Kapitel 35

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Ich war kaum durch die Tür als mir schon der angenehme Geruch von Pfannkuchen entgegen wehte. Was eines der wenigen Gerichte war, die Aidan gerne und erfolgreich zubereiten konnte.
Ich kickte meine Schuhe beiseite und hing meine Jacke an den Haken. Vorsichtig schlich ich in die Küche, dort wo Aidan stand und pfeifend Pfannkuchen wendete.
"Das riecht ja wunderbar", murmelte ich und schlang meine Arme von hinten um Aidan. Der zuckte allerdings kurz zusammen und ließ scheppert die Pfanne los. "Kein Angst. Das bin nur ich und kein Verbrecher", kicherte ich.
"Das weiß ich auch." Mit einem Seufzen drehte er sich um und stütze sich mit den Händen an dem Schrank hinter sich ab. "Dann ist ja gut. Aber die Pfannkuchen sind hoffentlich heil geblieben?" Ich schaute an ihm vorbei und sah sie goldbraun in der Pfanne brutzeln.
"Ich hab alles unter Kontrolle", murmelte Aidan und wandte sich wieder dem Essen zu.
"Jaja."
Ich drehte mich um und begann Teller und Besteck aus den Schränken zu suchen.
"Wie war es denn?"
"Oh. Naja, traurig, schätze ich." Ich war nicht wirklich der Typ der gerne über Beerdigungen sprach oder überhaupt über traurige Ereignisse. Es gab sowieso nicht viel darüber zu sagen.
„So sind glaube ich alle Beerdigungen", schmunzelte Aidan.
„Ja...Und weist du was?", fragte ich weiter und lehnte mich neben ihn.
„Was denn?" Fragend sah er mich an. Mit einer Hand hielt er weiter den Griff der Pfanne.
„Ich habe mir gedacht ich mache mir noch ein Tattoo." Aidan nickte als wäre es die normalste Sache auf der Welt. „Okay. Und was für eins?"
„Du bist ja sehr überrascht", murmelte ich nur und machte mich auf den Weg ein paar Gläser zu holen.
„Wieso sollte ich den überrascht sein? Du hast doch schon welche und das ist ja auch nichts weltbewegendes."
Ich musste irgendwie lächeln, wenn ich daran dachte, wie andere reagiert hätten.
„Aber was für eins es ist, hast du mir immer noch nicht gesagt", erwiderte Aidan.
„Also interessiert es dich doch."
„Das hab ich nie bestritten. Achtung, heiß und fettig!", rief Aidan und ich duckte mich unter seiner Pfanne, um zufrieden am Tisch Platz zu nehmen.
„Na gut. Ich mache mir ein Sternzeichen", erklärte ich und tippte auf meine rechte Schulter, „Hier hin."
Aidan lächelte. „Hat das auch eine Bedeutung?"
„Was denkst du denn?"
„Ich denke, dass ich keine Sternzeichen kenne und du es mir erklären musst." Er grinste immer noch und ich wusste genau, dass er wusste, was das Sternzeichen bedeutete. Oder wenigstens wusste er es teilweise.
„Lass uns essen, sonst kommen wir zu spät", entgegnete ich und pikste selbst ein Stück Pfannkuchen auf und tunkte es in Apfelmus, „Und das Sternzeichen heißt übrigens Sirius."
Ein warmes Gefühl machte sich in mir breit. Es war alles so normal, alltäglich und das war es was ich so unbedingt mit Aidan hatte haben wollen. Weil alles so schön normal war.

„Der Hund?", fragte Aidan plötzlich in die Stille herein?
„Was"? Verwirrt blickte ich auf.
„Na Sirius ist doch ein Hundesternzeichen."
„Ich mag Hunde. Und es ist schön. Und besser als der große Wagen oder so ein Mist", verteidigte ich mich.
„Sowas wie ein Drache wäre doch cool. Gibt auch so Sternzeichen."
„Aidan, nur weil du so ein komischen chinesischen Kram auf deinem Arm hast will ich keinen Drachen haben", erwiderte ich streng.
„Das hat wenigstens eine schöne Bedeutung."
„Echt jetzt? Das heißt starker Mann, da kenne ich schönere", spottete ich.
„Aber großer Hund gehört sicher nicht dazu", gab Aidan schnippisch zurück.
„Was auch immer. Ich mag den Hund lieber." Damit nahm ich einen Schluck Wasser und beschloss die Diskussion als beendet.
„Schon gut, ich mag auch Hunde." Aber ob das so stimmte, da war ich mir nicht so sicher.

Wenig später war es für uns beide Zeit wieder zum Globe zu gehen. Oder besser gesagt ein letztes Mal zum Globe zu gehen.
Es würde ein komisches Gefühl sein, nicht mehr fast jeden Tag dahin zu gehen. Ich würde die Menschen vermissen, die Atmosphäre. Einfach alles. Es fühlte sich ein bisschen an, als würde ich gleich einen großartigen Abschnitt meines Lebens beenden.
Und zum ersten Mal hatte ich wirklich das Gefühl, dass ich es nicht wollte. Nicht wie damals, nach der Schule. Nach der Ausbildung. Nach meinen ersten Stücken. Ich mochte es neue Dinge zu tun, aber dieses Mal wollte ich beim Alten bleiben.
Es nutze trotzdem nichts, ich stand mit Aidan schon viel zu bald vor dem Globe, rauchte zusammen mit Lukas, wie es mittlerweile zur Gewohnheit geworden war, und verabschiedete mich als erste um in die Garderobe zu gehen. Manchmal fragte ich mich, wie die Dinge so schnell zur Routine werden konnten.
Jon begrüßte mich heute etwas einsilbig und begann schweigend an meine Haare zu gehen. Ich hasste diese Stille, aber ich war nicht gerade dafür bekannt, ein Gespräch aufrecht zu erhalten oder den besten Smalltalk zu machen.
Aber so war es auch doof, also erzählte ich ihm einfach von einem tollen Film, den ich letztens erst geschaut hatte und von irgendwelchem anderen Kram, bis Jon sich fing und ganz von selbst daher plapperte.
„Huhu, hallo", rief Roy plötzlich und klopfte gegen den Holzrahmen.
„Ja bitte?" Jon und ich drehten uns gleichzeitig um und sahen, wie Roy sich mit einer Hand am Türrahmen festhielt und halb mit dem Oberkörper im Raum hing. „Ich wollte euch nur erinnern, wir treffen uns gleich alle zusammen noch vor dem Auftritt. Ihr wisst schon, gemeinsamer Abschied und so, das ganze Trara, ihr kennt das ja."
„Deswegen, mein lieber Roy, haben wir schon früher angefangen als sonst", antwortete Jon, „Und wenn du gerade nichts zu tun hast, kannst du Lukas reinschicken."
„Wenn ich nichts zu tun hab, dass ich das hören darf! Was denkst du, was ich den ganzen Tag mache, nichts zu tun, also wirklich..." Kopfschüttelnd verließ Roy den Raum und redete noch weiter, als er im Gang verschwunden war, „Was denkt er, dass ich als Regisseur nur doof darum sitze und Kaffee trinke, als hätte ich nichts..."
Jon und ich tauschten einen Blick und ich konnte das Lachen nicht zurückhalten. So war Roy eben und man konnte eigentlich auch nur über ihn lachen.
„Was meinst du, hat er sich bei allen Anwesenden schon über uns beschwert?", fragte Jon belustigt.
„Klar", antwortete ich gepresst, um mein Gesicht so wenig wie möglich zu bewegen, als Jon das Makeup ausbesserte.
„So, ich schätze du bist fertig."
„Dann bis gleich." Ich verließ den Raum und auf dem Weg zur Garderobe kam mir besagter Lukas entgegen. Bei Fiona war nicht nur ich, sondern auch Aidan, der gerade fertig geworden war. „Oh perfekt, da kommt auch gleich die Nächste!"
„Hast du auch das Gefühl, dass heute jeder hier viel redseliger ist als sonst?", fragte Aidan mich leise, als er an mir vorbeiging.
Grinsend nickte ich. „Selbst Roy scheint seine kostbare Zeit damit zu verschwenden herumzuwandern und uns an Dinge zu erinnern, die wir längst wissen."
Aidan lachte leise. „Dann suche ich mir lieber mal einen stillen Ort."
Er verschwand im nächsten Gang und ich wandte mich Fiona zu, die mich schon überschwänglich begrüßte.

Nur wenig später saß ich zusammen mit Aidan und ein paar anderen, die bereits fertig waren im Aufenthaltsraum und schnappten uns ein paar der Muffins, die Selina extra gebacken hatte. Nur Chad, der erst später auftreten würde, war noch in normaler Kleidung aber anscheinend hatte er trotzdem früher kommen wollen, um uns alle zu sehen.
„Okay, Leute, es ist soweit", rief Roy und klatschte auffordernd in die Hände. Selina schnappte sich ihren Muffinkorb um ihn mitzunehmen um den armen Schluckern, die noch keine hatten, auch welche anzubieten. Wie Roy. Der natürlich sofort zuschlug.
Auch Luke, der halb im Kostüm steckte, Jon und alle anderen Mitarbeiter hatten sich einen Moment Zeit genommen und ihre Arbeit unterbrochen.
Jetzt standen wir in dem kleinen Raum hinter der Bühne – besser gesagt quetschten uns in den winzigen Raum. Ein paar Kerle saßen auf den Kisten in der Ecke, Roy hatte sich einen Stuhl genommen und daraufgestellt, damit wir ihn alle sehen können, ein Glas rosa Sekt in der Hand.
„Ich glaube das hier war für uns alle eine aufregende Zeit. Und es macht uns sicher alle traurig, dass sie jetzt vorbei ist. Aber ich denke doch wir haben dem alten Shakespeare etwas Wind ins Segel gegeben und aus dem alten Stück was ordentliches gemacht. Den Leuten gefällt es jedenfalls jedes Mal und ich muss auch sagen, dass ich nicht oft so angenehme Schauspieler und Kollegen um mich herumhabe.
 Was ich noch viel schätze, sind die Freundschaften, die hier geschlossen wurden und die ganz besonderen Beziehungen, die hoffentlich noch lange andauern werden." Ich schaute zu Aidan herüber, der etwas gelangweilt an der Wand lehnte und sah aus dem Augenwinkel, wie Jon Lukas anstuppste.
„Ich hoffe euch hat es allen so viel Spaß gemacht wie mir und ich denke wir können uns mal einen kräftigen Applaus geben." Er selbst schlug beherzt die Hände zusammen, als hätte er gerade der Hochzeitsrede seiner Tochter zugehört und ohne Zögern stiegen wir anderen mit ein. Zugeben, es war keine allzu lange Zeit, aber ich empfand doch ähnlich wie Roy.
„Zum Glück ist er fertig sonst hätte ich mich vor lauter Sentimentalität noch übergeben", murmelte Aidan hinter mir, als der Applaus verebbte. Ich drehte mich empört zu ihm um. „Du bist echt unmöglich!"
„Was denn? Man muss ja nicht gleich übertreiben." Ich verschränkte die Arme. „Ach ja? Also willst du sagen, dass du hier niemanden kennen gelernt hast, den du magst und es dir keinen Spaß gemacht hat?"
„Nein, natürlich nicht, aber dich habe ich ja auch noch hiernach bei mir. Wieso sollte ich also darum trauern, wenn es für uns weiter geht?", fragte er und lächelte mich wieder mit seinem ganz besonderen Lächeln an, das nur für mich reserviert war.
„Hast dich noch gut gerettet, du Held", spottete ich, aber gab ihm einen Kuss auf die Wange bevor ich den Raum verließ. Denn Roy hatte Recht, es wurde Zeit für unseren letzten Auftritt. 

Ich weiß, ich habe schrecklich lange gebracht. Ich hatte sowas wie eine 1-Monatliche Schreibpause. Und zwar in allem, manchmal braucht man sowas nämlich. Ab jetzt werde ich wieder öfters updaten. 
Isilore

Smoke and Roses (Aidan Turner)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt