geschmacksknospen.

"Na klar. Glaub mir, mit der Heißen Schokolade meiner Oma wirst du dich nicht messen können", winkt das kleine Rumpelstilzchen völlig überzeugt ab. Wenn die wüsste, was ich hier gerade zubereite, dann würde sie sicherlich nicht mehr so reden.

"Willst du wetten?", halte ich dagegen und drehe mich kurz zu ihr um. So gut, wie diese Heiße Schokolade hier, habe ich noch nirgendwo anders eine getrunken. Meistens ist es eben doch besser, wenn man die Dinge selbst in die Hand nimmt. Dann kann man auch nicht enttäuscht werden und man weiß, was man hat. Das ist eine meiner Lebensweisheiten und ich muss sagen, sie hat mir schon oft geholfen.

"Ok. Dann lass uns wetten. Um was genau?", will das kleine Rumpelstilzchen wissen und schaut mich mit einer geradezu kindlichen Sturheit herausfordernd an. Diese kämpferische Seite an ihr gefällt mir. Es lässt sie ausnahmsweise einmal nicht wie ein verschrecktes Kaninchen mit Tollwut wirken. Von mir aus könnte sie das öfter zeigen.

"Hm... lass mal kurz überlegen. Der Gewinner darf dem anderen eine Frage stellen und diese muss man ehrlich beantworten?", schlage ich vor und warte auf ihre Zustimmung, die sofort folgt. Yes! Wenn ich die Wette gewinne, wovon ich ausgehe, habe ich zumindest meine erste Aufgabe des Tages erfolgreich hinter mich gebracht. Ich weiß nämlich schon ganz genau, was ich fragen werde.

Faceless - Ewige Verdammnis Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt