Kapitel 9

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Did my heart love till now? Forswear it, sight. For I ne'er saw true beauty till this night.
(Act I, Scene 5, line 52,53)

Am Abend der Party ging ich aufgeregt zu Grace. Ich hatte Seppel nichts von der Party gesagt und stattdessen behauptet einen Abend mit Grace zu verbringen. Er hatte sie zwar gewundert, wofür ich solche Kleider brauchte, aber ich hatte ihn überzeugen können. Um Punkt 17 Uhr stand ich vor ihrer Haustüre. Okay, es war fast halb sechs, aber so genau nahm ich das mit Zeiten nicht.
Strahlend öffnete Grace mir die Tür zu ihrer Wohnung.
„Liv, da bist du ja", sagte sie und zog mich rein. „Los jetzt, wir müssen uns fertig machen." Sie zog mich in ihr großes Badezimmer um das ich sie ein bisschen beneidete und schaltete Musik ein. Es lief Red von Taylor, von wem auch sonst.
"Dann zeig mal was du mir mitgebracht hast", verlangte sie zu wissen, "Oh und ich hab ein bisschen was zu knabbern", ergänzte sie. Sie hatte Tomate Mozzarella gemacht, schokoladenkekse und capri Sonne. Ja wir waren ein bisschen alt für capri Sonne, aber zum Teufel, es schmeckte einfach so gut.
Ich packte das Kleid aus und zeigte es ihr.
"Für ein rosa Kleid ist es echt schön", gab sie zu und nahm es an.
Dann zog ich das Kleid in beige heraus und präsentierte es Grace.
"Wow, das ist ja ein richtiges Lovestory Kleid!", sagte sie begeistert, "Aidan wird dich lieben. Du wirst wie eine richtige Julia aussehen." Das hoffte ich auch. "Das ist ja praktisch schon hollywoodreif. Also wenn du heute abend nicht nachhause kommst würde ich das nicht verübeln."
"Grace", unterbrach ich sie genervt, "Natürlich werde ich nachhause gehen. Ich hab immer noch einen Freund."
"Dann mach Schluss", nörgelte sie. Ich schüttelte den Kopf. Ich würde nicht so einfach Schluss machen. Aber Grace sagte nichts mehr.

Die Kleider waren schnell an, das schminken dauerte etwas länger und dann war das größte Problem die Haare. Grace mit ihren schulterlangen Locken wollte sie lieber offen lassen, aber ich schlug ihr vor wenigstens eine Strähne zu flechten und festzustecken. Meine Haare waren etwas länger also nahm Grace sie hinten zusammen und drehte sie nach oben auf. Dafür brauchte sie sehr viel länger als Jon, der das sicher mit einigen wenigen Handgriffen geschafft hätte. Die vorderen Strähnen ließ sie offen fallen.
Dann legte sie mir noch die Kette an und drückte mir einen dezenten Lippenstift in die Hand. Rot, aber nicht knallrot. Ich Griff nach der capri Sonne. Danke dem Strohhalm verschmierte auch der Lippenstift nicht.
Grace trug weiße Perlenohrringe, die zu dem Kleid passten, aber schwarze Pumps, weil sie weder welche in rosa noch weiß oder Silber besaß. Ich hatte tatsächliche beige hohe Schuhe gefunden.
"Okay Liv, du siehst einfach bezaubernd aus", sagte sie zufrieden und steckte sich einen Keks in den Mund.
"Du siehst auch toll aus, Grace." Das Kleid stand ihr wirklich gut und sie wirkte wie eine Prinzessin.
"Danke", sagte sie mit vollem Mund und spuckte einen Kekskrümel durch die Luft. Vielleicht sollte man den Teil mit der Prinzessin nochmal überdenken.
"Sorry." Aber dann mussten wir lachen und es flogen noch mehr Krümel durch die Luft.

Einige Zeit später liefen wir durch die Innenstadt auf der Suche nach dem Club. Wir beide kannten die Straße, aber wo genau dort wussten wir nicht. Nach einigem Suchen kamen wir endlich an und wurden eingelassen. Ich musste nur meine Mitgliedschaft am Theater bestätigen, aber dazu lag dort eine Liste vor.
Und drinnen, da sah es wirklich wie in einer anderen Zeit aus. An der Decke hingen schwere goldene Kronleuchter und an der Wand schwere Teppiche. Es spielte sogar ein richtiges Orchester und all die Leute in schicken Kleidern mit Masken brachten die richtige Stimmung.
"Wow, Liv, das ist die beste Party, auf die wir je gegangen sind", rief Grace begeistert.
"Oh ja, das ist der Wahnsinn", sagte ich staunend. Ein Kellner mit Sektgläsern, die mit einer fast schon leuchtend roten Flüssigkeit gefüllt waren kam vorbei und Grace schnappte sich gleich zwei Gläser.
"Auf deinen neuen supercoolen Arbeitsplatz", sagte sie lachend und wir stießen an.
Aber ich suchte mit den Augen schon nach Aidan. Ihn würde ich trotz Maske und Kostüm erkennen, das wusste ich. Ich nippte an dem Glas.
"Wow, was ist das denn?" es schmeckte sehr süßlich, prickelnd und stark nach Alkohol. Irgendeine Mischung aus Sekt und Cocktail, würde ich schätzen.
"Keine Ahnung. Aber das ist geil, ich muss mir ein paar davon besorgen bevor dir leer sind", sagte Grace, die schon ein halbes Glas runter gekippt hatte.
"Trink aber ja nicht zu viel." Sie winkte lachend ab. "Du kennst mich doch, ich vertrage viel."
Da entdeckte ich einen bekannten Kopf in der Menge. "Ich glaube, da ist Aidan." Sofort flog Grace' Kopf in die Richtung, die ich deutete.
"Wo? Wo ist er? Wo siehst du ihn? Der mit der blauen Maske?" Sie reckte den Kopf und versuchte ihn in der Menge zu erblicken.
"Denkst du er sieht mich?", fragte ich zögerlich. Ich wollte ihn sehen, aber ich wollte nicht zu ihm laufen. Aidan sollte mich von sich aus sehen. "Komm mit", sagte ich und zog Grace durch die Menge. Ich schob mich in Aidans Richtung, aber blieb in etwas Entfernung stehen.
"Das da ist er oder mit der blauen Maske?", fragte Grace. Ich nickte. Das war er. Schon querte uns der Keller von eben und Grace tauschte ihr leeres gegen ein volles Glas.
"Und du denkst er wird dich so erkennen?", fragte Grace und schaute unauffällig zu Aidan herüber.
"Wieso denn nicht?"
"Naja, du trägst eine Maske und die Haare hast du normalerweise immer offen." Ich war gar nicht auf die Idee gekommen, dass Aidan mich womöglich nicht erkennen würde. Aber zu meiner Überraschung war es nicht Aidan, der mir plötzlich auf die Schulter tippte.
Ich drehte mich um und erblickte Jon. Er hatte ein gewagtes Hemd in weinrot an und eine pechschwarze Maske. "Liv, wie schön dich zu sehen."
"Oh. Hi Jon. Das ist Grace, meine beste Freundin."
Grace gab ihm die Hand und musterte ihn mit unverhohlener Neugier. "Schön sie kennen zu lernen Jon."
"Ach, ich schlage vor wir duzen uns. Auf so einer Party wollen wir gar nicht mit sie anfangen."
Grace lachte und nickte. "Hervorragender Vorschlag. Das ist sonst immer so unpersönlich."
"Und das Kleid steht dir ausgezeichnet. Ich habe es mit Liv ausgesucht. Sie hat ein gutes Auge dafür."
Grace lachte. "Das wäre mir aber neu."
Ich warf ihr einen bösen Blick zu. "Und das da ist Lukas", fuhr ich fort. Lukas, der etwas hinter Jon stand und praktisch fast in schwarz war. Nur ein paar rote Akzente retteten das Outfit als Beerdigungsoutfit durchzugehen.
Lukas war mal wieder eher schweigsam und Jon zog ohnehin Grace' volle Aufmerksamkeit auf sich. Ich suchte derzeit nach Aidan in der Menge, aber es schien als wäre er verschwunden. Es war seltsam wie enttäuscht ich darüber war.
Ich beschloss mich wieder in das Gespräch zu integrieren. Grace und Jon redeten gerade über spanische Musik. Ich wollte gar nicht wissen, wie sie auf das Thema gekommen waren.
"Mein Bruder, Angel, er ist ein begandeter Sänger. Aber er ist seiner Muttersprache und Kultur treu. Singt nur in spanisch."
"Das ist so eine tolle Sprache. Ich würde gerne mal Lieder davon hören", sagte Grace. Nein, das wollte sie nicht wirklich. Das war so gar nicht ihre Musik.
"Ich würde dir ja etwas vorspielen aber hier drin ist es etwas zu laut", lachte Jon.

Smoke and Roses (Aidan Turner)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt