Die nächsten vier Tage verstrichen in Windeseile und irgendwie war in meinem Kopf auch nicht mehr viel Zeit für irgendetwas anderes als das Theater. Und Aidan schien es nicht anders zu gehen. Wir waren den ganzen Tag im Theater und wenn wir nach Hause kamen, redeten wir immer noch als kämen wir aus dem 16. Jahrhundert.
Am Samstag hatten wir unsere letzte Kostümprobe um alle Kleinigkeiten zu verbessern. Jetzt passten mir alle Kleider perfekt und ich konnte es kaum erwarten, sie auf der Bühne zu tragen. So ungemütlich sie auch waren, so schön war es damit auf einer Bühne wie die im Globe zu stehen. Dort, wo alles so wirkte, als hätte man es aus der Vergangenheit gerissen und hierhin gepflanzt. Jon ließ es sich nicht nehmen, mir seine Vorlagen für die Maske zu zeigen. Auch Lukas war erstaunlicherweise die ganze Zeit über gut gelaunt - genau wie Aidan und ich - und Roy ließ sich auch davon anstecken.
„Ganz ehrlich, wir hatten noch nie so eine entspannte letzte Woche vor der Premiere. Ich weiß ja nicht wie ihr das macht, aber das ist echt entspannend. Wenn ihr mich fragt, sind wir aber auch ein super Team, meint ihr nicht auch? Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass ihr das auch so seht, wer würde das auch nicht so sehen?" Und so weiter und so fort. Roy eben.
Am Sonntag - an dem wir leider auch die meiste Zeit probten - nahmen wir uns nochmal Zeit, um uns für ein Abendessen mit Dean zu treffen und auf dessen Vorschlag lud ich auch Grace ein, die sofort Feuer und Flamme war und sich nicht zweimal bitten ließ. Es waren nur ein paar Stunden Entspannung, aber genau das brauchten wir.Und dann kam der Montag mit der Generalprobe. Wir standen früh morgens auf der Bühne, denn heute Abend würde ein anderes Stück gespielt werden. Ich trug Julias großes Ballkleid bei meinem ersten Auftritt und stolperte über den Saum. Die Balkonszene verlief meinerseits fehlerlos, auch wenn Aidan sich verhaspelte und irgendetwas zusammenhangloses sagte. Ich spielte ruhig eine Tote und hörte bloß mit geschlossenen Augen, wie Aidan und Lukas sich als Romeo und Paris duellierten und Lukas sein Degen aus der Hand fiel und quer über die Bühne flog. Aber wie sagte man so schön, bei der Generalprobe musste alles schiefgehen.
Das waren leider nicht mal alle Patzer, aber trotz allem blieb Roy gut gelaunt und unterbrach uns nicht. Am Ende applaudierten Roy, Fiona und Jon, die sich zusammen unten auf drei Plastikstühle gesetzt hatten, laut Beifall und wir übten noch die Präsentation der Schauspieler am Ende des Stückes. Jon legte sich mit seinem Applaus mächtig ins Zeug und Roy wäre einmal fast vom Stuhl gefallen, woraufhin er sich etwas zurückhielt.
Lachend verbeugte ich mich zusammen mit Aidan, der meine Hand hielt und grinste ihn an. Ich wusste morgen würde ein ganz besonderer Tag werden. Ganz einfach, weil wir zusammen auf dieser Bühne stehen würden und uns die Menschen zujubeln würden, als würden sie unserer Geschichte und nicht Romeo und Julias Geschichte.
„Okay, das war's! Super Leute, ihr ward echt klasse! Würde das der alte William sehen, würde er aus seinem Grab steigen um euch zu sehen!", rief Roy zufrieden und klatschte in die Hände.
„Ist das ein Scherz? Wir haben es doch voll vermasselt?", fragte Nathan, der von allen am meisten verpatzt hatte.
„Das muss doch so sein. Außerdem habt ihr das professionell gelöst, was soll morgen schon schiefgehen, wenn ihr sogar dass hier geschafft habt?"
Ja, Roy war jetzt definitiv besser gelaunt als letztes Mal, wo ich so viele Fehler gemacht hatte. Vielleicht, weil bei der Generalprobe wirklich alles schief gehen sollte oder, weil so ein Fehler, wie seinen Degen verlieren, eine Ausnahme war. Ich war nur froh, dass er bei guter Laune war.„Na dann ist ja gut", sagte Aidan und sprang kurzerhand gekonnt vom Rand der Bühne nach unten in den Zuschauerraum.
„Angeber", murmelte Lukas und machte ihm das nach.
„Und du machst es trotzdem nach", rief ich amüsiert. „Ihr wisst aber schon, dass ihr morgen bitte hinten rumgeht?", lachte Roy.
„Ne, ich wollte jetzt in die Menge springen", lachte Aidan. „Bisschen Stagediving was?"
„Also ich würde dir das zutrauen", lachte ich und setzte mich erst auf den Rand der Bühne, bevor ich nach unten sprang.
„Klar, als Romeo wird man das doch wohl noch dürfen oder?", fragte Aidan grinsend.
Ich gesellte mich zu ihm und den anderen und legte einen Arm um Aidans Hüfte.
„Und zur Feier des Tages", sagte Jon grinsend und griff hinter sich, „Haben wir euch noch was mitgebracht." Er hielt plötzlich zwei Flaschen Champagner in der Hand und Roy hatte Plastikbecher in der Hand.
„Ich dachte es bringt Unglück vor dem ersten Auftritt zu trinken?", fragte Fiona skeptisch.
„Ach was, so ein abergläubischer Quatsch. Es hat noch nie geschadet, ein bisschen zu feiern. Das motiviert", winkte Roy ab und drückte schon jedem einen Becher in die Hand.
„Aber könnt ihr vorher nicht wenigstens die Kostüme ausziehen?", fragte Fiona weiter, die ganz offensichtlich Angst darum hatte, dass wir sie dreckig machen konnten.
„Denkst du wirklich, wir würden diese wunderschönen Kostüme dreckig machen?" Ich strich untermalend über den seidigen Stoff.
„So wie ihr euch heute anstellt: Auf jeden Fall! Und ich will nichts riskieren."
„Wo sie Recht hat, hat sie Recht", gluckste Roy und grinste uns schadenfroh an.
„Jaja, schon gut, wir gehen ja schon." Aidan zog mich mit sich und die anderen folgten uns.
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Smoke and Roses (Aidan Turner)
FanfictionLively hat es endlich geschafft. Sie hat die Hauptrolle in dem Stück Romeo und Julia ergattert, was sie schon immer inspiriert hat. Jetzt hat sie die Chance, sich zu beweisen. Dazu kommt, dass sie ihren ganz eigenen Romeo kennen lernt. Ihren Romeo...