Kapitel 33

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Das Taxi brachte mich in rasantem Tempo zu Grace, dass ich mich verkrampft am Sitz festhielt und befürchtete meine Sachen in den Kisten würden kaputt gehen. Wieso konnten Taxifahrer verdammt nochmal nicht wie anständige Menschen fahren?
Aber ich überlebte es.
Als ich klingelte und zunächst keiner aufmachte, warf der Taxifahrer mir schon einen tödlichen Blick zu, aber ich hatte die Schlüssel dabei. Immerhin er war freundlich genug, die Kisten nach drinnen zu bringen, aber vielleicht befürchtete er auch, ich würde selbst viel zu lange brauchen und mehr seiner wertvollen Zeit stehlen. Ich bezahlte und schon rauschte er mit brennenden Reifen davon.
"Liiiiv", rief eine Stimme von drinnen, "Was ist das?" Wie es schien war Grace Zuhause und hatte die Kisten entdeckt. Wahrscheinlich hatte sie sich eben im Bad versteckt gehabt oder sonst wo. Ich wandte der Straße den Rücken zu und lief nach drinnen. "Das sind meine Sachen von Sebastian."
"Und wieso bringst du sie hierher?" "Na, zu Aidan kann ich ja schlecht fahren."
Sie öffnete den Mund und schloss in wieder. Dann seufzte sie resigniert.
"Und wie bringen wir das in den ersten Stock?"
"Aufzug?"
Grace betrachtete den alten winzigen Aufzug skeptisch. "Komm schon, die Kisten sind ja nicht schwerer als wir und uns packt der auch. Mit Einkaufstüten"
"Stimmt auch wieder."

Zugegeben, die Bücherkiste war verdammt schwer. Wir müssten sie zu zweit hinein hiefen und wagten es nicht irgendetwas daneben zu stellen. Dabei konnte auch die Kiste keine 100 Kilo wiegen.
Grace bestand darauf, dass sie oben die Kisten annahm und den Aufzug wieder nach unten schickte, sodass ich ihn neu befüllen konnte.
Schnell waren die letzten Kisten oben und ich schlurfte resigniert die Treppen hoch.
Ich hatte keine Lust heute wieder hier zu schlafen. Nicht wegen Grace oder so, aber ich wollte zu Aidan zurück.
Ich hatte nicht geahnt, wie schnell man sich an einen Ort Zuhause fühlte und wie unerträglich es sein konnte, nicht dort zu sein.
Ich vermisste es sogar, Schränke zu öffnen und dann etwas darin vorzufinden, was nicht darein gehörte. Wie seine Einstecktuchsammlung in der Küchenschublade oder Servietten im Schlafzimmer.

Grace war gerade dabei die letzte Kisten zu stapeln und schaute ungeduldig auf ihr Handy. "Was ist los? Erwartest du ne Nachricht?", fragte ich und setzte mich auf einen niedrigen Kistenstapel.
"Ich, ehm...", murmelte sie erschrocken und versuchte das Handy hastig wegzustecken, aber es fiel ihr zu Boden.
Auf den Display sah ich WhatsApp und ganz oben standen, neben mir, Dean und Aidan.
Bevor ich sehen konnte, was sie mit Aidan schrieb, der ganz oben stand, hatte sie das Handy wieder in der Hand. Normalerweise hätte ich sie fragen sollen, was sie da mit Aidan schrieb, aber der zweite Name hatte mich in diesem Moment mehr interessiert.
"Aha! Dean also, du hast mir gar nicht erzählt." Ich sah sie eindringlich an und konnte das Grinsen auf meinem Gesicht gar nicht verstecken.
"Weil es nichts zu erzählen gibt. Wir sind einfach nur Freunde", bremste mich Grace aus und schaffte es, ihr Handy einzustecken.
"Das sehen wir ja noch. Am Anfang heißt es nur Freundschaft, aber dann..."
Grace schüttelte den Kopf. "Sei nicht albern, in ein paar Wochen ist er ohnehin wieder in Neuseeland."
"Das ist noch ewig hin und das heißt gar nichts. Du musst ihm nur einen Grund geben, hier zu bleiben."
Grace rollte mit den Augen, aber ich konnte sehen, dass ihr die Vorstellung gefiel. "So ein Blödsinn. Ich würde bestimmt nicht ans andere Ende der Welt ziehen und das würde er auch nicht."
Bevor ich etwas sagen konnte, machte ihr Handy ein Geräusch und sie sprang auf. "Lass uns auf die Terrasse gehen, es ist so schönes Wetter."
"Was? Wieso dieser Themenwechsel?"
Etwas Perplex ließ ich zu, dass sie mich mit nach draußen zog. Irgendetwas hier war ganz komisch.
Sie schob mich bis an den Rand und aufkeimenden Enthusiasmus machte mir ein bisschen Angst.
"Grace? Was geht hier vor?"
"Oh, gar nichts", sagte sie mit einem Grinsen, das ganz eindeutig das Gegenteil bewies.
"Graaaace."
Sie zuckte nur mit den Schultern und grinste weiter als käme gleich der Weihnachtsmann um die Ecke. Ich wollte schon auf sie zugehen, als jemand von unten rief.

Smoke and Roses (Aidan Turner)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt