Kapitel 39

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Aufgeregt und ungeduldig saßen wir in dem Wartebereich von Gate 112 und wartete, dass das Boarding begann. Einige Menschen hatten sich schon in die Schlange gestellt, weil theoretisch sollten das Boarding jetzt beginnen, aber offensichtlich war dem nicht so. Neben uns saß eine Französin mit zwei kleinen Kindern, die so schnell sprachen, dass ich kaum ein Wort verstand. Aber es ging um irgendeine Prinzessin und ein Schloss.
„Stört das die eigentlich nicht, dass der Flieger erst so spät kommt?“, fragte ich plötzlich. Der Gedanke war mir erst jetzt gekommen. „Wer?“ „Na die in dem Hotel. Wo werden wir überhaupt übernachten“, fragte ich weiter, „Du willst mir ja nix erzählen.“
„Du wirst es doch sehen, sei nicht so ungeduldig, Prinzessin.“ „Bin ich aber“, grummelte ich, denn irgendwie hatte ich mir schon eine bessere Antwort erhofft. Auch wenn mein Herz wie jedes Mal, wenn er mir einen Kosenamen gab, einen kleinen Satz machte. Würde ich mich jemals daran gewöhnen?
„Und ja, ich hab da nachgefragt, wir können auch später kommen. Ich meine bei nem 5 Sterne Hotel soll man das doch auch erwarten können.“
Ich traute meinen Ohren kaum. „Du hast ein 5 Sterne Hotel gebucht?!“, fragte ich und richtete mich auf. Nicht, dass man auf den Plastikstühlen hier überhaupt ordentlich sitzen konnte.
„Ja wenn schon denn schon. Ich will ein Bett in dem man gut schlafen kann und ein leckeres Essen“, erklärte Aidan. „Das kriegt du auch bei 3 Sterne Hotels.“
„Ich hab gedacht du freust dich auch“, murmelte er und schaute zu mir herüber.
„Das tue ich doch, tue ich wirklich!“
„Hm, schon klar.“
„Aidan, ich freue mich wie sonst was!“, sagte ich und griff unwillkürlich nach seiner Hand, „Ich war noch nie in einem 5 Sterne Hotel und ich wette, dass ist toll, ich war nur überrascht.“
Sein ernster Blick verwandelte sich in ein Lächeln und mir wurde klar, dass er nicht wirklich böse auf mich war. „Ich weiß.“ Er hob meine Hand an seine Lippen und küsste in einer lässigen, fast schon beiläufigen Art meinen Handrücken.
„Ich glaube es geht los.“
Ich folgte seinen Blick und sah, dass die Schlange sich bewegte und mehr Leute aufstanden und sich einreihten. Wir standen auch auf und landeten hinter einem französischen älterem Pärchen. Die Frau hatte diesesn typischen französischen Haarschnitt und trug eine Designerjacke und der Mann hatte einen lustigen Schnauzer. Und sie beschwerten sich über das englische Essen.
„Verstehst du eigentlich was die sagen?“, fragte Aidan leise und nickte in die Richtung des Pärchens.
„Ja, das meiste zumindestens. Aber mein französisch ist ein bisschen eingerostet“, murmelte ich. Und so hörte ich ihnen weiter zu, wie sie sich über Toast auslassen.
Einige Minuten später kamen wir dann endlich in das lang ersehnte Flugzeug und hatten sogar einen Platz am Fenster. Aidan wollte nicht am Fenster sitzen, also nahm ich mir den Platz und schaute in den dunklen Nachthimmel, der am kleinen Flugzeugfenster vorbeizog. Der Start war das Schönste gewesen, als die Stadt unter uns immer kleiner wurde, aber aus einem Meer von Lichtern bestand. Überhaupt konnte man das Festland und an den Flecken von Lichtern erkennen. Der Flug dauerte gerade mal eine Stunde und ich konnte es kaum erwarten endlich nach Paris zu kommen.
Während dem Flug hörte ich Musik und lehnte meinen Kopf an Aidans Schulter - in Fliegern konnte man nämlich generell nicht bequem sitzen - und versuchte mich zu entspannen. Ich fand es immer schwer still zu sein, wenn auf Reisen ging und gerade jetzt fiel es mir noch schwerer.
Schneller als erwartet ging der Flieger in den Landeanflug über. Der Flieger brach durch die Wolkendecke und unter uns breitete sich ein Meer aus Lichtern aus. Ich konnte keinen großen Unterschied zu den Lichtern von London ausmachen, aber ich wusste dass es Paris war und das machte die Lichter einfach schöner.
"Aidan, da ist Paris", flüsterte ich tippte ihm auf den Arm.
"Hm? Man sieht doch gar nix." "Klar sieht man was", erwiderte ich und wandte den Blick nicht von den Lichtern ab, "Sieh doch nur."
Brav lehnte er sich weiter zum Fenster aber er wirkte nicht beeindruckt.
"Guck, guck, da ist Das Riesenrad!" "Ich sehe nix."
Ganz am Rand des Fensters tauchte das blau leuchtende Riesenrad auf, aber Aidan konnte es von seinem Platz nicht sehen.
Viel zu schnell war es auch wieder aus meinem Blickfeld verschwunden und wir kamen dem Erdboden immer näher. Schon setzte das Flugzeug auf und bremste. Irgendwer im Flugzeug fing an zu klatschen und einige folgten dem Beispiel. Ich wusste nicht wieso sie das taten, aber ich wollte auch nicht blöd fragen.
Ich konnte es kaum erwarten aus dem Flugzeug rauszukommen und die frische französische Luft zu schnuppern. Vielleicht war es Schwachsinn, aber immer wenn ich ihn ein anderes Land kam nahm ich erstmal einen tiefen Atemzug und genossen die ausländische Luft. Und genau das tat ich hier auch.
"Hallo Paris", sagte ich und trat die Stufen hinunter. Es war natürlich nur der Flughafen und hatte nichts besonderes, aber es war eben ein französischer Flughafen.
"Hier isses aber auch sau kalt", murmelte Aidan und zog seine Jacke zu.
"Es ist Dezember, natürlich ist es kalt", lachte ich. "Ich weiß, nur im Flieger war es so warm."
Ich verdrehte die Augen und Schritt voran Richtung Hauptgebäude.
Wie immer gab es Passkontrollen und wir mussten die Koffer vom Fließband ziehen, wobei das schwierigste daran war die Koffer zu erkennen. Ich hatte zwar einen knallroten, den wir gut erkannten, aber Aidan hatte natürlich einen klassisch schwarzen 0815 Koffer. Er zog zwei mal einen falschen Koffer heraus, den er hastig wieder auf Band schmiss, bis er seinen eigenen in den Händen hielt.
Zusammen liefen wir zum Ausgang. Wie immer standen hier Leute die ungeduldig auf ihre Liebsten warteten, aber ich würdigte sie kaum eines Blickes. Stattdessen sog ich die Umgebung in mich auf. Schilder die primär auf französisch geschrieben waren und ein großes Werbeplakat für eine Mall in der Stadt. Menschenmengen die zu den Leihwagenschaltern liefen und französische Wortfetzen in der Luft.
"Warte mal Liv." Ich blieb stehen und drehte mich zu Aidan um. "Ich weiß gar nicht, wie wir ins Hotel kommen. Wo fahren denn hier Taxis?"
"Wir können auch den Bus nehmen", schlug ich vor aber er winkte ab.  "Ne. Der fährt ja vielleicht nicht bis vor die Tür."

Also verließen wir den Flughafen, riefen ein Taxi und führen los. Selbst jetzt spät in der Nacht war die Stadt hell. Überall hingen Lichter an den Bäumen und in den Straßen und Fenster waren von innen mit leuchtender weihnachtlicher Dekoration behangen. Vor allem die Schaufenster der Geschäfte waren beladen mit Weihnachtsmänner, bunten Bäumen und Lichterketten.
Schnell kamen wir am Hotel an. Es war ein imposantes weißes Gebäude mit einer dunkel gestrichenen Tür. Von außen wirkte es eher unscheinbar, wenn man beachtete dass sich darin ein 5 Sterne hotel befinden sollte. Aber innen war es dafür umso beeindruckender. Die Dekorationen waren Gold und hell und die Rezeption aus dunklem Holz. Der Stil erinnerte etwas an den Barock.
Außer uns war niemand hier, aber das war auch zu erwarten gewesen. Hinter dem Tresen stand ein dunkelhaarige Franzose, der aussah als hätte er seine Haare in eine Geldose getaucht. Er warf uns einen abschätzenden Blick zu, und lächelte. "Je peux vous aider?", fragte der Franzose und zog eine Augenbraue hoch.
Na dann sollte ich doch mal alten französisch Kenntnisse auspacken. Auch wenn ich nicht mehr besonders gut darin war, schaffte ich es zu sagen, dass wir hier gebucht haben und ob wir auf englisch sprechen konnten. Der Franzose lächelte schmal und wechselte die Sprache und ab hier übernahm Aidan.
Ich schaute mich in der Weile noch etwas weiter um. Es hingen teuer aussehende Bilder an den Wänden und ich entdeckte eine Tafel mit einem Bild von Oscar Wilde. Das musste ich mir gleich unbedingt angucken.
Einen Moment später war alles geklärt und der Franzose bot an uns die Koffer nach oben zu bringen. Wir folgten ihm zu dem Zimmer. Wir traten in einen Kreisrunden Flur der scheinbar bis an die Decke reichte. Erst auf den zweiten Blick realisierte ich, dass die Fenster in dem Kreisrunden Raum das eigentliche Treppenhaus zeigten. Eine Treppe die um diesen Raum herumführte und in die Räumlichkeiten führte.
"'Ier entlang bitte", sagte der Franzose und wie bogen nach rechts um die Treppe zu betreten. Er bot uns auch den Fahrstuhl an, aber Aidan winkte ab und wir gingen zu Fuß.
Wenig später war es dann soweit. Wir betraten unser Zimmer. Es war nicht allzu groß und das Bett nahm den meisten Platz ein, aber es war sehr gemütlich. Die Vorhänge und ein paar Kissen waren dunkel violett, der Rest des Raumes hellbeige mit einigen goldenen und rötlichen Verzierungen.
"Wow, ich bin beeindruckt Mister Turner", sagte ich und blieb vor dem Bett stehen. "Das heißt es gefällt dir?" "Was, natürlich", rief ich und fing an zu lachen, "Guck dich doch mal um!" Ich warf mich mit Schwung aufs Bett und fing an zu lachen. Es war zwar klischeehaft sich aufs Bett zu schmeißen, aber das wollte ich schon immer mal gemacht haben.
"Wow, das ist echt weich. Wie in einem Barbiefilm", stellte ich fest. "In einem Barbiefilm? Echt jetzt?" Aidan zog eine Augenbraue hoch. "Ja, in einem Barbiefilm. Die hab ich immer geguckt als ich klein war und die hatten auch so super weiche Betten." Ich griff nach einem der lilanen Kissen wider meiner Erwartungen war der Bezug auch weich und samtig.
"Hier lässt es sich echt aushalten", murmelte ich und schaute mich weiter um. Ich mochte die Farbkombination aus lila und hellen gelblichen Tönen. Es erinnerte mich ein bisschen an Rapunzel.
"Dann lass mich das auch mal ausprobieren", sagte Aidan und ließ sich neben mich fallen. Das Bett war schließlich mehr als groß genug für uns beide. "Und was meinst du?" "Ich glaube ich bleib einfach bis morgen hier liegen", erwiderte er.
-
Am nächsten Morgen erwachte ich früh. Ich war viel zu aufgeregt um lange zu schlafen. Ich warf Aidan einen kurzen Blick zu, bevor ich vorsichtig aufstand und ans Fenster trat. Man sah nicht viel außer Häuser und einem grauen Himmel, aber es waren Pariser Häuser.
Vorsichtig erkundigte ich weiter das Zimmer und vor allem das Bad. Es war groß und hell und neben dem Waschbecken stand ein Korb mit kostenlosen Beauty und Pflege Produkten. Sowas war ja Sitte in fünf Sterne Hotels. Nach einander öffnete ich die Tuben um daran zu schnuppern und überraschenderweise roch es gut.
Ich ging rasch unter die Dusche und benutzte dann so viele Produkte wie es ging. Es gab eine Creme extra für die Augen und die Füße, drei verschiedene Spülungen und Öle, es war wirklich schwachsinnig. Aber warum nicht ausnutzen?
Ich war gerade dabei die besagte Fußcreme auszuprobieren als jemand gegen die Tür klopfte.
"Liv? Bist du da?"
"Ja!" anscheinend war Aidan auch endlich aufgewacht. Aber als ich wenig später aus dem Bad kam, lag er wieder im Bett. "Guten Morgen", flötete ich und zog an der Decke. Aidan stieß nur ein grummeln aus. "Sei nicht so grimmig, Wölfchen", sagte ich, "Paris wartet auf uns!"
"Jaja..." Aber besonders wach klang das auch nicht.
"Soll ich ohne dich gehen?" "Was? Nein."
Aidan setzte sich erschrocken auf. Als würde ich wirklich ohne ihn gehen. "War nur ein Scherz", sagte ich und küsste ihn zur Besänftigung.

Wenig später machten wir uns auf den Weg zum Frühstück. Wie gestern Abend gingen wir durch den Spiralförmig Flur, nur dieses Mal war es heller und uns kamen der ein oder andere Gast entgegen. Der Frühstückssaal war groß und weiß. Natürlich nicht einfach weiß sondern Weise Vertäfelungen und in der Decke war eine Kuppel. Wir beluden unsere Teller mit dem üppigen Buffet und ich nahm mir frisch gepressten Saft. Wir suchten uns einen kleinen Tisch in der Ecke und kaum dass wie saßen stürzte sich Aidan schon auf das Essen.
Ich probierte erstmal den Saft, der super schmeckte. "Liv, du musst das probieren", mapfte Aidan und deutete auf den Teller, "Das schmeckt so lecker."
Ich lachte. "Mach ich ja, wie du siehst hab ich selbst nen ganzen Teller."
"Ja dann lass deinen komischen Saft da mal stehen und iss was", befahl er und deutete mit der Gabel auf den besagten Teller. "Gut, gut ich mach ja schon."
Und er hatte recht. Selbst das Brot schmeckte besser als alles was ich vorher gegessen hatte und das traf auch auf den Rest zu.
Wahrscheinlich mussten wir einen komischen Anblick für anderen Gäste bieten, so wie wir da saßen und für das Essen schwärmen, aber das war uns herzlich egal. Wir waren schließlich hier um das ganze zu genießen.
"Also", sagte Aidan nachdem der halbe Teller leer war und er sich eine Pause gönnte um auch mal etwas zu trinken, "Was willst du heute als erstes machen."
"Oh, Ähm, das ist eine gute Frage", sagte ich zögerlich, denn darüber nachgedacht hatte ich natürlich in den letzten 12 Stunden tausende Male. Es gab so viele Dinge, wie sollte ich mich da denn auch entscheiden?
"Das ist ja viel", bemerkte Aidan und wirkte ein bisschen enttäuscht.
"Nein, das Problem ist, ich weiß nicht was. Ich will auf den Eiffelturm, und in das Louvre und nach Versailles! Und ich würde super gerne auf der Seine ne Bootstour machen aber ich glaube dafür ist es ein bisschen kalt, und natürlich in die Champs Elysées, da steht ja auch das Riesenrad."
Aidan fing and zu lächeln. "Na das klingt doch schon eher nach einem Plan. Und wenn du mich fragst, sollten wir zuerst auf Den Eiffelturm." Ich nickte, glücklich dass Aidan mit die Entscheidung abgenommen hatte und mit Vorfreude auf den Eiffelturm.
"Aber denkt dran, der hat ziemlich viele Stufen."
"Und einen Aufzug", bemerkte ich und leerte mein Glas. "Wir nehmen doch nicht den Aufzug", empörte sich Aidan, "Wir machen das richtig und laufen die Treppen."
"Pff, Treppen laufen, vergiss es. Ich will den Aufzug nehmen." "Das sehen wir ja noch!"
In dem Moment kam ein Angestellter und räumte unsere Teller ab und fragte in seinem schönen französischen Akzent, ob wir noch etwas benötigten, aber wir vereinten. Soweit ich das sah, war alles perfekt.

Nach dem Frühstück verließen wir das Hotel, wobei der Mann hinterm Tresen und freundlich zunickte, und traten auf die Straßen Paris'. Der Himmel war immer noch grau und es war kalt, aber das störte mich nicht im geringsten. Ich zog mir die Mütze über den Kopf und griff nach Aidans Hand und gemeinsam liefen wir los zum Eiffelturm.
Ich musterte die Pariser, die geschäftig durch die Straßen liefen, vermutlich auf dem Weg zur Arbeit. Es überraschte mich nicht, vielen modisch gekleidete Damen über den Weg zu laufen und auch nicht, dass sie uns kaum einen Blick würdigte. Das hatte ich schließlich schon öfters gehört, aber ich genoss es jetzt hier zu sein, mittendrin.
Mitten über der Stadt ragte der Eiffelturm bereits auf. Groß, grau und beeindruckend. Und noch besser: unser Weg führte uns an der Seine entlang. Es fühlte sich ein bisschen an wie das erste mal, als ich durch London spaziert war: aufregend, friedlich, ein Gefühl von Freiheit was man nur dann fühlte, wenn man an einem fremden Ort war.
Während wir liefen redeten wir über nichts bestimmtes, zeigten auf Häuser oder Kleinigkeiten, die uns interessierten und rätselten wie viel wohl auf dem Turm los sein würde. Dieser kam immer näher und wir liefen ein bisschen um ihn herum und machten Fotos, bevor wir auf den Platz Trocadero gingen.

"Warte, Aidan wir müssen noch selfies machen", befahl ich und hielt ihm am Arm fest.
"Muss das sein?", nörgeln er, aber stellte sich brav in Position. Ich knickste ein paar Fotos auf denen wir versuchten schön zu gucken und zu lächeln. Aidan hatte einen Arm um mich gelegt und unsere Köpfe berührten sich. "Okay und jetzt noch hässlich gucken", forderte ich, womit Aidan anscheinend mehr Spaß hatte. Wir machten die verrücktesten Fratzen und Gesichtszüge.
Ich schaute mir stolz die Fotos an und die ersten gefielen mir ziemlich gut. Ich guckte ausnahmsweise mal nicht total blöd und als ich die darauffolgenden Bilder sah, fing laut an zu lachen. Ich sah aus wie eine Ratte und Aidans eines Auge schien ihm aus Dem Gesicht zu quillen. Wir sahen aus wie die größten Idioten.
"Lass mich auch mal sehen", wollte Aidan grinsend wissen, als er mich lachend hörte und nahm mir das Handy aus der Hand. Auch er nach in schallend Gelächter aus und ich musste feststellen, dass dies der schönste Ton war, den ich je gehört hatte. 
"Ich wusste nicht dass wir so hässlich sein können", lachte er und gab mir das Handy zurück. "Also ich schon", grinste ich und steckte es ein.
"Also Dann, lass uns gehen."
Der Platz der Trocadero war ziemlich voll und wir setzten uns für einen Moment auf die Treppe. Es war trotz der vielen Menschen schön hier. Der Platz war umgeben von Glasflächen und Wasserteichen. "Danke, dass wir hier sind", sagte ich leise und blickte zu Aidan. Er drehte den Kopf und sah mich an. "Immer wieder gerne."
Er beugte sich zu mir und küsste mich innig. Ich verlor ein Gefühl für die Zeit, vielleicht war es ein Augenblick, vielleicht für immer. Aber irgendwann lösten sich unsere Lippen voneinander und ich lehnte meinen Kopf auf seine Schulter. Schweigend und glücklich schauten wir uns das Treiben auf dem Platz an.

"Sieh mal, der sieht voll irisch aus", sagte ich und zeigte auf einen Touristen. "Der sieht eher aus, als würde er hier wohnen", fand Aidan. Wahrscheinlich weil er dem Eiffelturm kaum Interesse zeigte.
"Vielleicht ja beides", überlegte ich. "Hmm. Er ist von Zuhause abgehauen. One way ticket. Und seit dem ist er in Paris auf der Suche nach einer Arbeit, denn so langsam wird es im Hostel zu teuer." "Woher weißt du das denn jetzt?", fragte Aidan verdutzt. Ich fing an zu lachen. "Ich weiß es nicht, ich hab mir das ausgedacht."
"Oh."
Und dann fingen wir an über andere Personen verrückte Geschichten zu erfinden. Ein Mädchen was eine Postkarte schrieb verdächtigte wir des gebrochenen Herzen, weil ihr Lover sie hier in Paris betrogen hatte, eine Frau mit Dackel war eine reiche Dame, die eine Boutique besaß und so weiter. Es war ein lustiger Zeitvertreib, während wir uns eine Verschnaufpause gönnten.
"Na dann", sagte Aidan und klopfte sich mit den Händen auf die Oberschenkel, "Lass uns das Ungetüm besteigen."
Ich seufzte theatralisch. "Du sagst es. Ungetüm. Und da soll ich hochsteigen." Aidan reichte mir die Hand und half mir auf.

Bald standen wir in der Schlange für den Turm. Es gab drei Etagen, die oberste konnte man nur über einen Aufzug erreichen wofür ich sehr dankbar war. Aber für die anderem gab es auch eine Treppe.
"Sieh mal. 705 Stufen bis oben hin", sagte Aidan und zeigte auf das Plakat. "Kill me", murmelte ich und seufzte. "Ich dachte du bist Captain America. Da sollten so ein paar Stufen doch kein Problem sein." Ich musste Grinsen. Natürlich brachte er jetzt die Captain America Anspielung. "Und das sind die Stufen für beide Etagen. Wir können in der ersten eine Pause machen."
Ich erwiderte seinen Blick für ein paar Sekunden, aber diesen schokoladenbraunen Augen konnte ich nicht lange widerstehen. "Na schön",  ich gehe mit dir die Treppen." "Ja!" Er reckte einen Arm in die Luft und erntete einen Seitenblick von einem Japaner, aber die waren ja sowieso selbst ein komisches Volk.
Entsprechend waren wir kurz darauf auf dem Weg nach oben. Die Ersten Stufen waren leicht und ich genoss wie wir immer höher stiegen und die Stadt unter uns ließen. Aber bald fingen meine Oberschenkel an zu brennen und ich hatte kaum mehr einen Blick für das dicke Stahlgerüst neben uns übrig.
Irgendein Deutscher redeten ununterbrochen und deutete auf den Turm und bestimmte Stahlträger und ließ sich vermutlich über die Konstruktion aus. Typische Deutsche halt.
Als wir endlich in die Nähe des rettenden Ziels kamen, war selbst Aidan außer Puste. Ich musste sogar ein paar kleine Pausen einlegen und überlegte mich einfach auf die Treppen plumsen zu lassen, aber ich ging weiter.
In der Etage holten wir uns erstmal etwas zu trinken und konnten dann wirklich in Aussucht genießen. Es gab eine Plattform mit Glasboden, den wir natürlich auch ausprobierten. Es war faszinierende die Menschen unter sich herausfinden zu sehen. Fast als würde man schweben. Es gab auch einen Souvenirshop, aber der interessierte uns weniger.
Dieses Mal nahmen wir den Aufzug und führen direkt auf die höchste Plattform hier oben konnte man nach draußen treten und hatte einen atemberaubenden Blick auf Pariser. Die Häuser waren winzig.
Wir sahen das Riesenrad und den Arc de Triumph und suchten nach unseren Hotel.
Und wir standen einfach nur da, Arm in Arm und schnuppterten die Höhenluft von Frankreich. Und hier oben fühlte man sich noch freier, als dort unten. Hier oben schien es, als wäre alles, was im letzten halben Jahr geschehen war unwichtig und alles was in Zukunft geschehen würde. Es zählte nur, dass wir hier waren, zusammen in Paris.

Smoke and Roses (Aidan Turner)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt