Kapitel 40

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Wir blieben noch eine Weile auf dem Turm stehen und genossen die Aussicht, aber der Wind war schneidend kalt auf meiner Haut. Mein Gesicht fühlte sich taub an, als wir die Terrasse verließen und den Ausgang suchten.
“Was meinst du, mit dem Aufzug nach unten?”, fragte Aidan und deutete auf besagten Aufzug.
“Ja”, schnaubte ich, “Aber Sowas von.” Selbst Aidan sah erleichtert aus, nicht die Treppen laufen zu müssen. Also ignorierten wir einen weiteren Souvenirshop und stellten uns in die Reihe vor dem Aufzug.
Es dauerte eine Weile, aber bald konnten wir den Aufzug nach unten nehmen. Wir teilten ihn mit viel zu vielen Menschen und wurden praktisch hinein gequetscht. Natürlich musste die Frau direkt neben mir auch noch lautstark irgendwelche Bonbons zerkauen. Und irgendwie roch die Luft im Aufzug komisch. Ich tauschte einen kurzen genervten Blick mit Aidan.
“Oah, frische Luft”, rief ich und stolperte halb aus dem Aufzug raus. Die Fahrt hatte zum Glück nicht lange gedauert.
“Du tust ja so als hätte es da drin gestunken”, lachte Aidan und folgte mir nach draußen.
„Hat es ja auch. Aber jetzt haben wir ja die frische Luft von Paris”, rief ich und lachte, denn irgendwie konnte ich hier nicht lange schlecht gelaunt sein.
“Dann wollen wir mal weiter”, murmelte Aidan nur. “Genau, wo geht es als nächstes?”, fragte ich und hakte mich bei ihm ein.
“Das kannst du entscheiden.” Ich seufzte theatralisch, denn eigentlich hasste ich es zu entscheiden. “Du kannst doch auch mal was entscheiden.”
“Dann lass uns in den Louvre gehen, das schaffen wir heute noch.” Ich nickte.
“Und wo ist der?” Aidan zuckte nur mit den Achseln. Aber wenigstens hatte er eine Karte dabei, sodass wir ganz Tourilike mit der Karte durch die Stadt irrten.

Der Weg führte wieder an der Seine entlang und wir liefen in der Nähe der Champs-elysee, aber dass wir fast eine Stunde brauchen würden um zum Louvre zu kommen, hatte uns die Karte aber nicht gesagt. Nach einer halben beschlossen wir uns in ein kleines französisches Café zu setzen und etwas zu essen.
Es war gemütlich, mit dunklen Möbeln eingerichtet und einigen Pflanzen im Hintergrund. An den Wänden hingen ein paar Gemälde und als wir uns hinsetzten kam gleich eine junge Bedienung an.
Aidan holte sich einen einfachen Kaffee, ich irgendein Schoko-Macchiato Gemisch und Croissants mit irgendwelchen Dips oder Frischkäse, ganz sicher waren wir uns da nicht. Ich hatte eben doch ein bisschen Schwierigkeiten mich zu verständigen.
Mein Getränk kam mit Schaum oben auf und einem Bildchen darin, es sah aus wie eine Blume aus Herzchen gemacht. Das Essen kam kurz darauf auch.
Aidan beäugt es etwas skeptisch. “Was guckst du so? Ich finde es sieht lecker aus”, sagte ich und griff nach einem Croissants.
“Der Dip ist wohl mit Marmelade”, sagte Aidan. Denn tatsächlich war er unten weiß und oben auf war eine rote Schicht die gefährlich nach Marmelade aussah.
“Egal, ich probiere es trotzdem.” Ich tunkte mein Croissants hinein und probierte.
“Ich weiß nicht genau was es ist, aber es schmeckt lecker”, stellte ich fest. Etwas skeptisch folgte Aidan meinem Beispiel, aber ihm schmeckte der Dip nicht so gut wie mir. Er rümpfte leicht die Nase und begann sein Croissant so zu verspeisen.
„Schmeckt nicht?“, hakte ich nach. Er schüttelte leicht den Kopf. „Nah dann bleibt mehr für mich.“
Ich zog den Dip zu mir herüber und Aidan lächelte leicht. Wenigstens schmeckte ihm sein Kaffee.

Als wir das Café wieder verließen murmelte er irgendwas von komischen Franzosen und deren verirrten Geschmack.
“So würde ich das nicht sagen, das Essen ist schließlich berühmt dafür das beste zu sein, was man bekommt. Liegt bestimmt daran dass du Ire einen komischen Geschmack hast”, neckte ich ihn.
„Ich hab keinen komischen Geschmack. Du verwechselst das mit den Engländern. Die leiden an Geschmacksverirrung.“ Da musste ich ihm recht geben, obwohl ich after eight zum Beispiel ziemlich lecker fand.
„Einen komischen Geschmack hast du aber trotzdem.“ „Deswegen essen wir auch fast immer nur Pizza.“ Ich stimmte ihm lachend zu und griff nach seiner Hand. Gemeinsam schlenderten wir weiter an der Seine entlang, in der Hoffnung bald auf unser Ziel zu treffen.  

Smoke and Roses (Aidan Turner)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt