Kapitel 7

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„Also, Liv, was meinst du?"
Aidans Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Wir standen mal wieder zusammen im Raum und probten. Ich wusste noch, dass Roy irgendetwas gesagt hatte von wegen, ich sollte etwas mehr gestikulieren und dann hatte auch Aidan etwas gesagt, aber ich hatte einfach nicht zugehört. Ich hatte nur daran gedacht, dass er mich - auch wenn wir für einen Moment aufgehört hatten zu spielen - nicht losgelassen hatte.
„Was ist?", fragte ich.
„Ich wollte nur wissen, was du davon hältst."
„Wovon?", fragte ich etwas peinlich berührt. Wieso hatte ich auch nur an seine Hand auf meinem Rücken gedacht. Hoffentlich wurde ich nicht rot.
Aidan runzelte die Stirn. „Hast du mir überhaupt nicht zugehört?"
„Nein, sorry. Aber bevor du dich beschwerst, du hast mir gestern auch nicht zugehört", erwiderte ich. Tatsächlich hatte er mit einem kecken Grinsen gesagt „Du hast mich abgelenkt." Ich wollte gar nicht wissen, auf welche Weise ich ihn abgelenkt hatte, wenn er mir ganz offensichtlich nicht zugehört hatte.
„naja, macht ja nichts", sagte er mit einem wissenden Lächeln, „Ich hab nur gemeint, dass es vielleicht besser ist, wenn wir zuerst richtig tanzen, bevor wir anfangen zu reden. Ist ja schließlich auf einem Ball."
Ich versuchte meine Entscheidung zu fällen, ohne den netten Nebeneffekt zu beachten, dass ich mit Aidan tanzen könnte. „Wieso nicht? Auch wenn man eigentlich erst redet und dann tanzt, oder nicht?"
„Romeo und Julia reden ja in der Szene sowieso nicht viel miteinander", sagte Roy nachdenklich, „Da würde es passen, wenn man das ein kleines bisschen mit Tanz streckt, oder nicht? Man soll euch beide doch in voller Blüte erleben."
„Na gut, also von mir aus können wir das gerne machen."
„Sehr gut, sehr gut." Roy lehnte sich zufrieden zurück und schlürfte seinen Earl Gray. „Ihr tanzt dann bitte auf der Stelle, später werden ja einige Leute mehr auf der Bühne stehen. Genaugenommen nach dem Mittagessen."
„Okay, wollen wir dann, Miss Capulet?", fragte Aidan und hielt auffordernd eine Hand hin, während die andere bereits an meinem Rücken lag. Ich ergriff sie und legte meine rechte Hand auf seine Schulter. Ich begann etwas holprig, weil ich keinen Takt hatte, aber ließ mich von Aidan führen, der etwas sicherer war.
„Ihr soll euch dabei schon drehen!", rief Roy und gleich korrigierte Aidan das und wir drehten uns mehr oder weniger auf der Stelle.
„Ja, das sieht doch gut aus...Ich denke so um die 4 bis 5Umdrehungen sollten genügen, aber das muss ich mir nachher im Ganzen ansehen. Macht jetzt noch drei und dann weiter im Text", wies uns Roy an.
Nur das wir mittlerweile sicher schon ei 10 angekommen waren. Ich zählte im Kopf bis drei und dann blieben wir stehen, auch wenn wir die Haltung nicht aufgaben. Um mich herum drehte sich alles. Aidan ging es nicht besser und er brachte erst nur ein „Ähm...", heraus bevor er sich an seinen Text erinnerte, der auch noch falsch war.
Roy fing an zu lachen. „Ihr seid wohl keine Tänzer was?"
Nein, nicht wirklich. „Es ist eine Weile her", sagte Aidan peinlich berührt. Er war eigentlich ein guter Tänzer, soweit ich wusste. Ich hatte immerhin die Ausrede, dass ich nicht besonders oft tanzte. Wahrscheinlich konnte man das an zwei Händen abzählen.
„Versucht's einfach noch mal", sagte Roy grinsend.

~

Später am Tag stießen noch ein paar andere hinzu und wir probten die ersten Szene alle zusammen. Irgendwie war ich entspannter, wenn Aidan und ich nicht alleine vorne standen. Ich wusste selbst nicht genau, woran es lag, aber es fühlte sich an, als wäre zwischen uns eine Spannung, wenn wir alleine hier oben standen.
Als ich dann das Theater verließ, rief Jon mir noch zu, dass wir morgen ein Kostüm anprobieren würden, was in seinem Erachten unbeschreiblich toll an mir aussehen würde.
„Das sehen wir ja noch!", antwortete ich darauf nur.
„Ja, das werden wir auch", sagte Jon und strahlte. „Ich hab es gesehen, es wird wirklich sehr schön werden. Das ist natürlich das Ballkleid. Das ist immer am aufwendigsten."
„Und wahrscheinlich auch das Unbequemste", gab ich zurück.
Jon lachte kurz. „ja, das wohl auch." „Siehst du."
„Aber die anderen Kleider werden sicher angenehm zu tragen. Darauf kannst du uns ruhig vertrauen", sagte Jon und strich sich die Haare zurecht.
„Na, das hoffe ich doch. Wir sehen uns dann morgen", verabschiedete ich mich noch und ging dann nach Hause. Heute war einer der Tage, an denen Aidan noch etwas länger blieb als ich und ich somit alleine den Weg antrat. Es passierte immer mal wieder, dass ich ohne Aidan ging, aber irgendwie fühlte es sich jedes Mal komisch an.

Smoke and Roses (Aidan Turner)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt