Kapitel 37

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Ich lag auf dem Sofa in Aidans Wohnzimmer und starrte gelangweilt auf den Fernseher. Es lief eine dieser Shoppingsendungen bei denen irgendwelche Leute Outfits kauften und präsentieren sollten. Man sollte meinen in der Adventszeit hätte man unglaublich viel zu tun und keine Zeit für Langeweile. Bei mir war das nicht so, was wohl daran lag dass ich keinen Job hatte. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, dass wir Romeo und Julia aufgeführt hatten, dabei war es gerade mal 2 Wochen her.
"Lass uns irgendwas machen", forderte ich und drehte den Kopf um Aidan anzusehen. Er saß neben mir und knabberte einen Schokoriegel.
"Was denn?", schmatze er und legte leicht den Kopf schief.
"Hmmm. Weiß nicht. Irgendwas halt."
"Fernsehen gucken ist auch irgendwas", erwiderte Aidan. "Dann halt nicht." Ich drehte meinen Kopf wieder weg.
"Okay, okay. Wir machen was. Eislaufen", schlug Aidan vor. "Ich kann nicht Eislaufen", stellte ich klar.
"Umso besser", sagte er gut gelaunt und stand auf. Er trug mal wieder Jogginghose und viel zu großes T-shirt aber irgendwie mochte ich den Look. Es hieß Zuhause und der Gedanke, dass Aidan Zuhause war, war immer noch ungewohnt schön.

"Was schaust du mich so an?", fragte Aidan nach einem Moment.
"Ach, einfach so."
Ich stand auf und schaltete den Fernseher aus.
"Okay, wo hast du deine Handschuhe?", fragte ich und öffnete den Schrank im Flur. Dort fand man in der Regel genau das was man brauchte, egal ob man es suchte oder nicht.
"Woher soll ich das denn wissen?"
"Ich weiß auch nicht, vielleicht weil es deine Wohnung ist?!", fragte ich belustigt.
"Sowas wie Handschuhe benutze ich aber nicht", sagte er und warf sich das letzte Stück des Müsliriegels in den Mund.
"Bist dafür zu männlich oder was?" Ich wühlte durch den Schrank auf der Suche nach Handschuhen aber anscheinend hatte er wirklich keine.
"Vielleicht." "Idiot", lachte ich und warf ihn mit einer Stricksocke ab.
Er verzog angewidert das Gesicht. "Das war die 10 Jahre alte Socke von meiner Oma."
Ich kicherte. "Na. Wenn Sie seit 10 Jahren im Schrank gammelt kann sie ja nicht so eklig sein."
Aber Aidan sah immer noch aus wie ein beleidigte Kind.
"Trotzdem. Behalt du sie doch, wenn sie dir so gut gefallen."
"Danke nein", lachte ich, "die können schön weiter gammelt." Und damit legte ich sie zurück in den Schrank.
"Aha. Du findest sie also auch eklig", stellte Aidan mit einem zufriedenen Grinsen fest.
"Wenn du meinst. Aber jetzt fahren wir Eislaufen." Ich trat zu ihm und setzte ihm eine der Mützen auf, die vermutlich genauso lange im Schrank lag wie Socken.
"Naww, du siehst süß aus mit Mütze."
Aidan schien davon allerdings nicht sonderlich begeistert. Was vielleicht auch nur daran lag, dass er es hasste süß genannt zu werden.
"Ich brauche keine blöde Mütze zum Eislaufen."
"Doch brauchst du. Sieh es einfach als Kompliment. Und jetzt komm, Wölfchen." Ich gab ihn einen Kuss auf die Wange und schon schaute er nicht mehr ganz so grummelte drein.

Wenig später saßen wir mit dicken Jacken, Mützen und Schuhen in Aidans kleinem Polo auf dem Weg in die nächste Eishalle.
Die Straßen waren wie immer voll und ich drehte am Radio herum in der Hoffnung dass etwas Gutes lief. Aber der eine Sender spielte blöde Weihnachtsmusik und im Nächten unterhielten sich zwei Typen über das perfekte Plätzchen Rezept.
"Kann nicht irgendjemand mal nicht über Weihnachten reden?", fragte ich genervt und schaltete das Radio wieder aus.
"Magst du denn kein Weihnachten?" wir blieben an einer Ampel stehen und Aidan sah mich erstaunt an.
"Doch, schon. Ich meine letztes Jahr war es schrecklich. Aber ich hasse es einfach wie jeder an Weihnachten einen auf Friede Freude Eierkuchen macht und mit Leuten redet die einem sonst am Arsch vorbeigehen."
"Sieh es mal so, es ist eine gute Gelegenheit sich mit Leuten zu versöhnen."
Ich rollte die Augen. "Dafür braucht man kein Weihnachten. Das kann man auch so machen. Diese geheuchelte Freundlichkeit ist doch zum Kotzen", grummelte ich und ließ meinen Blick über die Straßen wandern. Leute die Einkäufe machten für Menschen die sie nicht mal richtig kannten.
"Dann hast du sicherlich auch nicht vor quer durchs Land zu reisen und irgendwelche entfernen Verwandten zu besuchen oder?"
Ich drehte meinen Kopf wieder zu Aidan und zog die Augenbrauen hoch.
"Das musst du mich echt noch fragen?"
Es war schon schlimm genug gewesen als wir letzte Woche auf dem Geburtstag meiner Mutter waren und ich mich mit der ganzen Familie rumschlagen musste. Ich hatte mich zwar gefreut mein Eltern wieder zu sehen, aber das war auch schon alles.
"Gut", sagte Aidan zufrieden und fuhr los.
"Wieso gut?", fragte ich verwirrt.
"Ach nur so." vermutlich hatte er darauf genauso wenig Lust wie ich.
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Smoke and Roses (Aidan Turner)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt