Der Waldfluss rauschte eilig dahin, während wir an seinen Ufern entlang wanderten und Fili bei seinen Erzählungen über die spektakuläre Flucht der Zwerge aus dem Waldlandreich lauschten. Ich schaffte es trotzdem partout nicht, mir vorzustellen, wie man diesen Fluss in Holzfässern passieren, vor Orks verfolgt werden und dabei auch noch (fast) unbeschadet davon kommen konnte. Heute führten uns Eldor und Ithilia, während sich die Zwerge mehr auf das Reden konzentrierten. Sie hatten schließlich eine Menge zu berichten. Allerdings hielt sich Kili mit dem Erzählen ziemlich zurück. Je näher wir Thranduils Hallen kamen, desto verschlossener wurde der Jüngere der beiden Brüder. Dies bestätigte meine Zweifel nur noch mehr. Irgendetwas musste in der Schlacht der fünf Heere passiert sein, was ihn sehr mitnahm. Und ich würde meinen Mithrilanhänger darauf verwetten, dass es etwas mit Tauriel zu tun hatte, aber ich traute mich auch nicht, Fili danach zu fragen.
Der Wald um uns herum wurde dichter und das Tosen der Wassermassen nahm zu.
Nach einer halben Stunde tauchte aus dem Nichts auf einmal eine hohe, weiße Mauer auf. Der Waldfluss rauschte an dieser Stelle durch ein geschlossenes Gittertor als Wasserfall hinab. Dies war die Stelle, wo Kili verwundet worden war. Unbehaglich warf ich einen Blick zu ihm hinüber. Sein Gesicht war ausdruckslos auf den Weg gerichtet.
„Halt.", sagte plötzlich eine Stimme und unser Zug kam ruckartig zum Stehen. Ich reckte den Hals, um besser sehen zu können. Mist. Klein sein war manchmal sehr nachteilig.
Vor uns auf dem Pfad stand ein Elb, dunkel gekleidet mit goldbraunen Haaren und einem schmalen Gesicht. Irgendwie kam er mir bekannt vor...
„Wer seid ihr?", fragte er.
Ithilia trat auf ihn zu. „Wir sind eine Reisegruppe auf dem Weg vom Erebor in meine Heimat Bruchtal. Euer König erlaubte uns, eine Weile hier zu bleiben."
Das Gesicht des Elben erhellte sich.
„Ah, ich weiß, der König selbst hat mich auf die Suche nach Euch geschickt. Estannen Elros. Mae govannen!*" Er verneigte sich leicht vor Ithilia und sie erwiderte etwas auf Sindarin, was ich nicht verstand.
Elros gebot uns, ihm zu folgen und er führte uns nach rechts, tiefer in den Wald hinein. Wir liefen ein ganzes Stück und der Weg unter uns stieg stetig an. Irgendwann erreichten wir die Mauer wieder und traten durch ein kleines Tor, das von zwei Soldaten bewacht wurde. Neugierig blickte ich mich um. Man merkte sofort, dass wir uns auf elbischem Territorium befanden. Die Bäume schienen grüner, das Gras dichter und es wehte ein fremdartiger Geruch durch die Gegend.
Mittlerweile wurden wir von einer Gruppe Wächter eskortiert, die sich, obwohl sie Metallrüstungen trugen, völlig lautlos bewegten. Der Pfad verlief weiter am Fluss entlang und ich ertappte mich öfter dabei, wie ich mich vorsichtig nach Orks umsah.
Sei nicht albern, Lucy. Das hier ist kein Film!, schalt ich mich.Wenig später fanden Manila und ich uns in den großräumigen Gästehallen des Waldlandreiches wieder. Es war erstaunlich hell, obwohl wir uns zweifellos unter der Erde befanden. Wir hatten natürlich wieder ein gemeinsames Zimmer mit zwei Himmelbetten, einer anmutigen Chaiselongue, Waschtischen und allem, was das elbische Herz sonst so begehrte. Nur hatten wir auf dem Weg hierher noch nicht wirklich viel von dem sagenumwobenen Königreich zu sehen bekommen.
„Was meinst du, werden wir Thranduil treffen? Oder Legolas?", fragte Manila mich und ließ sich auf die schneeweißen Decken ihres Bettes fallen.
„Legolas ist nicht hier.", informierte ich sie. „Linnea hat Ithilia vorhin danach gefragt. Und was Thranduil betrifft... ich glaube nicht, dass er uns begrüßt oder irgendwie empfängt. Der hat bestimmt andere Sorgen..."
Manila lachte. „Da hast du wahrscheinlich Recht. Aber ich will trotzdem unbedingt die große Halle sehen, wo sein Thron steht. Wir könnten sie doch eigentlich mal suchen gehen, oder? Es dauert doch noch eine Weile, bis es Abendessen gibt."
„Wie? Jetzt? Einfach so?", fragte ich etwas überrumpelt. „Wir haben doch überhaupt keine Peilung, wohin wir müssen..."
„Ach, wir fragen uns einfach durch. Die Halle ist riesig, da wird es wohl nicht so schwer sein, die zu finden.", warf Manila ein und sprang auf. „Na komm schon, Lucy."
„Herrje. Aber wenn wir uns verlaufen, ist es deine Schuld!"
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Ardatravel - Die Reise nach Mittelerde
FanfictionLucy ist siebenundzwanzig, Individualistin und der leidenschaftlichste Tolkien-Fan der Gegend, doch sie findet ihr Leben sterbenslangweilig und sehnt sich nach einem echten Abenteuer. Bei ihrer erfolglosen Suche nach der perfekten Reise landet sie a...