Kapitel 15

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Aidan und ich saßen in einem Café und genossen den Donnerstagnachmittag. Das Café war gut besucht und wir warteten schon eine gefühlte Ewigkeit auf unseren Kuchen. Denn Aidan hatte ganz offensichtlich eine Schwäche für Schokolade und hatte nicht widerstehen können, sich einen Schokokuchen zu bestellen und ich hatte auch ein Stück genommen.
"Ich verhungere gleich", beklagte sich Aidan, obwohl er erst heute mittag ein Brötchen gefuttert hatte.
"Klar, du verhungerst", sagte ich sarkastisch.
"Doch wirklich."
"Willst du mal wissen, wie jemand aussieht, der wirklich verhungert? Da." Ich deutete auf einen Mann, der seine Tasse umklammerte und nervös eine der Bedingungen anstarrte. Aber natürlich wusste ich, dass er wahrscheinlich nicht wirklich Hunger hatte. Er sah eher aus als wäre er auf Entzug und war eben einfach dünn.
"Der verhungert nicht, die Bedienung ist einfach seine Exfreundin", gab Aidan unwirsch zurück.
"Und woher willst du das wissen?", fragte ich amüsiert. "Ich weiß es einfach."
"Kannst du jetzt Gedanken lesen wie Edward?"
"Ganz genau. Ich kann Gedanken lesen. Der heißt George. Und seine Exfreundin Sally. Und sie hat mit ihm Schluss gemacht, aber er hängt an ihr und stalked sie jetzt auf ihrer Arbeit, aber sie bedient ihn nicht Also kann der noch lange warten."
Im selben Moment ging die angebliche Sally zu dem besagten George und stellte ihm einen Teller hin.
"Das war wohl nix, Edward", lachte ich.
"Naja, vielleicht war das Signal Grade nicht so gut", sagte er und tippte gegen seinen Kopf.
"Signal? Liest Gedanken über Funk oder was?"
Aidan fing auch an zu lachen. "Vielleicht, ja."
"Na schön, was ist mit dem da. Was denkt der?", fragte ich und zeigte auf einen Mann, der mit zwei Mädchen am Tisch saß.
"Der hat seine beiden Töchter zum Wochenende hier. Seine Frau und er sind getrennt und jetzt kauft er ihnen, was sie haben wollen." Da die beiden Mädchen beide einen dicken Eisbecher vor sich stehen hatten, war das nicht mal so unwahrscheinlich. "Das war aber auch einfach."
"Aber die Mädchen nutzen das nur aus, weil sie geldgierige kleine Monster sind."
Ich verdrehte nur die Augen. "Das sind doch alle Kinder."
"Aber was ist mit der da?", fragte ich weiter und wählte dieses mal eine junge Frau aus, die telefonierte.
"Das ist Nancy. Nancy hat einen unglaublichen stressigen Job, deswegen raucht sie auch und hat keine Freunde."
"Das war böse! Nur weil sie alleine sitzt", sagte ich und sah ihn gespielt tadelnd an.
"Wieso, kann doch sein."
"Das ist aber eher unwahrscheinlich. Nur weil sie alleine sitzt."
"Dann denkt du dir was Besseres aus", sagte Aidan herausfordernd und lehnte sich zurück.
„Gut. Nancy ist ein gefragtes Model und telefoniert gerade mit ihrem Manager. Sie hat einen großartigen Job in London ergattert und wird heute Abend wieder Nachhause fliegen, deswegen war sie heute shoppen und verbringt noch ein bisschen Zeit im Cafe.“
„Die sieht aber nicht wirklich aus wie ein Model.“
„Sie ist dünn“, sagte ich und zuckte mit den Schultern, „Und sonst nehmen die doch jeden als Model. Wenn die ein hässliches Gesicht haben wird halt gesagt, dass sie außergewöhnlich sind und auffallen.“
Aidan hob die Hände. „Keine Ahnung. Mit sowas kenne ich mich nicht aus.“
„Doch, bei Britain’s got Talent ist das so.“
Aber ich ging nicht davon aus, dass Aidan das jemals geschaut hatte.
Im selben Moment kam die Bedienung, die Aidan fälschlicherweise Sally genannt hatte und brachte uns den Kuchen.
„Danke Amanda“, sagte ich.
„Oh, Lively, du bist’s. Lasst es euch schmecken“, sagte Amanda und warf Aidan diesen der-sieht-gar-nicht-schlecht-aus Blick zu.
„Du kennst die?“, fragte Aidan ungläubig.
„Jap. Sie schauspielert auch und jobbt nebenbei. Und sie hat eine glückliche Beziehung.“
„Hmpf.“
„Tut mir leid, Edward, aber Gedankenlesen kannst du nicht.“
Aidan pikste sich beleidigt ein großes Stück auf die Gabel und steckte sie in seinen Mund. „Der fmeckt aber gut“, schmatzte er fröhlich und aß weiter.
Ich musste grinsen und nahm auch ein Stück. Es war komisch, aber ich fand es einfach super süß, dass er schmatzte. Und er hatte Recht, der Kuchen schmeckte gut.

Aidan hatte sein Stück in Windeseile verschlungen und lehnte sich zufrieden grinsend zurück. Aber dann schien ihm etwas einzufallen und er holte schnell sein Handy raus.
„Was ist los?“, fragte ich.
„Es ist ja schon fast halb fünf. Ich muss gleich los.“
„Ach ja, stimmt. Wer ist eigentlich dieser Freund, den du triffst?“ Aidan hatte erzählt, dass ihn ein Freund aus Neuseeland besuchen würde. Angeblich drehte die Serie, in der mitspielte, ein paar Folgen in London und er würde ein paar Wochen hier sein.
„Oh, er heißt Dean O‘Gorman“, sagte Aidan.
„Er hat Fili gespielt oder?“ Aidan nickte. „Genau der.“ Ich hoffte, dass ich ihn auch einmal treffen konnte.
„Und wie lange bleibt er?“
„Weiß nicht genau. Nach dem Dreh will er noch etwas hierbleiben, hat er gesagt.“ Ich schob mit der Gabel ein paar Krümel auf dem Teller hin und her.
„Das ist doch schön, dann könnt ihr euch etwas öfters sehen.“
Aidan nickte und er sah aus, als freute er sich. Er sah nochmal auf sein Handydisplay. „Jetzt muss ich aber los“, sagte er und sah mich unsicher an.
„Ja, worauf wartest du dann?“ Er lachte und zuckte mit den Schultern. Er klatschte das Geld auf den Tisch und zusammen verließen wir das Café.
„Morgen sehen wir uns aber oder?“, fragte ich, als wir draußen standen.
„Ja, natürlich. Morgen spielen wir doch die tollen Todesszenen“, sagte Aidan und grinste.
„Ach stimmt ja.“ Wahrscheinlich würde das ziemlich lustig werden. Aidan küsste mich zum Abschied, bevor er ging um Dean O‘Gorman zu treffen.

Smoke and Roses (Aidan Turner)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt