Kapitel 18

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Ich erwachte am nächsten Morgen und lag in einem fremden Bett. Im ersten Moment fragte ich mich, wo ich war, aber dann erinnerte ich mich und drehte mich zu Aidan um. Er lag neben mir, ein Arm lag halb auf mir drauf und er schlief mit friedlichem Gesichtsausdruck. Ganz langsam hob und senkte sich sein Brustkorb.
Es reichte mir, ihn einfach anzusehen. Einfach mal jedes Detail von seinem Gesicht in mich aufnehmen und dieses friedliche Gefühl genießen. Als wäre ich endlich da angekommen, wo ich hingehörte.


Und vielleicht war ich das ja auch.
Vielleicht gehörte ich hierher, zu ihm. Hier war ich bedingungslos glücklich, hier war ich entspannt und dachte nicht daran zu flüchten. Ich fragte mich nicht, wie ich diesen Tag überstehen sollte, nein ich hoffte dass er nie enden würde. Ich streckte eine Hand aus und berührte Aidans warme Wange. Ich fuhr mit den Fingern über seinen Bart und ich versprach ihm, ich würde Sebastian loswerden. Ich würde alle alles für ihn zurück lassen, wenn ich dann nur für immer mit ihm zusammen wäre.


Ich verstand Julia plötzlich sehr gut. Auch sie wollte ihr Heim und ihre Familie zurücklassen, um bei Romeo zu sein. Sie sollte einen anderen heiraten, aber sie entschied sich für Romeo. Ich wusste genau, wie Julia sich gefühlt hatte. Ich verstand jetzt, was diese Liebe bedeutete, ich verstand, dass manchmal ein einzelner Mensch es wert war, alles zurückzulassen, weil er dich glücklich machte. Nicht nur ein bisschen, sondern richtig glücklich. Dieser Mensch war alles was man brauchte. Und wäre ich Julia gewesen, hätte ich es genauso gemacht wie sie. Nur hoffentlich ging unsere Geschichte besser aus als Shakespeares Tragödie.


Aidan öffnete langsam die Augen und blinzelte mich müde an. „Guten Morgen, Liebster", sagte ich und küsste ihn. Er lächelte müde und strich mir das Haar aus dem Gesicht. „So kann ich jeden Morgen aufwachen." Ich erwiderte sein Lächeln. „Ich auch, glaub mir, ich auch." Ich kuschelte mich in seinen Arm und wir blieben einfach im Bett liegen, weil es so schön war.


„Ich hoffe, du hast heute kein Familientreffen oder sowas?", fragte Aidan und streichelte mir Gedankenverloren über den Rücken. „Nein, keine Sorge. Heute ist einfach nur Sonntag", sagte ich lächelnd. „Okay." Einfach nur Sonntag, den ich einfach nur mit Aidan verbringen würde.

Aber irgendwann grummelte uns der Magen und den ganzen Tag im Bett zu liegen, war auch nicht das Wahre, also standen wir auf. Aidan lieh mir einen seiner Pullis, weil meine Bluse so zerknittert war und ich einfach was von ihm tragen wollte.


Ich Badezimmer machte ich mich schnell frisch. Mein Blick fiel auf meinen Bauch, auf dem auch blaue Flecken waren. Aidan, denn er hatte das natürlich auch bemerkt, hatte ich erzählt, dass ich über ein Kabel gestolpert war und er hatte mir geglaubt - wieso auch nicht, wo er doch nicht von Sebastians Existenz wusste - aber das war nur die halbe Wahrheit. Denn eigentlich hatte Sebastian mich bei unserem letzten Streit geschubst.


Hastig zog ich den Pulli wieder über um das zu tun, was ich die ganze Zeit machte - es einfach ignorieren. Ich war es schließlich mittlerweile gewohnt, dass mein Körper nicht so makellos war und ständig irgendwelche Male aufwies. Indem ich den Pulli herunterzog versteckte ich auch die Erinnerung daran tief in meinem Gehirn und konzentrierte mich auf das Hier und jetzt mit Aidan.


Ich verließ das Badezimmer und ging zu Aidan in die Küche. Hier war es auch nicht viel wärmer als in dem Rest des Hauses, denn offenbar war es in der Nacht sehr abgekühlt und die Wohnung gleich mit. Aidan hatte zwar schon die Heizungen aufgedreht, aber bis es richtig warm wurde dauerte das ja auch eine Weile.

„Kannst du mir irgendwas Warmes zu trinken machen?", fragte ich und setzte mich auf seine alte Sitzbank. „Äh, klar, Kaffee?" „Hast du auch Tee?" „Ähm...", etwas ratlos öffnete er die Schränke. „Du willst mir doch jetzt nicht sagen, du lebst in London und hast keinen Tee?", fragte ich empört.
„Doch dich, ich hab schon welchen, ich weiß nur nicht wo", sagte er und suchte weiter die Schränke ab.
Ich lehnte mich zurück und sah ihm bei seiner Suche zu. „Also für mich sieht das aus, als hättest du keinen Tee."

Smoke and Roses (Aidan Turner)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt