Kapitel 29

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Die nächsten Tage verstrichen schnell, Aidans Auge verheilte gut und die Aufführungen verliefen reibungslos.
Im Grunde ging es immer bergauf. Als hätten wir die Talfahrt endgültig hinter uns, als hätten wir uns aus dem Morast gezogen um jetzt beschwingt den berg hinauf zu steigen - oder besser gesagt Gondel fahren. Denn einen Berg hochzuklettern ist ja bekanntlich nicht besonders angenehm.


Manchmal passierte es, dass Aidan andere Termine hatte oder sich mit einem Kumpel traf und ich versuchte mir eigenen Termine dorthin zu legen, aber auch wenn ich alleine blieb, war ich ganz zufrieden. Mittlerweile hatte ich mich bei ihm eingelebt und wollte auch gar nicht mehr woanders hin. Da ich mich über fehlende Decken beschwert hatte und der Winter nah rückte, hatte Aidan seine Kreditkarte gezückt und wir waren einkaufen gegangen. Letztendlich waren mehr als nur ein paar Kissen, Decken und Handtücher mitgegangen. In unserer Küche hingen nun zwei Bilder von Paris und wir hatten einen Salzstreuer in der Form eines irischen Koboldes. Und das war nicht alles, aber Aidan hatte sich nicht beschwert und ich war mir ziemlich sicher, dass das meiste ihm auch sehr gut gefiel. Immerhin hatte er in seinem Wohnzimmer auch ohne mein Zutun ein komisches Gemälde hängen, das von Picasso hätte sein können.

Nur wenn ich Sebastian erwähnte verfinsterte sich sein Gesicht und er war nicht gut zu sprechen, also ließ ich es lieber sein. Nur einmal hatte er mich nach ihm gefragt und zwar ob ich seine Nummer gelöscht hätte. Und das hatte ich nicht, denn es lag immer noch ein Teil meiner Sachen bei ihm und irgendwann wollte ich sie auch wiederhaben. Ich traute mich nur einfach nicht mit ihm zu reden. Aidan behauptete zwar, er würde mir alles neu kaufen, aber das wollte ich auch nicht. Es war nicht das Gleiche und im Grunde war es auch verschwendet, denn es würde ja umsonst bei Sebastian rumliegen und Aidan sollte nicht so viel Geld für mich ausgeben. Das machte er schon genug, was mir ein schlechtes Gewissen bereitete.

Und so wurde aus Ende Oktober November und es wurde immer kälter. Heute war einer dieser Tage, an dem Aidan früh morgens einen Termin hatte und ich beschloss, einfach mal zu entspannen und auszuschlafen. Ein bisschen Zeit für mich alleine zu haben war ja auch nicht schlecht und das letzte Mal hatte ich mit Grace zusammen eine Grillparty von einer alten Freundin besucht, die ein ziemlicher Reinfall geworden war, weshalb wir uns früh verabschiedet hatten und unser eigenes Ding durchgezogen.


Hat am Ende sowieso viel mehr Spaß gemacht.

Jetzt gerade stand ich in der Küche, machte mit Spiegelei und hatte dazu laut Lana del Rey angemacht. Sicher, ihre Musik hatte etwas einschläferndes und führte einen gerne in andere Welten, aber gerade das war ja beim Kochen gut, sonst verfällt man nur in Stress. Wobei man das ja nicht kochen nennen kann. Mit einer kleinen Pfanne und einem Ei.


Summend schaute ich dem Ei zu, als die Tür aufging und Aidan herein kam. Mittlerweile hatte er es geschafft den Schlüssel nachzumachen, auch ohne, dass es der Vermieter mitbekam und wir trugen beide einen bei uns. Ich hörte über die Musik nicht, wie er in die Küche kam und versuchte über meine Schulter zu blicken.


„Kochst du?" „Dir auch einen guten Tag", grummelte ich und verschränkte dir Arme vor der Brust, als ich mich zu ihm umdrehte. Aidan erhaschte einen Blick auf mein mickriges Ei und sah enttäuscht aus. „Oh, nur Spiegelei. Naja, hallo erstmal", sagte er und gab mir entschuldigend einen Kuss. „Ja, nur ein Ei und das gehört mir", sagte ich und holte die Pfanne vom Herd. Aidan drehte die Musik etwas leiser, als ich mich an den Tisch setzte. „Übrigens kommt Dean nachher vorbei, okay?"


„Ja, natürlich, wann kommt er denn? Nicht dass ich hier mit meiner Gammelkleidung rumlaufe. Ich hatte mir ein ausgeleiertes T-Shirt von Aidan geschnappt und meine Haare nur locker zusammen gebunden. Es sah aus, als hätte ich den Zopf seit Tagen nicht gelöst. „Keine Sorge, du bist auch si wunderschön." „Das war nicht die Antwort auf meine Frage", sagte ich und verdrehte die Augen. Aidan lächelte und holte sich eine Flasche Eistee aus dem Kühlschrank. „Er kommt in einer Stunde, wenn du es genau wissen willst." „Geht klar." Ich schnappte mir noch eine Scheibe Brot und machte mich über mein karges Mahl her. Aidan reichte mir wortlos ein Glas Eistee, während er mit seinem Glas an der Spüle lehnte.

Smoke and Roses (Aidan Turner)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt