Heute hatte sich das Wetter plötzlich von Grund auf geändert, aber das war nichts ungewöhnliches für London. Anstatt strömenden Regen gab es strahlenden Sonnenschein, auch wenn es nicht besonders warm war. Also würde ich wieder zu Fuß zum Globe gehen. Mit dem Wetter hatten sich auch die Menschen gewandelt, waren aus ihren Löchern gekrochen und liefen in Scharen durch die Straßen. Sie plapperten fröhlich durcheinander und schienen das Wetter in vollen Zügen zu genießen.
Ich bog gerade von der Queen Victoria Street in den Fußgängerbereich, der zur Millennium Bridge führte, als jemand meinen Namen rief. Ich drehte mich verwirrt um und erblickte dann Aidan. Er winkte mir zu, also blieb ich stehen und wartete bis er aufgeholt hatte.
„Was ein Zufall dich hier zu treffen", sagte er lächelnd. „So groß auch wieder nicht. Wir wollen schließlich zur selben Zeit am selben Ort sein", gab ich zurück. „Stimmt. Wohnst du hier in der Nähe, dass du zu Fuß gehen kannst?", fragte Aidan, als wir gemeinsam weiter gingen.
Ich nickte „Ich wohne in Temple. Also in der Nähe der Temple Church. Was ist mit dir? Du musst dann ja auch hier wohnen?" Aidan steckte seine Hände in die Hosentasche. „Ich wohne in der Nähe vom Piccadilly Circus. Eigentlich hab ich die U-Bahn genommen", erklärte er. Ich nickte und konzentrierte mich darauf einer Touristengruppe von Jugendlichen mit auffällig vielen Gryffindor Shirts auszuweichen, die mit leuchtenden Augen lautstark auf Italienisch redeten. Wahrscheinlich waren sie gerade über die Millennium Bridge gelaufen, die im 6. Teil von den Todessern zerstört wurde.
„Ach so. Dann gehst du auch jeden Morgen hier lang, oder?", fragte ich beiläufig. „Stimmt. Genau wie du." „Stimmt."
Ich begegnete seinem Blick und lächelte schüchtern. „Wie alt bist du eigentlich Lively? Du siehst so jung aus", fragte Aidan. „26. Wenn du es unbedingt wissen willst. Und du?" „32."
Ich war überrascht. „Ich hätte dich älter geschätzt", gab ich zu und er lächelte. „Ich weiß. Liegt am Bart", sagte er und fuhr mit einer Hand darüber. Wir betraten die überfüllte Brücke und es war schwer in dem Gewusel beieinander zu bleiben.
„Ich wette den musst du für Romeo loswerden."
„Ja, das glaube ich auch", lachte Aidan, „aber der ist in drei Tagen wieder da." „Wirklich?", fragte ich skeptisch. Er nickte. „Ja, sagen wir, meine Haare wachsen schnell." Ich stellte mir Aidan mit langen Haaren vor und grinste.
„Darf ich dich mal was fragen?" Aidan nickte. Der Wind über der Themse war etwas stärker und wehte ihm ein paar Locken ins Gesicht, was irgendwie süß war. „Bist du Ire?"
„Ja, stimmt. Woran hast du das erkannt?" „Aidan ist ein Irischer Name. Und du hast ein bisschen Akzent", sagte ich und strich mir eine Strähne hinters Ohr, die aus meinem Haargummi gerutscht war. Ich war schon oft in Irland gewesen. Ich wusste nicht wieso, aber ich liebte dieses Land. Und einen Iren erkannte ich, wenn ich ihn sah.
„Stimmt. Hätte nicht gedacht, dass du das erkennst. Ich lebe schon eine Weile in London", erwiderte Aidan. „Aber so richtig Britisch sprichst du ja auch nicht. Ich erkenne sowas eigentlich ziemlich schnell." „Bist du hier in London aufgewachsen?", fragte er. Ich schüttelte den Kopf. „Ich bin in Canvey groß geworden." Aidan pfiff durch die Zähne. „Am Meer, nicht schlecht." Ich lächelte, wenn ich an Zuhause dachte. Viele schöne Erinnerungen waren dort entstanden.
"Ja, ich liebe das Meer." Tatsächlich vermisste ich das Meer am meisten von Canvey. Die Kleinstadt, die genaugenommen Canvey Island hieß, wie die Halbinsel auf der sie liegt, war sehr schön und friedlich. Okay, so klein war die Stadt auch nicht mit fast 40.000 Einwohnern, aber sie war sehr ruhig.
„Was ist mit dir. Wohnst du schon lange in London?" Er schüttelte den Kopf. „Eigentlich ist Dublin meine Stadt. Und ich habe bisher auch nur dort im Theater gespielt, wenn ich ehrlich bin. Aber als ich auf Filme umgestiegen bin, hat es mich hierher verschlagen. Und jetzt brauchte ich irgendwie wieder eine Bühne. Ist schwer zu erklären", er zuckte mit den Schultern, „Jedenfalls wollte ich dafür nicht extra nach Dublin ziehen und eine Wohnung suchen."
Ich nickte. „Klar, verständlich. Obwohl Dublin ja auch sehr schön ist." „Warst du schon mal da?", fragte Aidan und sah mich freudig an. „Ja, ein paar Mal. Ich mag Irland."
„Also falls du nochmal Dublin besuchen solltest, ich kann dir ein paar kleine Schätze zeigen", sagte Aidan und zwinkerte mir zu. Rasch wandte ich den Blick ab. Wahrscheinlich würde ich so schnell nicht mehr nach Dublin kommen. Ich würde wohl überhaupt nicht aus London rauskommen.
„Also, wie gefällt dir die Stadt denn?", fragte ich ausweichend und ließ meinen Blick über die Themse schweifen. „Oh, eine Großstadt eben." „Besser als Dublin?"
Aidan lachte auf. „Niemals. Nichts geht über Dublin." „Wieso bist du dann hergekommen?", fragte ich und drehte den Kopf wieder in seine Richtung. „Weil es hier bessere Filmangebote gibt. Und ich will mir nicht sagen lassen, ich hätte nur an einem Ort richtig gewohnt." Er lächelte und ich erwiderte zögerlich sein Lächeln.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir das Ende der Brücke bereits erreicht hatten. Jetzt war es nicht mehr weit bis zum Globe. Ich war fast traurig, denn es war schön mit Aidan zu reden. Aber nur fast. Denn auf meinen Job freute ich mich noch ein bisschen mehr und Aidan würde ja auch dabei sein.
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Smoke and Roses (Aidan Turner)
FanfictionLively hat es endlich geschafft. Sie hat die Hauptrolle in dem Stück Romeo und Julia ergattert, was sie schon immer inspiriert hat. Jetzt hat sie die Chance, sich zu beweisen. Dazu kommt, dass sie ihren ganz eigenen Romeo kennen lernt. Ihren Romeo...