Bilderrätsel

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Ein gepeinigter Schmerzenslaut entweicht den Lippen meines Opfers und der Mann schaut geschockt auf seinen linken Arm, an dem das Blut in einem kleinen Rinnsal hinunterläuft.

"Na, schon Angst vor mir? Ich dachte ich sei nur ein kleines Kind", spotte ich höhnisch. Ich wische die Klinge an meinem Oberteil ab und stecke sie wieder weg. Auf noch mehr Schnittverletzungen habe ich heute eher weniger Lust. Ich brauche etwas Abwechslung.

"N... n... nein. Das war nicht so gemeint! Das hast du falsch verstanden!", versucht der Mann sich zu verteidigen. Doch das nützt ihm nun auch nichts mehr. Kurz überlege ich, was ich als nächstes tun soll, dann ziehe ich mein Feuerzeug hervor und betrachte es genauer. Hm... ja... Brandwunden sind auch nicht zu verachten. Eine ausgezeichnete Wahl.

Mein Opfer ist derweilen so sehr damit beschäftigt, irgendwie die Blutung an seinem Arm zu stoppen - mit mäßigem Erfolg, wie ich feststelle - weswegen er mich gar nicht weiter beachtet. So kann ich in Seelenruhe einen Schritt nach vorne treten, die kleine Flamme an den Stoff der hässlichen Militärjacke halten und diese somit anzünden.

Zuerst bemerkt der Dealer dies nicht einmal. Er schaut nur verzweifelt auf seine mittlerweile nasse, blutrote Hand hinab, der es beim besten Willen nicht gelingt, die Blutung nur ansatzweise zu stoppen. Erst, als die Jacke bereits Feuer gefangen hat, realisiert er, was ich da kurz zuvor getan habe. Der Schock und das Adrenalin haben seine Schmerztoleranz wohl bereits hinaufgesetzt.

Wild kreischend beginnt er nun auf das Feuer einzuschlagen und rennt wie ein verschrecktes Huhn im Kreis herum. Fehlt nur noch, dass er anfängt zu gackern. Jedoch zeigen seine Bemühungen wenig Erfolg. Das Feuer beginnt sich unaufhaltsam weiter auszubreiten. Mittlerweile brennt bereits die ganze rechte Seite seiner Jacke.

Amüsiert beobachte ich das Szenario und freue mich über die gute Unterhaltung. Ich habe schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt. Es gibt doch nichts über ein bisschen Menschenquälen. Von mir aus könnte ich das den ganzen Tag tun.

Der Dealer hat sich nun dazu entschlossen, das Kleidungsstück vom Leib zu reißen, was er bereits viel früher hätte tun sollen. Da seine Klamotten größtenteils aus Plastik bestehen, hat sich dieses nämlich beim Erhitzen tief in seine Haut gefressen und als er die Jacke nun wegzieht, geht die ganze, obere Hautschicht mit ab, sodass das offene Fleisch übrig bleibt. Upps! Das muss wehgetan haben.

Ganz schwach ist ein gequältes Wimmern zu vernehmen und ich kann Tränen in den Augen des Mannes ausmachen. Sie sehen mich eindringlich und flehend an. Irgendwie kommt mir das für einen kurzen Moment ein wenig bekannt vor. An irgendetwas erinnert mich dieser Blick, aber ich kann nicht genau sagen, an was. Egal. Was soll's. Der Typ ist echt ein Weichei. Pha! Und das soll tatsächlich ein Dealer sein? Ich dachte wenigstens die seien keine Memmen. Aber da habe ich mich wohl getäuscht. Die Menschen von heute sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren.

"Bitte, lass mich am Leben! Bitte! Ich habe eine Familie! Ich habe zwei Kinder! Wie sollen sie hier ohne ihren Vater überleben? Bitte, sie brauchen mich!"

Seine Stimme klingt verzweifelt und verzerrt vom Schmerz. Doch das stört mich kein bisschen. Soll er mir eben auf die Mitleidstour kommen. Wahrscheinlich hat er nicht einmal eine Familie. Ist doch immer das Gleiche mit diesen schwächlichen Wesen. Sie versuchen alles, um zu überleben. Egal wie. Und wenn sie dafür jemand anderen in den Abgrund stoßen müssen. Aber mir soll es recht sein. Es macht die ganze Angelegenheit um einiges amüsanter.

"Weißt du was? Schön für dich. Du kannst ihnen ja dann vom Himmel aus eine Grußkarte schicken. Oder vielleicht doch eher aus der Hölle?"

Meine Stimme klingt so kalt wie Eis und ist so hart wie Stahl. Na gut. Dann werde ich der Sache nun ein Ende bereiten. Der Typ langweilt mich mittlerweile nur noch. Er hat noch nicht einmal den Mut dazu, sich zu wehren, geschweige denn einen Fluchtversuch zu starten. Wie erbärmlich. Was für ein Feigling!

Faceless - Ewige Verdammnis Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt